Die Tochter des Kardinals
liefen heimliche, stumme Tränen aus ihren Augen und fielen auf die seidene Bettwäsche. Körper und Atem Carafas vereinten sich im Takt seiner Begierde, steigerten sich zu einem triumphalen Stakkato und ebbten schließlich wieder ab. Dann rollte er sich von ihr auf die andere Seite des Bettes, streckte sich und atmete schwer.
Während Carafa entspannt und ermattet dalag, wischte Marisa sachte, dennoch sorgfältig mit einer Decke die Spuren seiner Wollust von ihrem Körper. »Gestattet Ihr eine Frage, Eminenz?«, sagte sie nach einiger Zeit in die Stille.
Carafa lachte heiser. »Warum noch immer diese Förmlichkeit?«, wollte er wissen. »Nenn mich doch bitte Callisto.«
»Wie Ihr wünscht«, sagte Marisa. »Wir teilen nun seit einigen Wochen das Bett. Wann gedenkt Ihr, meinem Gemahl die versprochenen Güter zu übergeben, Callisto?« Sie wusste sehr wohl, dass Carafas Versprechen sie in keinster Weise von der Erpressung Carbones befreite, doch wollte sie für das erduldete Leid eine Gegenleistung erhalten.
»Bald, Liebste«, sagte Carafa. »Sehr bald. Ich habe bereits meinen Advokaten den Auftrag gegeben, die Rückgabe im Rahmen des Kirchen- und Lehnsrechts zu prüfen.«
Marisa richtete sich auf. »Mit Verlaub!«, rief sie. »Unsere Abmachung enthielt kein Wort über ein Lehen. Vielmehr ging es um die Übergabe des Eigentums besagter Ländereien.«
»Es steht dir frei«, sagte Carafa mit frostiger Stimme, »dich bei deinem Gemahl über mich zu beschweren.«
Gerade wollte Marisa eine Entgegnung hervorbringen, als im Flur vor dem Schlafgemach eine zeternde Frauenstimme erklang.
»Ihr habt kein Recht, hier einzudringen«, war einer der Diener zu vernehmen.
»Wo ist er?«, keifte die Frau. »Ich will auf der Stelle zu ihm.«
Schon öffnete sich die Tür zum Schlafgemach. Carafa sprang auf. »Allegra!«, rief er. »Woher nimmst du die Dreistigkeit, hier einzudringen?« Er sprang aus dem Bett und kleidete sich an.
Wie eine angriffslustige Löwin trat Allegra näher, gefolgt von zwei Dienern. Sie warf einen Blick auf Marisa, die eine Decke bis unter ihr Kinn gezogen hatte. Dann bedachte sie Carafa mit einem bitterbösen Blick. »Die Gerüchte stimmen also«, sagte sie. »Ich hörte, dass du dir eine neue Gespielin gesucht hast. Wer ist die Hure?« Sie deutete auf Marisa.
Carafa holte aus und schlug Allegra mit der flachen Hand ins Gesicht. Sie taumelte und stürzte zu Boden. »Verlasse sofort mein Haus!«, donnerte er.
Allegra rieb sich über die getroffene Wange. Der Schmerz und das Entsetzen in ihrem Gesicht verwandelten sich in unbändigen Zorn. Stöhnend stand sie auf. »Bin ich dir nicht mehr gut genug?«, fragte sie. »Bist du meiner überdrüssig, dass du dir so einen billigen Ersatz in dein Bett holst?« Sie weinte.
»Verschwinde, Allegra!«, befahl Carafa. »Und kehre nie wieder hierher zurück.« Er wandte sich seinen Dienern zu. »Schafft sie fort von hier!«
Allegra riss die Augen auf. »Nein!«, rief sie. »Das kannst du nicht tun!«
»Wie du siehst«, erwiderte Carafa und gab den Dienern ein Zeichen, seinen Befehl endlich auszuführen.
Die Diener packten Allegra und zogen sie hinaus. Sie versuchte, sich strampelnd und keifend zur Wehr zu setzen. Kaum war sie aus der Tür und aus dem Blick verschwunden, schrie sie: »Ich weiß alles über dich, Callisto! Hörst du? Du kannst mich nicht einfach fortjagen wie einen tollen Hund! Ich weiß von deinen Plänen – und von Giulia!«
Carafa erstarrte. »Bringt sie zurück!«, rief er seinen Dienern hinterher. Zu Marisa sagte er: »Würdest du uns bitte entschuldigen? Wir haben etwas zu besprechen.«
Hastig sprang Marisa aus dem Bett, schlüpfte in ihre Kleider und verließ das Schlafgemach.
Allegras triumphierendes Gesicht erschien. »Wusste ich doch, dass du es dir anders überlegst«, sagte sie. »Nun können wir auf Augenhöhe miteinander sprechen.«
Ohne auf ihren überheblichen Ton einzugehen, gab Carafa zurück: »Was weißt du von Giulia? Rede!«
Sie befreite sich aus dem Griff der Diener und baute sich vor Carafa auf. »Einfach alles«, sagte sie. »Ich habe mit angehört, wie du und deine Bundesgenossen eure verschwörerischen Pläne geschmiedet habt. Es war höchst aufschlussreich.« Sie lächelte. »So erfuhr ich, dass du eine Tochter hast.«
Carafas Gesicht verzerrte sich zu einer Fratze. »Du bist verrückt!«, keuchte er.
»Ich frage mich«, sagte Allegra, »ob der Heilige Vater deine Auffassung teilen wird.«
»Was willst du,
Weitere Kostenlose Bücher