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Die Tochter des Kardinals

Die Tochter des Kardinals

Titel: Die Tochter des Kardinals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Fandrey
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vor den Soldaten der Barone in Stellung. In wenigen Worten klärte Geller seine Männer auf, während Mattei die seinen unterrichtete.
    »Wohin führt die Tür, durch die Carafa geflohen ist?«, fragte Giulia.
    »Durch mehrere Kammern gelangt man in die Gärten«, sagte Geller. »Von dort aus kann er in alle Richtungen fliehen.« Er befahl einem Dutzend Gardisten, links um den Petersdom herumzugehen, ein weiteres Dutzend schickte er nach rechts. Dreißig Männern befahl er, ihm zurück in den Petersdom zu folgen. Der Rest sollte sich überall verteilen und das Gelände abriegeln.
    Unterdessen setzten die Barone ihre Soldaten in Marsch. Auch sie teilten sich und folgten den Gardisten zu Hunderten mit lautem Waffengeklirr.
    Sie rannten zurück durch den Petersdom. Giulia wich nicht von Gellers Seite, auch wenn es ihr schwerfiel, in ihrem unbequemen Habit Schritt zu halten. Auch Don Patrizio hielt sich dicht hinter Geller.
    So erreichten sie die Gärten. Von Carafa keine Spur. Unwillkürlich dachte Giulia an Pippo, den guten, alten Mann, den Carafa kaltblütig hatte ermorden lassen.
    »Wo ist er hin?«, fragte Mattei.
    »Ich weiß es nicht«, sagte Geller, während er seinen Blick schweifen ließ.
    »Capitano!«, kam der Ruf eines Gardisten aus dem hintersten Winkel des Gartens.
    Sie folgten dem Ruf und kamen an die rückwärtige Mauer des Gartens. Davor türmten sich zwei hölzerne Kisten.
    »Seht!«, sagte der Gardist. »Dort oben.« Er deutete auf einen purpurnen Fetzen, der sich im Mauerwerk verfangen hatte.
    Geller stieg auf die Kisten und schaute über die Mauer. Er zeigte nach links. »In dieser Richtung ist nur ebene Erde«, erklärte er. »Kein einziger Baum schützt ihn hier vor der Entdeckung. Er muss in die andere Richtung geflohen sein. Zur Engelsburg!« Er stemmte sich mit den Händen auf die Mauer und schwang sich hinauf. Dann half er Giulia hoch.
    Nach und nach versammelte sich die Truppe auf der anderen Seite. Nun erschienen auch die Gardisten, die Geller um den Petersdom herumgeschickt hatte, gefolgt von den Soldaten der Barone. Gemeinsam liefen sie zur Engelsburg; ein mächtiger Tross, bewaffnet mit Musketen, Pistolen, Degen und Hellebarden.
    Vor der Engelsburg hielten zwei Gardisten Wache. Sie erschraken, als sie die kleine Armee auf sich zustürmen sahen, und wichen zurück.
    Geller trat auf die beiden zu. »Habt ihr Kardinal Carafa gesehen?«, wollte er wissen.
    »Ja, Capitano«, antwortete der eine. »Er erschien hier vor Kurzem und sagte, es habe einen Umsturzversuch gegeben. Sein Leben sei in Gefahr. Zehn Gardisten befahl er, ihm zu folgen und sein Leben zu schützen.«
    »Verdammt!«, fluchte Geller und stampfte mit dem Fuß auf den Boden. »Wo ist er hin?«
    »Dort entlang«, sagte der Gardist. »Zur Ponte Cavour.«
    »Er will über den Fluss!«, polterte Mattei.
    »Ist es wahr, dass es einen Umsturzversuch gab, Capitano?«, fragte der zweite Gardist.
    »Ja«, sagte Geller, »nur dass Carafa der Verräter ist. Wenn ihr ihn ein weiteres Mal seht, erschießt ihn ohne Vorwarnung.«
    Die beiden Gardisten bestätigten den Befehl mit erschütterter Miene.
    »Weiter!«, rief Geller und lief Richtung Ponte Cavour davon.
    Im Laufschritt ging es am Tiber entlang zur Brücke. Auf der anderen Seite lag die Piazza Porta Ripetta. Der Platz, obwohl er sehr groß war, vermochte die gesamte Truppe nicht zu fassen. Ein Teil der Männer blieb auf der Westseite des Tiber zurück, während es sich auf der Brücke staute und diejenigen, die schon auf der Piazza waren, in die Seitenstraßen gedrückt wurden. Jeder, der die anstürmende Meute sah, nahm Reißaus.
    Mitten auf der Piazza fanden sich Geller, Giulia und Mattei wieder.
    »Habt Ihr einen Plan?«, fragte Mattei.
    Geller sah sich um. »Wir können mit so vielen Männern nicht durch ganz Rom stürmen«, sagte er. »Seht, wie die Menschen vor lauter Angst um ihr Leben laufen.«
    Mattei drehte sich einmal um seine eigene Achse. »Also, was schlagt ihr vor, Capitano?«
    »Wir müssen uns trennen«, sagte Geller. »In kleinen Gruppen sind wir in der Lage, jede Gasse abzusuchen. Ihr, Don Patrizio, lasst Eure Männer nach Norden und Osten ausschwärmen. Meine Gardisten und ich gehen nach Süden.«
    »Das hört sich nach einem guten Plan an«, sagte Mattei. Er legte die Stirn in Falten. »Doch wehe Euch, wenn Ihr Carafa entkommen lasst.«
    Geller antwortete nicht. Er gab seinen Gardisten ein Zeichen, sich um ihn zu scharen, und erläuterte ihnen kurz, was er

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