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Die Tochter des Hauslehrers (German Edition)

Die Tochter des Hauslehrers (German Edition)

Titel: Die Tochter des Hauslehrers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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Schweif des Pferdes wehten im Wind, während es über den Rasen galoppierte und mit Leichtigkeit über das Gartentor setzte. Der Reiter saß sehr elegant zu Pferd, aufrecht und selbstsicher, die hohen Stiefel fest in den Steigbügeln, die schlanken Beine in den Reithosen dicht an die Flanken des Pferdes gepresst. Der Reitmantel blähte sich hinter ihm auf, den Hut hatte er tief in die Stirn gezogen.
    Das Pferd trabte zu den Ställen hinüber und Emma erkannte Henry Weston. Ihr Magen krampfte sich zusammen. Sie bekam sofort feuchte Handflächen.
    »Er ist ein begnadeter Reiter …«, hauchte Lizzie voller Bewunderung.
    Emma runzelte die Stirn. »Ich wusste nicht, dass er heute Morgen erwartet wird.«
    »Er ist schon gestern gekommen, sehr spät.«
    Emma starrte Lizzie fassungslos an. »Gestern Nacht?«
    Lizzie sah sie an, überrascht über ihren eindringlichen Ton. »Ja. Es war schon nach zehn. Du warst schon schlafen gegangen.«
    Emma war völlig durcheinander. Nein. Bestimmt nicht. Das war ganz bestimmt nur Zufall.
    Lizzie fragte: »Hast du es gehört?«
    »Was gehört?« Emma dachte an das Geräusch, das sie geweckt hatte.
    »Den Streit. Zwischen Henry und seinem Vater. Und Lady Weston.«
    »Nein.« Emma fragte nicht, worum es bei dem Streit gegangen war; das ging sie nichts an. Und Lizzie auch nicht.
    Stattdessen fragte sie: »Weiß er, dass ich … dass mein Vater und ich hier sind?« Sie hoffte, dass es bei dem Streit nicht darum gegangen war.
    »Ich habe gehört, wie Lady W. es ihm gestern Abend gesagt hat.« Lizzie kicherte, dann grinste sie Emma an. »Oder eher, wie sie ihn gewarnt hat.«
    Kränkung und Demütigung krochen Emma den Rücken hinauf. Sie hatte ihn also gewarnt.
    Emma nahm den Zinnsoldaten nach dem Frühstück mit hinauf, weil sie die Jungen danach fragen wollte. Sie legte ihn auf den Tisch im Schulzimmer und machte sich wieder an die Katalogisierung. Irgendwann merkte sie, dass sie sich ständig festlas und zu wenig katalogisierte, doch dann sagte sie sich, dass schließlich kein Grund zur Eile bestand. Als sie sich wieder vor das Regal kniete, bemerkte sie ein dünnes Büchlein, das sich ganz hinten im untersten Regalfach verklemmt hatte. Da sie allein war, beugte sie sich vor, um es herauszuholen, und reckte dabei auf höchst undamenhafte Weise ihren Po in die Luft, weil sie das schmale Bändchen nur so herausziehen konnte, ohne es zu beschädigen.
    Plötzlich vernahm sie hinter sich ein leises Lachen.
    »Ah ja. Miss Smallwood, wie sie leibt und lebt.«
    Sie fuhr zusammen, erschrocken und peinlich berührt. Diese Stimme kannte sie. So viele Jahre und sie kannte sie immer noch.
    Sie wollte aufspringen, doch dabei verfing sich ihr Schuh im Saum ihres Kleides und sie wäre beinahe hingefallen, als sie sich nach ihm umdrehte. In der einen Hand hielt sie das gerettete Buch und presste es an ihr hämmerndes Herz. Die andere Hand hob sie zu ihrem Haar, weil sie befürchtete, dass es in derselben Unordnung war wie ihre Nerven.
    Da stand Henry Weston, lässig gegen den Türrahmen gelehnt. Seine Katzenaugen glitten von ihren brennenden Wangen über ihr Haar, ihr Kleid, das Buch, das sie wie einen Schild gegen die Brust gepresst hielt, wieder zurück zu ihrem Gesicht.
    Sie schluckte krampfhaft und rang nach Beherrschung, rief sich in Erinnerung, dass sie kein kleines Mädchen mehr war, dem man eine Maus unter die Bettdecke gesteckt hatte. Das dunkle Haar, das sein Gesicht umrahmte, war gepflegter, seine Züge markanter, als sie sie in Erinnerung hatte.
    Aber war das ein Grinsen in seinem Gesicht? Kühl hob sie ihr Kinn. »Mr Weston.«
    Er schüttelte den Kopf. »Sie haben sich nicht im Geringsten verändert. Noch immer der Blaustrumpf, die Nase ständig in ein Buch gesteckt. Drinnen im Haus vergraben, sogar an einem so wunderschönen Tag.«
    Irgendetwas an seinem Grinsen und der Herausforderung, die ihr aus seinen Augen entgegenblitzte, lähmte ihr logisches Denkvermögen und mit einem Mal war Emma sich ganz sicher, dass Henry Weston, sobald er erfahren hatte, dass sie hier wohnte, unverzüglich seine alten Tricks wiederaufgenommen hatte.
    Sie warf ihm einen eisigen Blick zu. »Ich bin überrascht, dass Sie nicht zu müde sind, sich hier herumzutreiben, nach dem Reiten und Springen und Heranschleichen an ahnungslose Menschen.«
    Eine dunkle Braue hob sich. »Müde? Warum sollte ich müde sein?«
    »Sie waren noch lange auf gestern Abend.«
    Jetzt flogen beide Brauen in die Höhe.
    Sie fügte hinzu:

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