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Die Tochter des Ketzers

Die Tochter des Ketzers

Titel: Die Tochter des Ketzers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Kröhn
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schmerzte.
    »Sie haben sie ihr ... abgeschnitten.«
    Ich war nicht sicher, ob ich das letzte Wort verstanden hatte. Er röchelte eher, als dass er es sagte. »Was?«, fragte ich verwirrt. Ich stand stocksteif.
    »Sie haben ... sie vom Kreuz genommen, als sie nicht mehr geatmet hat. Sie haben mich gefragt, was sie mit ihrem Leichnam tun sollten, ob sie ihn ihrem Vater überlassen sollten.«
    »Und was, Herr, was hast du ihnen gesagt?«
    Er antwortete nicht, er schrie einfach auf, so, als könnte er nicht mehr atmen, wenn er nicht sämtliche Lautstärke dareinlegte. Es ging mir auf, dass er mich nie angeschrien hatte, dass seine Stimme stets tonlos gewesen war, so wie sein Gesicht bleich, fetzt erschienen kleine rote Flecken darauf.
    »Es ... es musste ein Exempel statuiert werden«, brach es schließlich aus ihm hervor, »sie ... sie sollte auch im Tode keine Gnade finden, das war meine Pflicht. Also habe ich zu ihnen gesagt, sie könnten ihren Leichnam haben und mit ihm machen, was sie wollen. Da haben sie ihn herumgestoßen, als würde er noch leben, und haben ihr zwischen die Beine gegriffen, als würden sie sie schänden wollen. Und dann haben sie ihr ihre Brüste abgeschnitten und sie herumgeworfen.«
    Seine Hände kneteten immer noch die meinen. Ich wusste kaum, was ich tat, als ich meine Fäuste ballte, damit auf seine Brust schlug, ihn zurückstieß.
    »Und du hast dabei zugeschaut?«, rief ich.
    Vorhin war er auf mich gefallen, nun sackte er einfach in sich zusammen. »Ich hatte nichts damit zu schaffen. Ich dachte, wenn man es sieht ... wenn es sich herumspricht, so werden die Menschen den Kaiser fürchten. Es ist meine Pflicht, dafür zu sorgen ... Aber ich verstehe nicht, warum sie sich derart ... opfern konnte.«
    »Sie hat es für ihren Gott getan, für ihren Glauben.«
    In meinem Mund schmeckte es gallig wie damals im Kerker, als ich mich in Julias Gegenwart erbrochen hatte. Ich schluckte dagegen an, wandte mich ab, wollte nur noch fliehen.
    »Bleib bei mir, Krëusa«, sagte er leise. Es klang nicht wie ein Befehl, sondern wie ein Flehen. Ohne Zögern hatte er meinen Namen genannt.
    »Ich ... ich muss zu Julia«, gab ich zurück, und meine Stimme war erkaltet wie mein Körper.
    »Ich muss zu Julia«, sagte ich wieder mit jener kindlichen Sturheit, als würde sie schon noch lebendig sein und mich ansehen, mit mir sprechen und von ihrer Stärke künden, wenn ich nur lange genug daran glaubte.

Kapitel XXIII.
Korsika, Spätsommer 1284
    Caterina hörte, dass Akil ihr folgte, und da erst bemerkte sie, dass sie geflohen war, von Gaspare und seiner steifen Umarmung, von Ray und seinem zerrissenen Blick. Das Frösteln saß ihr noch in den Gliedern; die Abendsonne war zu halbherzig, um es zu vertreiben. Und das hastige Laufen – wie oft würde sie in diesen Tagen noch zur Gejagten werden? – erhitzte sie nicht, sondern schnitt ihr in die Kehle.
    »Du hältst mich für verrückt, dass ich schon wieder fliehe«, erklärte sie schnaufend Akil, als sie endlich stehen blieb.
    Er zuckte nur mit den Schultern. »Wollen wir nicht auf Ray warten?«
    »Pah!«, stieß sie aus. »Der kommt auch ohne uns zurecht!«
    Akil hob fragend den Blick, bekundend, dass dies sicher stimmte – jedoch nicht anzunehmen war, dass sie beide ohne Ray wissen würden, was nun zu tun war.
    Indessen Caterinas Atem langsam wurde, ging ihr das auch durch den Kopf. Trotzdem brachte sie es nicht über sich, wieder umzukehren. Langsamer ging sie weiter, aber immer noch bestrebt, möglichst viel Raum zwischen sich und den Kerker zu bringen.
    »Er wird uns folgen«, murmelte sie, »und er wird uns finden.«
    Schweigend verbrachten Caterina und Akil die Abendstun- den, nachdem sie den Rastplatz der letzten Tage erreicht hatten. Caterina half Akil, Holz zusammenzutragen und aus abgeschabter Rinde ein Feuer zu entfachen. Noch karger als in den letzten Tagen fiel ihr Mahl aus, hatten sie doch heute keinen frischen Fisch.
    Caterina war ohnehin nicht hungrig. Mit über den Knien verkreuzten Armen blickte sie stumpfsinnig vor sich hin. Das vormals wolkenlose Himmelsblau begann sich zu zerzausen; einige weiße Fäden waren aus dem glatten Tuch gezogen, das Gott über die Welt gespannt hatte – dünner werdende, ergrauende Haare des gealterten Tages, der schließlich sanft erlosch.
    Caterina fühlte keine Unruhe, dass Ray nicht endlich zu ihnen stieß. Befriedigt dachte sie vielmehr, dass ihn das schlechte Gewissen von ihrem Lager fernhalten würde.
    Erst

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