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Die Tochter des Kardinals

Die Tochter des Kardinals

Titel: Die Tochter des Kardinals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Fandrey
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hast du dich nicht früher zu Wort gemeldet?«, wollte Geller wissen. Seine Stimme war laut und wütend.
    »Ich wusste, dass die gesamte Schweizergarde noch in der Nacht vor der Abreise ausgetauscht wurde«, sagte der Diener. »So dachte ich mir, dass wohl auch einige der Diener zurückbleiben müssten.«
    »Aber wenn das nicht Lino war«, sagte Giulia, »wer war es dann?«
    Auf diese Frage wusste niemand eine Antwort.
    Der Leibarzt des Papstes kam zu Geller, um dessen Wunde zu untersuchen. »Ihr habt großes Glück gehabt, Capitano«, sagte er. Er holte Nadel und Faden aus einer Tasche.
    »Geht schlafen«, sagte Geller zu Giulia. »Es wäre mir peinlich, würdet Ihr mit ansehen, wie ich vor Schmerzen heule wie ein kleines Kind.« Er lachte.
    Giulia nickte, drückte seinen gesunden Arm und verschwand.
    Der Medicus reinigte die Wunde, setzte die Nadel an und stach durch die Haut. Dann verband er den Arm.
    Kurz darauf erhellte das Licht der Sonne die Landschaft. Diener verscharrten die Leiche Anatols irgendwo tief im Wald. Die anderen verstauten Zelte, Decken, Schlafmatten und alle anderen Dinge auf den Ochsenkarren und den Kutschen.
    Geller bestieg sein Pferd und ritt an die Spitze des Trosses. Er hob die Hand und schnalzte, damit sein Pferd sich in Bewegung setzte. Die weite Reise zurück nach Rom begann.
    Kardinal Callisto Carafa saß in der Bibliothek seines Palazzos und las. Neben seinem bequemen Stuhl stand ein Beistelltisch, darauf eine Karaffe mit Wein und drei silberne, verzierte Becher. Unzählige Kerzen sorgten für ausreichend Licht. Am Nachmittag hatte es stark geregnet, sodass die Luft geschwängert war von drückender Feuchtigkeit.
    Es klopfte, und ein Diener kündigte den Besuch einer Dame an.
    Carafa senkte das Buch seufzend auf die Knie. »Wer ist es?«, fragte er.
    »Sie nannte ihren Namen nicht, Eminenz«, antwortete der Diener. »Doch scheint sie in dringender Angelegenheit zu kommen.«
    »Gut«, sagte Carafa. »Führ sie herein.«
    Gleich darauf erschien Carafas Besucherin in der Bibliothek. Sie trug ein Kleid aus dunkelrotem Brokat mit tiefem Ausschnitt und auf dem Kopf ein großes weißes Barett über der Kalotte.
    Carafas Augen weiteten sich. Er stand auf und verneigte sich vor der Unbekannten. »Callisto Carafa«, stellte er sich vor. »Mit wem habe ich das Vergnügen?«
    »Contessa Mattei«, sagte Marisa.
    »Oh«, entfuhr es Carafa, und er zog die Augenbrauen hoch. Er machte eine einladende Handbewegung zu einem Stuhl auf der anderen Seite des Tischchens.
    »Habt Dank«, sagte die Contessa und setzte sich.
    »Nun«, sagte Carafa. Er schenkte Wein in einen Becher. »Was verschafft mir die Ehre Eures Besuches, Donna? Ich gebe zu, Ihr kommt recht unerwartet.«
    Marisa nahm den Becher und trank ihn in einem Zug, was ihr einen anerkennenden Blick von Carafa einbrachte. »Ich bin mir durchaus bewusst, dass mein Erscheinen in Eurem Hause eine Überraschung für Euch bedeutet. Vorab möchte ich sagen, dass mein Gemahl nicht weiß, dass ich hier bin.«
    »Es soll unser Geheimnis bleiben, Donna«, sagte Carafa. »Wie kann ich Euch zu Diensten sein?« Er schenkte den Becher wieder voll.
    Betreten sah Marisa zu Boden. Mit fahrigen Händen nahm sie Barett und Kalotte ab und legte beides neben sich. Dann trank sie ein weiteres Mal ihren Becher leer. »Ihr müsst wissen«, sagte sie, »mein Gemahl hasst Euch.«
    Carafa lachte auf. »Das ist mir wohlbekannt.«
    »Ich mache mir große Sorgen um ihn«, fuhr Marisa fort. »Erst kürzlich sagte er mir, dass er und die anderen Barone Roms Eure Weigerung, ihnen die Campagna zurückzugeben, nicht länger dulden wollen.«
    »Ich wüsste nicht«, sagte Carafa, »was die Barone Roms dagegen unternehmen sollten. Das Land gehört der heiligen Mutter Kirche. Und in den Augen der Kirche haben sie ihren Teil der Vereinbarung bislang nicht erfüllt.«
    »Eben das ist es, was mir Sorgen bereitet«, sagte Marisa. »Mein Gemahl ist entschlossen, seinen Willen mit Waffengewalt durchzusetzen.«
    Mit offenem Mund lehnte Carafa sich vor. »Ihr scherzt, Donna Mattei.«
    »Mitnichten«, sagte Marisa. »Er bereitet den Waffengang vor. Zwar wird es noch Monate dauern, bis genügend Truppen bereitstehen, doch ist es mein Bestreben, diesen Krieg zu verhindern.«
    »Die Barone könnten niemals obsiegen«, meinte Carafa. »Der Schutz des Kaisers ist der Kirche gewiss. Zudem haben wir genügend Männer unter Waffen, um die Campagna auch ohne die Hilfe des Reichs verteidigen zu

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