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Die Tochter des Hauslehrers (German Edition)

Die Tochter des Hauslehrers (German Edition)

Titel: Die Tochter des Hauslehrers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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Nicken.
    Das Lächeln des Mannes breitete sich über sein ganzes Gesicht aus. »Ich habe gehört, dass es Neuankömmlinge auf Ebb'ton gibt, aber nicht, dass einer von ihnen so hübsch ist.«
    Mit brennenden Wangen wandte Emma sich ab. In dem Bewusstsein, dass sein Blick ihr folgte, trat sie an das Buffet und stellte sich verlegen ein kleines Frühstück zusammen. Doch wie sollte sie es schaffen zu essen, wenn der Mann sie weiter beobachtete?
    Aber kaum hatte sie ihren Teller auf den Tisch gestellt, erhob er sich auch schon.
    »Dann bis zum Ersten, Davies. Und ich werde keinen Tag länger warten.«
    Davies seufzte schwer. »Ich werde tun, was ich kann.«
    Mit einem Grinsen in ihre Richtung tippte sich der Rothaarige knapp an die Mütze und ging hinaus.
    Davies fragte rasch, ob sie alles habe, was sie brauche, dann entschuldigte er sich ebenfalls.
    Emma frühstückte allein.
    Als sie kurz darauf das Büro des Verwalters verließ, stieß sie zu ihrer Überraschung auf ihren Vater, der gerade seinen Mantel zuknöpfte und seinen Spazierstock aus dem Ständer neben der Hintertür nahm. Sie hoffte sehr, dass er nicht jetzt schon seine Pflichten vernachlässigte.
    »Guten Morgen, Papa.«
    »Ah, Emma! Guten Morgen.«
    »Wo willst du denn hin?« Sie machte sich darauf gefasst, an seiner Stelle den Morgenunterricht halten zu müssen, litt aber jetzt schon unter dem Gedanken, was Lady Weston wohl sagen würde, wenn sie das hörte.
    »Ich mache einen Morgenspaziergang. Rowan und Julian sind mit dem Pfarrer in der Bibliothek.«
    »Missfällt es dir?«, fragte sie sanft.
    »Ganz und gar nicht«, erwiderte er. »Ich bin sicher, das Latein und ganz bestimmt das Griechisch des Pfarrers sind meinen Kenntnissen auf diesem Gebiet bei Weitem überlegen.«
    Emma war überrascht, dass ihr Vater das einfach so zugab.
    »Auf alle Fälle«, fuhr er fort, »werde ich meine freie Zeit nutzen, um die Gegend hier besser kennenzulernen. Möchtest du mich begleiten?«
    »Nein danke, Papa.«
    »Du weißt nicht, was dir entgeht, meine Liebe. Das Grundstück erstreckt sich bis an die Klippen, die senkrecht zum Atlantik hinunter abfallen – Wellen, die sich am Strand brechen, frische Meeresluft. Ganz anders als in Longstaple, sage ich dir! Es ist ungemein anregend, Emma. Du musst es unbedingt sehen!«
    Ihr Vater sah schon jetzt viel besser aus, entweder von seinem Spaziergang am Vortag oder vor Vorfreude auf den heutigen Spaziergang. Wie auch immer, er wirkte wacher und lebendiger, als sie ihn in den letzten Monaten gesehen hatte.
    »Das werde ich«, versicherte sie ihm. »Aber nicht heute. Ich habe gestern gute Fortschritte mit dem Ordnen des Schulzimmers gemacht und es kommt mir sehr gelegen, dass es heute Vormittag nicht benutzt wird.«
    Schuldgefühle nagten an ihr. War sie nicht mitgekommen, um ihren Vater zu unterstützen? Sie würde in Zukunft auf jeden Fall mehr Zeit mit ihm verbringen müssen.
    Sie bat ihn noch, in der Nähe der Klippen vorsichtig zu sein, dann blickte sie ihm nach, wie er davonging. Schließlich drehte sie sich um und ging durch den Flur in die Halle. Da sie niemanden sah, schlich sie leise zur Tür der Bibliothek, die nur angelehnt war.
    Sie spähte hinein. Drinnen am Tisch saßen Rowan und Julian, über Papier gebeugt, mit gezückten Federhaltern, und übersetzten einen Text – nahm sie jedenfalls an. Vor ihnen schritt ein stattlicher, fast schon etwas übergewichtiger Mann auf und ab. Er hatte kastanienbraunes Haar, das beinahe, wenn auch nicht ganz, seine abstehenden Ohren bedeckte, und trug einen schwarzen Überrock, eine schwarze Hose und den weißen Klerikerkragen.
    Plötzlich blieb er stehen, verschränkte die Arme und betrachtete seine Schüler. Aus dieser Position konnte sie sein Gesicht besser sehen. Seine Nase war wohlproportioniert, sein Mund groß, seine Oberlippe wies einen schönen, klaren Amorbogen auf. Ein angenehmes Gesicht, dachte Emma, wenn auch nicht ganz so gut aussehend, wie Lizzie sie hatte glauben machen wollen.
    Anscheinend gelangweilt oder aus einem anderen Grund gewillt, den Unterricht zu beenden, knüllte er ein Blatt Papier zusammen und warf es nach Rowan.
    Emma runzelte die Stirn; Rowan, der überrascht aufblickte, ebenfalls.
    Mr McShane sagte: »Ich wollte nur prüfen, ob du wach bist.«
    »Das bin ich. Aber das hier ist verdammt schwierig.«
    »Selbstverständlich«, entgegnete er trocken. »Das sind die meisten Dinge, die die Beschäftigung überhaupt lohnen.«
    Rowan verzog das Gesicht und

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