Die Tochter des Hauslehrers (German Edition)
abwesender Blick auf. »Phillip, warum bist du … wirklich nach Hause gekommen?«
Phillip starrte wortlos zurück, ohne das Lächeln, das man bei ihm gewohnt war.
Sein Vater zog die buschigen Brauen hoch. »Worauf willst du hinaus, Henry? Phillip hat uns doch gesagt, warum er gekommen ist. Er wollte die Smallwoods wiedersehen.«
Henry ließ die Augen nicht von seinem Bruder. »Das hat er gesagt, ja.«
Sir Giles fügte hinzu: »Du hast ihm doch selbst geschrieben, dass sie hier sind, oder?«
»Ja, so wie auch andere Nachrichten, die er erfahren musste. Aber ich hatte nicht erwartet, dass er Oxford mitten im Trimester verlässt. Du hast doch die Erlaubnis des Dekans, hoffe ich?«
»Du meine Güte, Henry«, sagte Phillip trocken, »ich brauche keine zwei Väter, ganz bestimmt nicht!«
»Warum zweifelst du an seinem Wort?«, fragte Sir Giles. »Phillip hatte immer eine Vorliebe für die Smallwoods.«
»Jedenfalls mochte ich sie lieber als du«, fügte Phillip hinzu und erwiderte kühn den Blick seines Bruders.
Henry wandte die Augen als Erster ab. »Ich zweifle nicht an Phillips Zuneigung zu den Smallwoods. Und ebenso wenig an seiner Neugier auf unsere anderen Neuigkeiten. Aber ich bezweifle, dass das der einzige Grund ist, weshalb er hier ist. Das Trimester endet – wann? – am vierundzwanzigsten Mai? Dieser kleine gesellschaftlich motivierte Besuch – wenn es denn einer ist – hätte bestimmt so lange warten können.«
Phillip antwortete nicht.
Henry war verärgert. »Sag mir einfach nur, dass du keinen Ärger in Oxford hast. Es war schlimm genug, dass Julian und Rowan aus Blundell's hinausgeworfen wurden.«
»Julian wurde dort sehr schlecht behandelt«, sagte Sir Giles. »Deshalb sind die Jungen nach Hause gekommen.«
Henry schüttelte den Kopf. »Da hat der Direktor aber etwas anderes geschrieben.«
Sir Giles winkte verächtlich ab. »Jedenfalls konnte Lady Weston es nicht ertragen, dass sie so weit weg waren.«
»Tiverton ist nicht weit weg.«
»Fast fünfzig Meilen.«
»Etwa gleich weit wie die Schule der Smallwoods«, wandte Phillip ein. »Ich weiß immer noch nicht, warum du die Jungen nicht dorthin geschickt hast.«
»Es war Lady Westons Wunsch«, erklärte Sir Giles. »Ihr unumstößlicher Wunsch, möchte ich hinzufügen.«
Phillip fragte: »Wessen hat man die Jungen denn beschuldigt?«
»Es waren tatsächlich nur Beschuldigungen«, beharrte Sir Giles. »Julian hat gesagt, Rowan hätte nur versucht, ihn zu beschützen.«
»Eine Schlägerei, oder was?«, fragte Phillip.
»Genau genommen … nicht«, meinte Sir Giles etwas vage.
Henry wünschte sich, sein Vater würde nicht versuchen, die Jungen zu schützen, doch da er sein Unbehagen spürte, wandte er sich wieder an Phillip. »Wie lange bleibst du?«
»Werde ich euch denn schon unbequem?« Phillips Augen blitzten und straften sein Lächeln Lügen. »Ich hatte den Eindruck, es sei genauso mein Zuhause wie deins.«
»Natürlich, natürlich, das ist es doch auch!« Sir Giles tätschelte ihm das Knie. »So hat Henry es doch gar nicht gemeint.«
Henry fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Aber du hast schon vor, zurückzufahren und das Trimester zu beenden, oder?«
Phillip zuckte die Achseln. »Weiß ich noch nicht. Jetzt brauche ich erst mal eine schöne, lange Ruhepause.«
»Nein, nicht jetzt, Phillip«, sagte Henry, während er versuchte, dieMissbilligung in seiner Stimme zu unterdrücken. »Beende dieses Trimester und das nächste; dann hast du eine Ruhepause von Juli bis September.«
Phillip ignorierte Henry und sagte zu Sir Giles: »Ich habe nachgedacht, Vater. Vielleicht ist es Zeit, dass wir meine Grand Tour in Erwägung ziehen.«
»Deine Grand Tour?«, fragte Henry mit erhobener Stimme. »Wo ich noch nicht einmal meine gemacht habe?«
»Dafür kann ich doch nichts, oder? Ich möchte endlich leben, Vater, und nicht nur in den düsteren heiligen Hallen deiner Alma Mater herumsitzen und lernen.«
Das Gesicht ihres Vaters schien zu versteinern. »Eure Grand Tour werdet ihr machen, wenn ihr euren Abschluss habt. So läuft das, mein Junge, wie du sehr gut weißt.«
»Aber ich glaube, die Reise würde mir die Kraft geben, die ich brauche, um zurückzukehren und meine Ausbildung zu beenden.«
Sir Giles schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, Phillip. Auf jeden Fall ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt dafür.«
»Warum denn nicht? Seinetwegen, meinst du? Oder wegen der Smallwoods?«
Sir Giles sah Henry an, dann
Weitere Kostenlose Bücher