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Die Tochter des Kardinals

Die Tochter des Kardinals

Titel: Die Tochter des Kardinals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Fandrey
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können.«
    »Das weiß ich«, sagte Marisa.
    Carafa schüttelte den Kopf. »Verlöre der Conte sein Leben nicht auf dem Schlachtfeld, würde ihm der Galgen drohen. Ich kann kaum glauben, dass er seines Lebens derart überdrüssig ist.«
    Mit zitternden Fingern zog die Contessa ihre Ärmel hinunter, sodass die Schultern entblößt waren. »Ich bin bereit, alles zu tun, was nötig ist. Wirklich alles.«
    In Carafas Augen trat der Glanz lüsterner Gier. Er strich sich nachdenklich über das Kinn. »Wie könnte ich einer so schönen Frau, wie Ihr es seid, einen Wunsch abschlagen?«, sagte er.
    »Dann besteht Hoffnung, Eminenz?«, fragte Marisa mit heiserer Stimme.
    Carafa stand auf und trat hinter sie. Sanft legte er seine Hände auf ihre schmalen Schultern. »Es gibt Gebiete in der Campagna«, sagte er, »die für die Kirche von geringem Interesse sind. Sümpfe, Ödland, ausgetrocknete Seen. Ich könnte dem Conte diese Areale anbieten.«
    »Das würde in der Tat sein kochendes Blut beruhigen«, sagte Marisa. »Wie kann ich Euch dafür nur danken, Eminenz?«
    Carafa beugte sich nieder und küsste ihren Nacken. »Das finden wir beide heraus, schöne Contessa.« Und während Carafas Hände ihren Körper erforschten, die Verschlüsse ihres Kleides öffneten, während sein Atem schneller ging und immer heißer wurde, schloss Marisa die Augen.
    Die Reise zurück nach Rom verlangte den Männern und den Tieren der päpstlichen Reisegesellschaft die letzten Kräfte ab. Der italienische Sommer zeigte sich in diesem Jahr besonders heiß und unbarmherzig. Selbst in den Nächten fanden sie keinerlei Erholung von der brütenden Hitze des Tages. Die Luft über den Wegen und Wiesen schien zu kochen. Einige der Diener waren so erschöpft, dass man den Ballast auf den Ochsenkarren abwerfen musste, um die Entkräfteten darauf zu transportieren. Das Wasser wurde knapp, denn die Hitze hatte viele Bäche ausgetrocknet, und in den wenigen Seen, an denen sie vorüberkamen, schwammen die Fische mit dem Bauch nach oben. Seinen Durst wollte mit diesem Wasser niemand löschen.
    Nach drei Wochen war nicht einmal die Hälfte des Weges zurückgelegt. Ein jeder hing seinen trübsinnigen Gedanken nach, beschäftigte sich allein mit dem nächsten Schritt, der ihn Rom näher brachte.
    Als sie das kleine Städtchen Vicovaro hinter sich gelassen hatten, besserte sich die Stimmung im Tross. Rom und damit die Erlösung von diesen Qualen war nun nicht mehr fern. Sogar die schwächsten unter den Männern verspürten neuen Mut und frische Kraft.
    Und dann, nach so vielen qualvollen Tagen und Wochen, erblickten sie die Kirchtürme Roms von einem der vielen Hügel nordöstlich der Stadt. Lachen und befreite Rufe drangen durch die Reihen der Männer.
    Noch weit vor Sonnenuntergang erreichte der Tross den Petersplatz. In aller Eile schafften die Diener das Gepäck fort, die Gardisten gingen in ihre Unterkünfte, während der Papst und Gazetti im Petersdom verschwanden.
    Giulia sah ihnen nach, wobei sie gleichzeitig Ausschau nach Geller hielt. Doch der Capitano war mit seinen Männern längst verschwunden. So stieg sie die Treppen des Petersdoms hinauf und machte sich auf den Weg zu ihrer Zelle. Sie verspürte nur noch den Wunsch, einen ganzen Ziegenschlauch Wasser zu trinken und dann tagelang zu schlafen.
    Gerade ging sie an der kleinen Kapelle vorbei, um auf den Gang zu ihrer Zelle zu biegen, da hätte Fulvia sie um ein Haar umgerannt. Giulia richtete Habit und Schleier und sah die Freundin lächelnd an. »Es ist schön, dich nach so vielen Tagen wiederzusehen, Fulvia«, sagte sie. »Doch müssen wir uns vor Freude nicht gleich den Hals brechen.«
    Fulvia lachte nicht. Nein, auf ihrem Gesicht lag der Ausdruck unsäglicher Trauer. »Endlich seid ihr zurück«, keuchte sie.
    Voller Sorge fragte Giulia: »Was in Gottes Namen hat dich so aufgebracht?«
    »Pippo!«, stieß Fulvia hervor. »Er ist tot. Jemand hat ihn in der Nacht vor eurer Abreise kaltblütig ermordet!«
    Der Schreck durchzuckte alle Glieder in Giulias Körper und ließ sie zurückfahren. »Was sagst du da?«, stöhnte sie. »Pippo? Tot? Das ist unmöglich! Sag, dass das nicht wahr ist!«
    »Es ist, wie ich sage«, gab Fulvia zurück. Sie vergrub ihr Gesicht in den Händen und weinte.
    Giulia fiel in Fulvias Wehklagen ein. Die Tränen in ihren Augen verwischten den Anblick der Freundin wie Regentropfen auf einer Fensterscheibe. »Wer könnte so etwas Grausames tun?«, schluchzte sie. »Pippo hat

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