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Die Tochter des Kardinals

Die Tochter des Kardinals

Titel: Die Tochter des Kardinals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Fandrey
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Carafa auf Giulia. »Ergreift sie!«, befahl er. »Sperrt sie in die Engelsburg!«
    »Wessen wollt Ihr mich anklagen?«, fragte Giulia, während sich die Wachen ihr von beiden Seiten näherten.
    »Ketzerei«, antwortete Carafa, ohne mit der Wimper zu zucken.
    »Ketzerei?«, echote Giulia. »Das könnt Ihr nicht wagen. Niemand …« In diesem Moment packten die Wachen Giulia an den Armen und hielten sie fest. Sie schrie und trat um sich.
    »Knebelt die Ketzerin!«, befahl Carafa.
    Ein Gardist zog ein Tuch aus seinem Wams und stopfte es Giulia in den Mund, sodass diese nur noch dumpfe, unverständliche Laute stammeln konnte.
    Carafa nickte zufrieden. »Ab mit ihr in die Engelsburg«, ordnete er an.
    Die Gardisten zogen Giulia fort. Carafa folgte ihnen.
    Giulia hatte kaum noch Kraft, sich zu wehren. Die Strapazen der langen Reise, die hinter ihr lagen, hatten ihren Körper geschwächt. Sie hoffte nur, dass Geller oder Fulvia mit ansahen, wie man sie unschuldig fortschaffte.
    Die Gardisten führten ihre Gefangene aus dem Petersdom hinaus und geradewegs in die Engelsburg. Hier, vor den Toren der Burg, bäumte Giulia sich noch einmal auf. Sie wand sich und zerrte, trat um sich und stieß unartikulierte Laute durch den Knebel aus.
    Doch vergebens. Zwei Gardisten aus der Engelsburg kamen ihren Kameraden zu Hilfe. Zu viert schleppten sie Giulia durch das Tor, über den Vorplatz und hinein in die Burg. Sie erkannte die dunklen Gänge mit den langen Reihen der Kerkertüren. Eine davon schloss ein Gardist auf. Ein anderer nahm ihr auf Carafas Geheiß den Knebel aus dem Mund und stieß sie in das finstere, feuchte Loch. Knarrend schloss sich die Tür und wurde verriegelt.
    Carafa glotzte durch das auf Augenhöhe angebrachte Gitter in der Kerkertür. Er lächelte triumphierend. »Wie geht es dir nun?«, fragte er.
    Giulia baute sich vor der Tür auf. Voller Abscheu starrte sie Carafa an. »Kein Mensch in Rom wird Euch Eure Lügen glauben«, sagte sie. »Niemand wird mich als Ketzerin verurteilen. Stellt mich vor ein Gericht, und Ihr selbst werdet der Angeklagte sein.«
    Carafa trat noch näher an die Gitterstäbe. »Was glaubst du, mit wem du hier redest?«, fragte er. »Sollte dir auch nur ein einziges Wort gegen mich über die Lippen kommen, töte ich alle Menschen, die du je geliebt hast. Bei Capitano Geller fange ich an, danach haucht die junge Fulvia ihr kurzes Leben aus. Ich denke, am Ende lasse ich deiner verehrten Mutter Rufina einen Besuch abstatten.«
    Übelkeit überkam Giulia. Es kostete sie übermenschliche Beherrschung, sich nicht auf der Stelle zu übergeben. »Das wagt Ihr nicht!«, schrie sie voller Pein.
    Carafa lachte meckernd. »Du weißt, dass mir das Leben dieser Leute nichts bedeutet«, sagte er. »Schweig, und du stirbst allein. Rede, und viele werden den Tod finden. Es ist allein deine Entscheidung.« Sein Gesicht vor dem Gitter verschwand, seine Schritte entfernten sich.
    Schwer atmend schleppte Giulia sich in eine Ecke des Verlieses. Sie lehnte sich an die Wand und glitt langsam daran herunter, auf das feuchte Stroh auf dem eiskalten Boden. Schmerz und Entsetzen schwollen an, bis eine gnädige Ohnmacht sie endlich erlöste.

26
    Contessa Marisa Mattei besuchte Carafa einmal in der Woche in seinem Palazzo, um ihm Liebesdienste zu erweisen. Üblicherweise fanden diese amourösen Abenteuer am Montag in den Abendstunden statt. Der Tag, nachdem die Kerker der Engelsburg Giulia verschluckt hatten, war ein Montag.
    Am Abend fuhr die Kutsche der Contessa vor. Marisa stieg aus und klopfte an die Tür des Palazzo. Ein Diener ließ sie ein und führte sie in das Schlafgemach des Kardinals.
    Carafa wartete bereits auf seinen Besuch, ein Glas voll blutroten Weines in der Hand. Er lächelte und stellte das Glas ab. »Worte vermögen nicht auszudrücken, wie sehr mich mein Verlangen nach Euch verzehrt hat, schöne Contessa«, sagte er. Er ging auf sie zu, nahm ihr Hut und Mantel ab und begann, sie zärtlich im Nacken zu streicheln. Seine Finger fuhren durch ihr schwarzes Haar, strichen über Gesicht und Hals, bis sie über ihren Brüsten innehielten.
    Marisa sagte kein Wort, sondern schloss wie immer die Augen und ließ alles über sich ergehen. Sie wehrte sich nicht, als Carafa sie mit sanfter Gewalt hinüber zum Bett führte, sie bis auf die nackte Haut entkleidete und auf die mit Entenfedern prall gefüllten Decken und Kissen drückte. Er bedeckte jede Stelle ihres Körpers mit Küssen. Als er sich auf sie legte,

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