Die Tochter des Hauslehrers (German Edition)
eleganten, leichten Kutsche waren sie am Ziel.
Vor dem Gasthaus am Ende der High Street winkte Henry einen Stallknecht heran, gab ihm die Zügel und sprang herunter, um Emma beim Aussteigen zu helfen.
Hinter ihnen öffnete sich die Tür des Gasthauses und Jane Smallwood trat heraus; sie hatte offenbar gesehen, dass sie da waren. »Emma!« Strahlend, mit ausgestreckten Armen, kam sie auf sie zu.
Emma umarmte sie und spürte, wie ihr Tränen in die Augen traten. Ihr war gar nicht bewusst gewesen, wie sehr sie ihre Tante vermisste.
Dann fiel ihr Henry ein und sie drehte sich um. »Du erinnerst dich doch sicher an Mr Weston.«
»Natürlich.« Jane Smallwood lächelte. »Schön, Sie wiederzusehen, Henry.«
»Und Sie erst, Miss Smallwood. Sie sehen gut aus! Wie geht es Ihnen?«
»Sehr gut, danke. Und jetzt, da ich meine liebe Nichte wiedersehe, noch besser. Danke, dass Sie sie hergebracht haben.«
»Gern geschehen. Es tut mir leid, dass Mr Smallwood heute nicht zu Hause ist. Können Sie nicht ein bisschen länger bleiben? Sie sind jederzeit auf Ebbington Manor willkommen …«
»Danke, nein. Ich habe die anderen Mädchen in der Obhut meines Hausmädchens und Mrs Malloys gelassen – Sie erinnern sich doch an Mrs Malloy?«
»Ja, eine äußerst fähige Frau.«
»Ja, das ist sie. Aber sie hat ihre Pflichten als Köchin und Haushälterin für die Mieter meines Bruders, deshalb konnte ich sie nicht bitten, länger zu bleiben. Trotzdem vielen Dank.«
»Gern. Ich lasse Sie beide jetzt allein.« Henry wandte sich an Emma. »Und, Miss Smallwood, Sie dürfen Ihrer Tante gern von Adam erzählen. Ich vertraue Ihrer Diskretion.« Er richtete sich auf. »Ich komme um zwei Uhr, um mich zu verabschieden und Emma zu holen.«
Jane lächelte wieder. »Das ist sehr nett von Ihnen, Henry. Danke.«
Sie blickte ihm gedankenvoll nach, als der große junge Mann davonging.
»Was für eine angenehme Überraschung.«
»Ja«, sagte Emma. »Mr Weston steckt voller Überraschungen.«
»Wirklich?« Jane zog eine Braue in schwindelerregende Höhen.
Emma beeilte sich zu erklären, dass sie lediglich seine Pläne gemeint hatte, und beschrieb ihr seinen Wachturm und seine Arbeit im Dorfgemeinderat.
»Sehr beeindruckend, das stimmt«, meinte ihre Tante und öffnete Emma die Gasthaustür. »Ihr beiden kommt besser zurecht als erwartet, wie es scheint?«
»Ja, ich glaube auch.«
Die beiden Damen gingen ins Gasthaus und setzten sich an den Tisch, an dem Jane ihre Reisetasche und ihren Mantel liegen gelassen hatte. Jane bestellte ein paar Erfrischungen, dann fragte sie Emma: »Und wer ist dieser Adam, von dem Henry gesprochen hat?«
Emma beugte sich vor und erzählte ihr alles, was sie von Adam Weston wusste. Zum Schluss sagte sie: »Ich wollte dir eigentlich von ihm schreiben, aber dann hatte ich Bedenken, dass der Brief fehlgehen könnte. Ich habe es nicht einmal Vater gesagt.«
Jane nickte. »Ich bin überrascht, dass Lady Weston denkt, die Angelegenheit geheim halten zu können, nach allem, was passiert ist.«
»Leider möchte sie das tatsächlich.«
»Ja. Was meint Phillip denn dazu?«
Emma hatte in einem ihrer Briefe erwähnt, dass Phillip aus Oxford zurückgekehrt war. Sie antwortete: »Er sagt, er fühle sich in einer Zwickmühle zwischen den Wünschen Henrys für Adam und den Wünschen von Lady Weston.«
Jane wirkte plötzlich abwesend. »Das kann ich gut nachvollziehen. Wie seltsam, plötzlich einen Bruder zu haben, von dem man nie etwas gewusst hat.«
Dann wandten die beiden Smallwood-Damen sich anderen Themen zu. Emma berichtete von der bemerkenswerten Besserung des Gemütszustands ihres Vaters und Jane erzählte Neuigkeiten aus Longstaple. Ihre Mieterin, Mrs Welborn, hatte ihre unverheiratete Schwester zu sich geholt, damit sie ihr mit den Kindern helfen konnte. Und Mr Gilcrest hatte die Schmiede verkauft und eine größere in Plymouth erworben.
»Das tut mir leid zu hören«, sagte Emma und dachte, dass mit seinem Fortgehen jede Hoffnung schwand, dass sein Cousin und Janes früherer Bewunderer, Mr Farley, Longstaple noch einmal besuchen würde. Wie schade!
Der Gastwirt brachte ihnen Tee und eine leichte Mahlzeit und sie setzten ihr Gespräch fort. Die Zeit verging wie im Flug und schon zu bald wurde Janes Kutsche aufgerufen.
Henry erschien wie versprochen und trug Janes Tasche hinaus. »Ich habe Emma aufgetragen, Sie zu bitten, doch nach Ebbington Manor zu kommen, wann immer Sie Zeit haben. Bitte verstehen Sie das als
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