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Die Tochter des Hauslehrers (German Edition)

Die Tochter des Hauslehrers (German Edition)

Titel: Die Tochter des Hauslehrers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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sämtlich noch Jugendliche gewesen … doch eingedenk Lizzies Bekenntnis', dass sie keine Geheimnisse wahren konnte, beschloss sie, lieber nichts zu sagen, was weitererzählt und dabei verfälscht werden konnte.
    An Phillips Zimmer war nichts Besonderes, doch Lizzie hielt sich trotzdem ziemlich lange darin auf.
    Während seiner langen Abwesenheit wurde der Raum von fleißigen Hausmädchen blitzsauber gehalten; die Fensterläden waren geschlossen zum Schutz vor der schädlichen Wirkung der Sonnenstrahlen.
    In Henrys Zimmer befanden sich ein Schreibtisch und ein Beistelltisch voller Bücher. Papierstapel, gebrauchte Federn und Tintenfässer bedeckten sämtliche Oberflächen. Emma fragte sich, wie das Hausmädchen hier drin wohl abstaubte.
    Lizzie, die ihrem missbilligenden Blick folgte, sagte: »Das ist noch gar nichts, du solltest sein Arbeitszimmer sehen.«
    Emma fragte: »Und was würden Phillip oder Henry sagen, wenn sie dich in ihrem Zimmer vorfänden?« Ganz zu schweigen von mir , dachte sie dabei.
    Lizzie zuckte die Achseln. »Ich glaube nicht, dass es sie stören würde. Manchmal denke ich, sie sehen in mir nur eine lästige kleine Schwester. Oder ein stubenreines Hündchen.«
    »Und siehst du sie denn als Brüder?«, fragte Emma.
    Wieder das Achselzucken, das von einer schlechten Kinderstube zeugte. »Vielleicht. Aber ich muss bekennen, dass ich mit allen vier Brüdern recht schamlos flirte.«
    Emma hob überrascht das Kinn. »Wirklich?«
    »Warum denn nicht? Ich hätte nichts dagegen, einen von ihnen zu heiraten. Dann wären die anderen drei meine Brüder.«
    »Und hast du schon einen Bestimmten im Visier?«, fragte Emma trocken.
    »Nein, eigentlich nicht. Obwohl einer sagt, dass er mich liebt.«
    »Du meine Güte!«, japste Emma.
    Lizzie warf ihr einen Blick zu, machte eine wegwerfende Handbewegung und fügte hinzu: »Aber wer schenkt schon einem Mann Glauben?«
    Ich , dachte Emma. Sie vertraute ihrem Vater, jedenfalls dem, was er sagte, wenn auch vielleicht nicht seinen Fähigkeiten. Und sie hatte Phillip vertraut. Hoffentlich konnte sie das noch immer. Oh, wenn das Trimesterende doch nicht noch so fern läge!
    Lizzie sah sie an und kicherte. »Ich necke Sie doch nur, Miss Smallwood. Sie brauchen nicht so schockiert dreinzuschauen.« Sie klatschte sich auf den Schenkel. »Wenn Sie nur Ihr Gesicht sehen könnten! Der Inbegriff einer schmallippigen Puritanerin!« Sie brach in lautes Lachen aus. Emma war alles andere als amüsiert, doch ihr strafender Blick ließ Lizzie nur noch mehr lachen.
    Emma überlegte, ob sie Lizzie Henshaw überhaupt irgendetwas glauben konnte. Sie wandte sich zum Gehen.
    »Ach, kommen Sie schon, Miss Smallwood, nun seien Sie doch nicht beleidigt.« Lizzie lief ihr nach. »Ich weiß nicht, wann ich zuletzt so gelacht habe. Ich hatte noch nie eine Freundin, deshalb verstoße ich bestimmt gegen alle möglichen Regeln. Aber von jetzt an werde ich mich benehmen.« Sie legte eine Hand auf ihr Herz. »Ich verspreche es. Keine schockierenden Reden mehr. Was halten Sie von einer Partie Federball? Ich könnte ein bisschen Bewegung gebrauchen. Oder wir gehen ins Dorf hinunter und machen einen Schaufensterbummel.«
    »Nein, danke, Lizzie. Ich muss zurück ins Schulzimmer.«
    Lizzie seufzte. »Mit Ihnen macht es aber auch gar keinen Spaß.«
    Emma kam ein Gedanke, sie drehte sich noch einmal um. »Du hast mir gar nicht dein Zimmer gezeigt, Lizzie. Und gerade das würde ich wirklich gern sehen.«
    Das Mädchen schob die Unterlippe vor; die lachenden Augen verdunkelten sich. »Nein, das wollen Sie bestimmt nicht. Da gibt es auch gar nichts zu sehen.« Sie zuckte die Achseln. »Aber es liegt auf dem Weg zum Schulzimmer, ich kann es Ihnen zeigen, wenn Sie unbedingt wollen. Wappnen Sie sich; Sie werden ziemlich unbeeindruckt sein.«
    Vom dritten Stock aus führten ein paar seltsam platzierte Stufen zum nächsten Anbau. Mitten auf dem Flur blieb Lizzie stehen und öffnete eine Tür.
    Ihr Zimmer war sauber und hell, aber spartanisch eingerichtet, mit einem schlichten Bett ohne Baldachin oder Vorhänge, einem einfachen Waschtisch wie in Emmas Zimmer und einem Frisiertisch – den Emmas Zimmer nicht aufwies. Außerdem hatte Lizzie zwei große Schränke, bis zum Platzen angefüllt mit allen möglichen Kleidungsstücken.
    »Du meine Güte, Lizzie …«, keuchte Emma, als sie das bunte Durcheinander sah.
    »Lady Weston mag es, mich schön einzukleiden. Sie ist überhaupt sehr aufs Äußere bedacht, unsere

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