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Die Tochter des Ketzers

Die Tochter des Ketzers

Titel: Die Tochter des Ketzers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Kröhn
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gezogen war, offenbar bleibenden Eindruck hinterlassen, denn die Handvoll Soldaten, die sich hier zu Tode langweilten und angesichts derer Caterina vor Angst verging, da es Franzosen waren, fingen sogleich an, jene Possen und Scherze, jene Kunststücke und schließlich auch das Würfelspiel einzufordern, mit denen Ray sie das letzte Mal unterhalten hatte.
    Caterina blieb mit gesenktem Kopfe stehen, während der munteren Begrüßung ebenso wie im Laufe des Nachmittags, einmal mehr verwundert, wer Ray war und wie viele Menschen er auf dieser Welt kannte.
    Immerhin konnte sie tatsächlich in der Kapelle Sainte-Marie beten. Und später im kargen Palas – dem Saal der Burg – trocknete der Qualm, der aus dem Kamin kam, erstmals seit Tagen die klamme Kleidung. Endlich erwärmt wagte sie aufzublicken – und errötete, als sie die Blicke sämtlicher Männer hier auf sich ruhen fühlte. Ihre Gesichter waren allesamt dunkel, nicht nur von der Sonne gegerbt, sondern von jenem Ruß verschmutzt, der auch die Decke geschwärzt hatte. Weder schien es hier kundige Frauenhände zu geben, die den hohen Saal manchmal reinigten oder die Männer zu mehr Körperpflege anhielten, noch solche, mit denen sie sich vergnügen konnten.
    Dass sich dieser Umstand nun für kurze Zeit geändert hatte, schien den Männern erst jetzt aufzugehen, zumindest einem. Nicht ganz so groß gewachsen war er wie der Rest, aber nicht minder unheimlich. Sein Gesicht war nicht nur von schwarzen Krusten übersät, sondern auch noch von roten Geschwüren. Er hustete und spuckte, indessen er langsam näher trat. Ray ignorierte er, Caterina jedoch unterzog er einer aufmerksamen Musterung. Mit seinen schwieligen Händen fuchtelte er in der Luft herum, als müsse er erst den dichten Rauch vertreiben, um überhaupt einen anständigen Blick auf das Mädchen werfen zu können.
    Sein Gesichtsausdruck war gleichgültig, und Caterina, die sich unwillkürlich dichter an Ray gepresst hatte, hoffte schon, er möge sein Interesse alsbald wieder verlieren und an seinen Platz zurückkehren. Doch just in diesem Augenblick schnellte seine Hand vor und kniff ihr in die Wange, nicht unbedingt schmerzhaft, aber beschämend vertraulich. Sie schrie entsetzt auf. Der Mann grinste nur, kniff noch beherzter zu, diesmal vom Rest der Männer, die in Gelächter ausbrachen, wohlwollend beobachtet. »So, so, Ray«, knurrte einer von ihnen, indessen auch er sich nun langsam erhob. »Hast uns also diesmal ein Mädchen mitgebracht.«
    Caterina presste sich noch enger an Ray, doch jener schüttelte sie ab. Schon dachte sie, er würde sie im Stich lassen, sie den Männern überlassen, ganz gleich, was diese planten – die stierenden Blicke zumindest verhießen nichts Gutes –, als er plötzlich aufsprang. Er riss Caterina mit sich und solcherart weg von dem Mann, der da ihre Wangen befingerte, und stellte sich vor sie.
    »Hört mir gut zu!«, mahnte er gutmütig, aber doch mit festem Blick in die Runde. »Das hier ist meine Verwandte; sie gehört zu mir, also fasst sie nicht an! «
    Einige der Männer grölten wieder vor Lachen, andere jedoch kniffen die Augen zusammen. Ihr Blick, eben noch gierig, wurde finster, und Caterina spürte zu ihrem Entsetzen, wie Ray sich anspannte, langsam gewahrend, dass er wohl doch weniger Herr der Lage war, als er eben noch geglaubt hatte. Ihr Herz pochte bis zum Hals. Oh, wenn sie doch niemals diese rauchige Burg betreten hätten!
    »Als ob du Lump uns was verbieten könntest«, knurrte da schon einer der Männer.
    »Wie willst du halbe Portion sie vor uns bewahren, wenn wir sie denn wollten?«, rief ein anderer dazwischen.
    Und wieder ein anderer rief kreischend – entweder vor Spott oder vor Zorn: »Was glaubst du, wie langweilig es hier ohne weibliche Gesellschaft ist? Vor einem halben Jahr starb die Kastellanin, und ihre Mägde wollten nicht bleiben.«
    »Was Wunder, so wie du ihnen nachgestiegen bist!«
    »Tja, ich bin ein Mann. Und wenn ich hätte Mönch werden sollen, dann hätte man mir schon die Eier abschneiden müssen. So lassen die mir keine Ruhe.«
    Ungeniert fasste er sich zwischen die Beine, um sich dort zu reiben.
    Caterina umschlang mit neuerlichem Schreckensschrei Rays Leib.
    »Also gut«, meinte jener schließlich mit kaum merklichem Zittern in der Stimme. »Also gut: Ich verstehe, was ihr wollt und braucht, und ihr sollt es ja auch bekommen, nur eben nicht von diesem Mädchen hier. Ich kann mir auch nicht denken, dass sie euch wirklich

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