Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tochter des Hauslehrers (German Edition)

Die Tochter des Hauslehrers (German Edition)

Titel: Die Tochter des Hauslehrers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
Vom Netzwerk:
hoffe nur, dass du uns mit diesem Klettergerüst nicht in Schwierigkeiten bringst.«
    Für Henry waren diese Worte ein schwerer Schlag; er konnte nur hoffen, dass sie nicht stimmten. Als er Miss Smallwoods bekümmerten Blick sah, sagte er: »Wenn es Folgen hat, hoffe ich, dass sie mich allein treffen und nicht euch alle.«
    Julian warf ihm einen schiefen Blick zu; in seinen Augen glitzerte das Sonnenlicht und tönte sie eisblau. »Sei vorsichtig mit deinen Wünschen.«
    Rowan, der die ganze Zeit über den Turm betrachtet hatte, sagte: »Du kennst doch den anderen Ausdruck für einen Galgen?«
    Henry runzelte die Stirn über diesen offensichtlichen Themenwechsel. »Was meinst du?«
    Rowan erwiderte nichts, doch Miss Smallwood sagte ruhig: »Derrick.«
    Derrick … das Wort hallte lang in Henry nach. Der Name des berüchtigtsten Strandräubers der Gegend. Derrick Teague.
    Kurz darauf verkündeten Julian und Rowan ihre Absicht, den Tag für einen Ausflug ins Dorf zu nützen. Sie luden Emma ein, sie zu begleiten, doch diese lehnte höflich ab. Die beiden Jungen machten sich in freudiger Erwartung auf den Weg; Emma und Henry standen schweigend nebeneinander und blickten ihnen nach.
    Emma wollte sich gerade entschuldigen und ins Haus zurückkehren, als sie sah, dass der Eselkarren den Weg heraufgerumpelt kam. Als er an den Jungen vorbeifuhr, drehte Rowan sich um und deutete in ihre Richtung. Der Fahrer dankte ihnen und hielt auf sie zu; er schien weder einen Passagier noch eine Fracht bei sich zu haben.
    Henry rief: »Was ist los, Tommy?«
    Der junge Mann zog einen Brief aus der Tasche und schwenkte ihn. »Eine Botschaft für einen Mr oder eine Miss Smallwood.«
    Als der Esel vor ihr stehen blieb, trat Emma zu dem Fahrer. »Ich bin Miss Smallwood.«
    Er gab ihr den Brief. Emma erkannte die Handschrift sofort.
    »Er ist von Tante Jane.«
    Henry zog eine Münze heraus und gab sie dem Fahrer.
    »Danke«, sagte Emma, die Augen fest auf den Brief geheftet, während sie ihn öffnete. »Ich werde es Ihnen drinnen zurückgeben.«
    »Nicht nötig. Ich hoffe, es ist alles in Ordnung.«
    Emma überflog den Brief und sah ihn erstaunt an. »Sie ist im Gasthaus in Stratton. Du meine Güte!«
    Während der Eselkarren wieder fortrumpelte, las Emma den Brief noch einmal langsam durch.
    Hallo meine Lieben,
    ich habe eine ungeplante Reise nach Cornwall unternommen, um eine von meinen Schülerinnen nach Hause zu begleiten (ihre Mutter ist krank und hat nach ihr geschickt). Da ich schon einmal hier bin, dachte ich, wir könnten uns vielleicht treffen.
    Aus euren Briefen habe ich herausgelesen, dass unerwartete Gäste auf Ebbington Manor nicht immer willkommen sind, deshalb hielt ich es nicht für ratsam, einfach so bei euch aufzutauchen. Ich erwarte euch also hier. Meine Kutsche nach Hause geht erst um zwei Uhr heute Nachmittag. Ich verstehe gut, wenn ihr euch nicht losmachen könnt, aber wenn es doch möglich ist, würde ich mich sehr freuen, euch kurz zu sehen. Wie auch immer, es geht mir gut und ich vermisse euch beide.
    In Liebe
Jane
    Henry fragte: »Warum ist sie nicht hergekommen?«
    »Sie wollte nicht einfach unangemeldet hereinschneien. Sie fand es dreist …«
    »Sie meinen, Sie haben ihr geschrieben, wie Sie und Ihr Vater hier bei der Ankunft aufgenommen wurden?«
    Emma biss sich auf die Lippe. »Ich fürchte, ja.«
    »Jane Smallwood wäre höchst willkommen, das kann ich Ihnen versichern«, sagte Henry.
    »Danke.« Emma sah auf die Uhr und runzelte die Stirn. Der Vortrag, den ihr Vater und der Vikar besuchten, fand mehrere Stunden entfernt statt; die beiden würden erst am Spätnachmittag zurückkommen. »Ihre Kutsche geht in drei Stunden«, sagte Emma. »Wenn ich warte, bis Vater zurück ist, verpasse ich sie.«
    »Kommen Sie.« Henry winkte ihr. »Wir gehen zum Stall. Ich fahre Sie hin.«
    Emma wollte protestieren. »Das ist sehr freundlich von Ihnen, aber …«
    »Kein Aber, Miss Smallwood. Sie müssen Ihre Tante sehen. Ehrlich gesagt würde ich sie selbst gern wiedersehen. Wenn Sie also nichts dagegen haben, begrüße ich sie kurz; dann werde ich die beiden Damen selbstverständlich alleine lassen.«
    »Natürlich, gern, wenn Sie möchten. Ich bin sicher, sie freut sich ebenfalls, Sie wiederzusehen.«
    Kurz darauf befanden Emma und Henry sich auf dem Weg nach Stratton. Sie hatten den offenen, zweirädrigen Zweispänner genommen, der von zwei schlanken Rotschimmeln gezogen wurde. Nach knapp fünfzehn Minuten Fahrt in der

Weitere Kostenlose Bücher