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Die Tochter des Ketzers

Die Tochter des Ketzers

Titel: Die Tochter des Ketzers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Kröhn
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Tropfen, perlte auf den Boden, wo alsbald übel riechende Pfützen standen. Nicht den lebendigen, salzigen Duft des Meeres verbreiteten diese, sondern den Geruch nach verdorbenem Fisch, der auch dann noch im schwülen Raum hängen blieb, als sie längst verdampft waren.
    Als Rays Rücken – mit der Zeit von Narben, nicht mehr von frischen Wunden übersät – ihm endlich wieder erlaubte aufzustehen, schritt er unruhig auf und ab wie schon einst, wenngleich weniger gereizt und wortkarger. Fast kindlich trotzig war er ihr früher erschienen. Nun war er einsilbig, steckte im Grimm fest, anstatt jenen auszuspucken.
    Caterina sah ihm dabei zu, gleichfalls wortlos und mit der Zeit bedauernd, dass er nichts sagte, dem sie etwas entgegensetzen konnte, dass er sich der Ohnmacht, dem Ausgeliefertsein ihrer Lage vermeintlich fügte, anstatt lauthals dagegen zu wet- tern. Erstmals fühlte sie lähmende Langeweile – ein Zustand, der ihr bislang auf dem Schiff fremd gewesen war und mit dem sie nicht umgehen konnte. Er machte das enge Loch, in dem sie hockten, noch trostloser, die Luft noch schwüler, Rays schweigendes Schreiten noch nervenaufreibender. Es zehrte an ihren Kräften, und das hatten Furcht und Aufruhr zwar auch stets getan, aber zugleich sämtliche Sinne geschärft. Jetzt hingegen schienen jene fortwährend zu schlafen.
    Sie versuchte zu beten, und manchmal gelang es ihr auch, wiewohl die gemurmelten Worte nie freihändig standen, sich stets an störende Erinnerungen anzulehnen schienen. Sie kamen immer wieder, spulten die Ereignisse der letzten Tage und Wochen vor ihr ab, doch anstatt sie mit Grauen zu erfüllen, fügten sie sich dem matten Gleichmaß des Tages, begannen langsam zu verblassen.
    Während sie vergebens darauf wartete, dass Ray sein Schweigen durchbrechen oder Gaspare sie wieder zu sich rufen würde, war auf den dritten der Reisegefährten am meisten Verlass: Akil brachte ihnen Essen wie stets – und nach ein paar Tagen auch endlich Nachricht, wohin es ging.
    Erneut steuerte Gaspare eine der Mittelmeerinseln an, diesmal eine, auf die weder Pere von Aragón noch Charles d’Anjou Anspruch angemeldet hatten: Korsika.
    »Warum ausgerechnet dorthin?«, fragte Caterina erstaunt. Gaspare hatte zwar mehr als deutlich gemacht, dass er nicht wieder nach Pisa wollte – zugleich jedoch, dass es ihn nach Rache an Onorio Balbi dürstete.
    »Für seine Zwecke ist’s der richtige Plan«, sprach Akil, der – wie immer – mehr wusste als sie. »Offenbar hat er einen entfernten Verwandten, der auf Korsika lebt, oder zumindest einen Freund von einem solchen. Wenn ich es recht bedenke, scheint das der Bruder von jenem Kaufmann zu sein, der Gaspare einst nach der Zeit im Kerker bei sich aufgenommen hat. Nun, über jenen lassen sich beste Kontakte zur alten Heimat knüpfen, und auf diese Weise kann er nachforschen, was Onorio Balbi im Genauen treibt.«
    »Ist Korsika denn in Pisas Hand?«
    »Teils, teils, soviel ich weiß. Einst haben die Sarazenen die Insel beherrscht. Und wenn’s gegen die Heiden ging, dann schafften es auch langjährige Feindinnen wie Pisa und Genua sich zusammenzutun. Gemeinsam haben sie Korsika erobert.«
    Akil klang mehr spöttisch als bitter. »Doch kaum hatten sie den letzten Heiden in Stücke geschlagen«, fuhr er fort, »da richteten sie die Waffen gegeneinander, weil sie über die Beute in Streit gerieten. Einer eurer Päpste, ich weiß nicht, welcher, hat die korsischen Bistümer unter die Verwaltung Pisas gestellt, woraufhin Genua diese Rechte für sich forderte. Ein jahrelanger Krieg begann. Genuesen eroberten einige der Städte, dann gingen sie wieder in pisanische Hand. Hab’s nicht wirklich durchschaut. Fest steht, dass Gaspares Reiseziel eine Stadt namens Ajaccio ist, wo jener Vertraute lebt und handelt ... Wenn es denn der Himmel gestattet.«
    Schon machte das Schiff wieder einen Ruck, und Ray – auf und ab schreitend in der ungeschützteren Position als die beiden Hockenden – wurde durch den Raum geschleudert.
    »Verdammt!«, rief er.
    Alsbald beruhigte sich der Wellengang wieder.
    »Warum soll’s der Himmel denn nicht gestatten?«, fragte Caterina.
    Akil zuckte mit den Schultern. »Frag mich nicht. Ich kenne mich mit Schiffen aus. Nicht mit der See. Fest steht, dass die Männer schon seit Tagen gegen eine Strömung anrudern, aber es ihnen kaum gelingt. Es sind zu wenige dazu. Die Mannschaft ist deutlich geschrumpft ...«
    »Wie?«, fragte Caterina verwirrt, der das

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