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Die Tochter des Ketzers

Die Tochter des Ketzers

Titel: Die Tochter des Ketzers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Kröhn
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haben.
    »Eine dreckige Bude!«, stieß Davide verächtlich aus. »Bin froh, wenn ich wieder zurück auf mein Schiff komme. Sieh du nur zu, dass du nirgendwo anstreifst.«
    Er ließ sich auf dem Stuhl nieder, indessen Caterina zögernd stehen blieb, gleichwohl die Möglichkeit, sich dreckig zu machen, ihr geringstes Problem war. Sie war ihm nicht gerne hineingefolgt, wollte nicht mit ihm allein sein – und wusste doch, dass es besser war, ihm das Geschäft unter vier Augen vorzuschlagen.
    Davide blickte auf, doch anstatt nach dem Angebot zu fragen, von dem sie gesprochen hatte, murmelte er unwillkürlich: »Ich bin nicht wie ... die.«
    Seine Stimme klang erstaunlich nackt, frei von Hohn und Nörgeln.
    Caterina sah ihn fragend an.
    »Ich bin nicht wie diese Dreckslümmel da draußen«, bekannte er. »Für schnelles Geld würden sie töten.«
    »Und wofür tötest du?«
    In dem düsteren Raum waren selbst seine ansonsten blitzenden Augen dumpf. Sein Blick deuchte sie plötzlich ähnlich tot wie der von Gaspare, und wiewohl sie gewiss nicht Davides Wesen ergründen wollte, streifte Caterina erstmals die Ahnung, dass hinter seinem Spott und auch hinter dem Nörgeln, zu kurz gekommen zu sein, mit dem er fortwährend die Welt anklagte, Schwermut lauerte. Vielleicht ging ihm in solchen Momenten auf, dass die Zumutungen des Lebens nicht nur durch dessen Bösartigkeit, sondern durch eigene Fehlentscheidungen verursacht waren.
    »Ich töte nicht«, antwortete er. »Das ist mir zu blutig. Ich hätte keinen Spaß daran, auch wenn du das vielleicht denkst. Selbst Gaspare – wenn sie ihn denn aufhingen – stürbe nicht meinetwegen, das hätte er sich schon selbst zuzuschreiben. Und um Ray ist’s nicht schad. Wirst mir zwar sagen, er sei nicht weniger wert als ich, und vielleicht hast du damit sogar recht, aber ein Taugenichts ist er so oder so. Freilich halte ich Ray zugute, dass er immerhin das Spiel kennt. Hast du Glück, schwimmst du oben, hast du Pech, ersäufst du. Gaspare hingegen ist ein Träumer. Denkt, er hätte ein Recht darauf, verbittert gegen die Welt zu sein, weil sie ihm so zugesetzt hat. Glaubt ernsthaft, er könne sie büßen lassen. Ha!«
    Der Anflug von Schwermut verschwand, er klang wieder beleidigt.
    »Warum sollte er Rächer sein dürfen und unsereins nicht?«, fügte er bitter hinzu. »Ich weiß, ich weiß, ihn haben sie in ein finsteres, heißes Loch gesperrt, da war er noch ein Kind. Mir ist solches nicht geschehen. Ich war der reiche Kaufmannssohn; auf mich wartete stets ein großes Erbe. Aber das bedeutet doch noch nicht, dass ich nicht auch Träume gehabt hätte, die ich begraben musste!«
    Er wandte seinen Blick von Caterina ab, blickte in den dumpfen, schlichten Raum und schien dort Bruchstücke seines Lebens zu sehen und das, wozu er sie zusammengefügt hatte.
    »Der Handel ist so einfach und klar«, setzte er unwillkürlich an. »Ware, Schuldschein, Geld. Man kann betrügen, aber das, worum’s geht, ist nüchtern. Die Absicht zu gewinnen fordert Verstellung, nicht das Handelsgut selbst – und das war mir immer zu langweilig. Wäre mein Bruder nicht gestorben, ich wäre Priester geworden. Und weißt du was: Es hätte mir mehr Spaß gemacht, Gott zu verkaufen, als Gewürze oder Tuch, ‘s ist raffinierter, irgendwie prächtiger. Das, worum es geht, kann man nicht sehen, nur andeuten, mit Gesten und Weihrauch und lateinischen Silben, die das gemeine Volk nicht versteht. Dieses Volk kommt dir auch nicht zu nahe, es scheut dich, weil es nicht will, dass du in sein dreckiges Herz siehst. Es heißt zwar, dass Gott zu den Sündern gekommen ist, nicht zu den Gerechten, aber die Pfaffen – die Pfaffen haben sich ihre eigenen Gesetze gemacht und die Arme dann doch lieber den Gerechten geöff- net, nicht den Sündern. Die Sünder scheuen sie, Gleiches gilt übrigens auch umgekehrt. Und wo in dieser Welt kannst du es ähnlich leicht erreichen: Dass du schöne, prunkvolle Kleider trägst, ein Mysterium zu wahren hast, welches kein Mensch versteht, auch du selber nicht, und dass das elende Pack dir fernbleibt?«
    Er lachte hoch und schrill, ehe er in ein langes Schweigen verfiel, offenbar innewerdend, dass es sich nicht lohnte, sein Schicksal zu beklagen, zumal in Anwesenheit eines unbedeutenden Mädchens.
    Caterina ahnte, dass er nicht fortfahren würde, wartete ein wenig, bis die Wirkung seiner Worte verhallt war, und kam dann auf ihr Anliegen zu sprechen: »Bist du bereit, mit mir ein Geschäft

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