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Die Tochter des Hauslehrers (German Edition)

Die Tochter des Hauslehrers (German Edition)

Titel: Die Tochter des Hauslehrers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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gingen wenige Zentimeter vor ihnen vorbei.
    Phillips Finger lösten sich zögernd von ihrem Mund. Als sie Luft holte, um mit ihm zu schimpfen, presste er seine Lippen auf ihre. Sie hatte keine Ahnung, was sie tun, wie sie reagieren sollte. Ihr erster Kuss. Im Dunkeln mit Phillip Weston.
    Irgendwo im Haus wurde eine Tür geschlossen. Im Flur wurde es hell.
    »Was ist hier los?« Das war die Stimme von Tante Jane, die gekommen war, um in der Abwesenheit ihres Vaters nach dem Rechten zu sehen.
    Emma entzog sich Phillip mit einem Ruck.
    Tante Jane rief: »Emma?«
    Emma traute ihrer Stimme noch nicht ganz; sie würde sie bestimmt verraten. Ihre Tante kannte sie zu gut. Sie ging zur Tür und stand auf der Schwelle, gerade als Tante Jane mit der Lampe in der Hand eintreten wollte.
    Ihre Tante sah sie mit weit aufgerissenen Augen an. »Ist alles in Ordnung?«
    »Natürlich«, sagte Emma, vielleicht eine Spur zu fröhlich, und zwang sich zu einem Lächeln. »Die Jungen wollten unbedingt Verstecken spielen. Ich hab ihnen gesagt, dass sie die Lampen anlassen sollen, aber sie haben nicht auf mich gehört.«
    Ihre Tante trat näher; das Licht ihrer Lampe fiel ins Zimmer hinter Emma.
    »Mr … Weston …« Janes Augen wurden noch größer, während sie von dem jungen Mann, der so nahe bei ihrer Nichte stand, auf das eindeutig errötete Gesicht besagter Nichte blickte.
    »Guten Abend, Miss Smallwood«, sagte Phillip und verneigte sich leicht vor ihrer Tante, als sei nichts Ungehöriges geschehen.
    Jane Smallwoods Gesicht erstarrte. »Ich billige es nicht, wenn junge Herren und Damen allein im Dunkeln zusammen sind, Mr Weston.«
    Sie richtete die Worte an ihn, doch Emma empfand ihren Stachel sehr viel stärker als er, seinem vergnügten Gesicht nach zu urteilen.
    »Da haben Sie völlig recht, Miss Smallwood«, sagte Phillip. »Ich fürchte, Mr Williams hat die arme Emma im Dunkeln umgerannt. Aber … es ist ja nichts geschehen. Gott sei Dank sind Sie gerade rechtzeitig gekommen.«
    Jane Smallwood sah ihn misstrauisch an. »Das denke ich auch, Mr Weston – aber nicht wegen Frank Williams.«
    Phillip sagte besänftigend: »Es war doch nur ein Spiel, Miss Smallwood. Keiner wurde verletzt, nichts wurde zerbrochen.«
    »Nur ein Spiel, so?« Sie hob eine Braue. »Wie auch immer, es ist zu Ende. Verstanden?«
    »Vollkommen.«
    Tante Jane wandte sich ab und begann, die Lampen und Kerzen in den anderen Zimmern wieder anzuzünden.
    Emma drehte sich zu Phillip um und flüsterte ihm zu: »Sag niemandem was, ja?«
    Er legte eine Hand aufs Herz. »Du hast mein Wort. Es ist nie geschehen.«
    Sie glaubte ihm.
    Später wurde ihr erst bewusst, was er gesagt hatte: » Es war doch nur ein Spiel. … Es ist nie geschehen. «
    Die Wahrheit dieser Worte hinterließ einen seltsamen Stachel der Enttäuschung in ihrem Herz.
    Jetzt saß Emma mit Mr Davies und ihrem Vater zusammen und verlor sich in Träumereien, bis in der Halle gegenüber dem Büro hastige Schritte zu hören waren und auf der Treppe verklangen. Sie fragte sich, was dort wohl vorging, doch noch bevor sie aufstehen konnte, um nachzusehen, klopfte es an der Tür. Sie blickte auf und spürte, wie ihre Wangen heiß wurden, denn dort stand das Objekt ihrer Erinnerungen.
    »Verzeihen Sie mein Eindringen, Mr Davies«, sagte Phillip Weston.
    Mr Davies winkte ab. »Sie sind jederzeit willkommen, Master Phillip. Kommen Sie doch herein.«
    Phillip trat ein und lächelte erst sie an, dann ihren Vater. »Miss Smallwood. Mr Smallwood. Ich hoffe, Sie erweisen uns die Ehre, das Frühstück von jetzt an zusammen mit der Familie im Frühstückszimmer einzunehmen.«
    Emma stammelte: »Aber … Lady Weston … wir – wir sind völlig zufrieden hier bei Mr Davies. Nicht wahr, Papa? Wir wollen doch durch unseren Aufenthalt keine Schwierigkeiten verursachen.«
    »Unsinn. Sie machen keine Schwierigkeiten«, beharrte Phillip. »Ich freue mich, dass Sie hier sind. Bitte. Ich weiß, dass Lady Weston es mit gewissen Formalitäten sehr genau nimmt, deshalb kann ich Sie leider nicht bitten, auch die anderen Mahlzeiten gemeinsam mit uns einzunehmen, aber sie ist einverstanden, dass Sie zusammen mit der Familie frühstücken.«
    Emma biss sich auf die Lippen. »Aber wenn sie es nicht so gern sieht …«
    »Ich sehe es gern«, sagte Phillip. »Und mein Vater ebenfalls und Lizzie auch.« Er grinste. »Sie haben großen Eindruck auf das Mädchen gemacht.«
    »Sie ist sehr nett, ja, aber …«
    »Bitte sagen Sie Ja. Wenn es

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