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Die Tochter des Hauslehrers (German Edition)

Die Tochter des Hauslehrers (German Edition)

Titel: Die Tochter des Hauslehrers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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hinausgeschoben.
    Sie hatte gerade erst Zutrauen zu ihm gefasst, ihr Vertrauen war noch ganz frisch und sehr verletzlich. Deshalb hatte er gehofft, den Schuldigen zu finden, bevor er ihr den perfekten Grund lieferte, ihn zu verdächtigen. Welch eine Erleichterung, dass er es ihr endlich gestanden hatte!
    Als Henry Adams Tür öffnete, blickte sein Bruder von einer Reihe Soldaten zu ihm auf.
    »Adam. Ich vermisse etwas und wollte dich fragen, ob du mir helfen kannst, es zu finden. Hast du ein schlankes grünes Fläschchen gesehen, etwa so groß?«
    Adam ließ den Kopf sinken; seine schuldbewusste Miene weckte böse Vorahnungen in Henry. Adam stand auf und ging mit kleinen, steifen Schritten quer durch das Zimmer zu einem kleinen Koffer, der auf einem Beistelltischchen stand und die Sachen enthielt, mit denen er angereist war. Er öffnete den Deckel.
    Mit dem Rücken zu Henry fragte Adam: »Hat es ihr gehört? Unserer Mutter?«
    » Unserer Mutter …« Es war ein Schmerz und eine Befriedigung zugleich, diese Worte von einem anderen Menschen zu hören.
    »Ja.«
    Adam drehte sich um; er hielt das Parfumfläschchen in beiden Händen. »Es riecht wie sie.«
    »Ich weiß.«
    Adam gab es ihm. »Tut mir leid.«
    Henry wollte ihm am liebsten ganz schnell sagen, dass alles vergeben und vergessen sei und er nicht mehr daran denken solle, doch dann biss er sich auf die Zunge. Er musste alles wissen. Wenn Adam dieses eine Ding genommen hatte, hätte er dann nicht auch die anderen Sachen nehmen können? Immerhin besaß er den Rest des Schachspiels. Und wenn er fähig war, das Parfum zu nehmen – ein Bagatelldiebstahl, wessen war er dann noch fähig?
    »Danke«, sagte Henry. »Phillip möchte das Fläschchen gern sehen, aber dann gebe ich es dir zurück, ja?«
    Adam nickte.
    Henry seufzte. »Ich frage nur ungern, Adam, aber hast du zufällig auch eine Schachfigur aus meinem Zimmer genommen? Die weiße Königin, die zu dem Spiel gehört, das Miss Smallwood dir geliehen hat?«
    Adam blickte mit großen blauen Augen zu ihm auf. »Die Figur ist verloren gegangen, sagt Emma.«
    »Ja, nun …« Was war er doch für ein Heuchler, Adam irgendetwas vorzuwerfen! »Ich wollte sie ihr zurückgeben …« Sieben Jahre zu spät . »Aber jetzt ist sie aus meinem Zimmer verschwunden. Hast du sie irgendwo gesehen?«
    Adam schüttelte den Kopf. Das kam so schnell, so arglos, dass Henry ihm nur zu gern glauben wollte.
    Er blickte auf die Zeichnungen, die an den Wänden hingen und ordentlich auf dem Tisch gestapelt waren, und blätterte ein paar davon durch. Schwer zu sagen, ob sie im gleichen Stil gezeichnet waren wie die enthauptete Königin.
    Er zwang sich zu fragen: »Nur noch eins, Adam. Ich weiß, dass du gern zeichnest. Hast du zufällig … äh … eine deiner Zeichnungen Miss Smallwood gegeben?«
    Adam zog verwirrt die Brauen hoch. »Möchte Emma denn eine?«
    »Nein. Das heißt … egal.«
    Henry bedankte sich noch einmal bei Adam und ging dann auf sein Zimmer.

19

    Die Halbinsel Cornwall … diese alte Todesfalle für Segelschiffe
mit ihrem Saum aus schwarzen Klippen und wellenumtosten Riffen,
an denen unzählige Seeleute den Tod gefunden haben.
    Sir Arthur Conan Doyle
    Zwei Tage später beobachtete Emma aus der Ferne vom Fenster des Schulzimmers die Vorgänge unten an der Küste. Henry Weston stand bei Mr Davies und schaute mit ihm zusammen auf eine große Papierrolle – Baupläne, nahm sie an –, während mehrere Arbeiter Holz von einem Eselkarren abluden. Sie fragte sich, was sie wohl vorhatten. Mr Davies hatte ihrem Vater von Mr Westons Plänen, ein Bauwerk auf der Landzunge zu errichten, erzählt, doch er war nicht auf Einzelheiten eingegangen.
    Ihr Vater beendete den Vormittagsunterricht und entließ die Jungen in eine zweistündige Pause. Julian machte sich auf die Suche nach Lizzie, und Rowan erklärte, das Licht sei genau richtig zum Malen und er würde nach draußen gehen.
    Emma hatte Hunger und ging nach unten ins Büro des Verwalters in der Hoffnung, dass noch etwas von dem Kaffee und den Käsebrötchen für die Lieferanten, die vormittags kamen, übrig war.
    Auf dem Flur vor dem Büro blieb sie abrupt stehen, als sie hörte, dass das Büro besetzt war. Ein Mann saß darin; er trank Tee und las Zeitung. Emma hatte Davies vorhin draußen mit Henry gesehen, sonst wäre sie gar nicht nach unten gegangen. »Entschuldigen Sie«, sagte sie, als sie den rothaarigen Mr Teague erkannte.
    Er hob den Kopf, nickte kurz und trank einen

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