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Die Tochter des Königs

Titel: Die Tochter des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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und hat keine richtige Eskorte mitgenommen. Aelius wird teuer dafür bezahlen! Er hätte nie zulassen dürfen, dass so etwas passiert!«
    Mit Tränen in den Augen sah Cerys zu ihrem Gemahl. Sie konnte ihm weder den Grund für ihr Verbot erklären noch worin die Gefahr für Eigon genau bestand. Niemand kannte das Geheimnis, das sie mit Eigon teilte, und niemand durfte je davon erfahren. Aber das bedeutete auch, dass sonst niemand von dem Mann wusste, der in der Stadt lebte und gedroht hatte, ihre Tochter zu töten. Cerys schauderte. Sie und Eigon hatten seit ihrer Ankunft in der Villa vor all den Jahren nie mehr über die Gefahr gesprochen, und doch wusste Cerys, dass sie nach wie vor bestand. Sie spürte es. Augen beobachteten sie, Augen wie die einer Katze, die mit unendlicher Geduld vor dem Mauseloch darauf wartet, zuzuschlagen. Warum der Mann so lange wartete, war ihr unklar, doch irgendwoher wusste sie, dass er noch dort draußen war und sie beobachtete.
    Die kleine Schar wurde am späteren Vormittag von Julius Marinus Publius und einer ganzen Reihe Diener seines Großvaters zur Villa begleitet, und nachdem den Rettern gebührend gedankt worden war und sie sich verabschiedet hatten, mussten Eigon und Flavius den Zorn Cerys’ und
Caratacus’ über sich ergehen lassen. Julia zog sich in ihr Zimmer zurück und wartete, bis sich die Wogen geglättet hatten.
    Eigon war noch bei ihrer Mutter und versuchte verzweifelt, sie zu beruhigen, als einer der Haussklaven kam und nach Aelius fragte. Im Obstgarten war Vulpius’ Leiche gefunden worden. Sie hatten ihm die Kehle durchtrennt und ihn über die Mauer geworfen.
    Entsetzt schaute Aelius auf den verstümmelten Leichnam, dann ließ er seinen Sohn holen. Er war außer sich vor Wut. »Wie oft bist du mit Prinzessin Eigon und Herrin Julia in der Stadt gewesen?«, fragte er.
    »Sehr oft, Vater. Es hat nie die geringste Gefahr bestanden. Niemand hat uns je bedroht. Uns ist nichts passiert.« Flavius war weiß wie ein Leintuch.
    »Das ist eine Warnung«, sagte Aelius. Vor Zorn sprach er sehr leise, seine Hände waren zu Fäusten geballt. »Sie wussten, woher er kommt. Wer immer das getan hat, beobachtet dieses Haus.«
    »Aber warum, Vater?« Flavius tat sein Bestes, sich seine Angst nicht anmerken zu lassen. »Der Aufruhr hatte nichts mit uns zu tun. Der Plebs randaliert doch ständig aus dem einen oder anderen Grund. Der Kaiser und seine Freunde haben die Menschen wieder aufgewiegelt!«
    »Wirst du den Mund halten, du dummer Junge!« Besorgt warf sein Vater einen Blick über die Schulter, obwohl sie mittlerweile allein im Obstgarten standen. Der Leichnam war fortgetragen worden. »Ich will dich so etwas nie wieder sagen hören. Mauern haben Ohren.«
    Flavius biss sich auf die Lippe. Der Anblick des Toten hatten ihn mehr erschüttert, als er sich eingestehen wollte. »Sie wollten uns doch nur überfallen, weil sie uns vom Goldschmied kommen sahen und dachten, wir hätten etwas Wertvolles
dabei. Deswegen haben sie uns angegriffen. Der arme Vulpius hatte nichts bei sich, das sich zu stehlen lohnte.«
    Aelius verzog das Gesicht. Möglicherweise hatte sein Sohn Recht. Aber ebenso möglich war, dass mehr hinter dieser Sache steckte. Woher etwa hatten die Mörder gewusst, dass Vulpius zu dieser Villa gehörte? Er war ein Sklave und hatte nichts bei sich gehabt, anhand dessen er hätte identifiziert werden können. In diesem Haushalt trugen die Sklaven keinen an ihre Kleidung genähten Anhänger mit ihrer Adresse und dem Namen ihres Besitzers. War er gefoltert worden, um seinen Häschern Information preiszugeben, und wenn ja, welche Art von Information? Aelius seufzte. Dem Anschein nach gehörte diese Villa Caratacus, der dem Haushalt vorstand und dem alle die Achtung bezeugten, die einem großen Mann gebührte. Letztlich jedoch war er ein Gefangener, auch wenn niemand sich mehr daran erinnerte. Niemand, nicht einmal Aelius’ Gemahlin oder sein Sohn, wusste, dass Aelius, als er seine Arbeit in diesem Haushalt angetreten hatte, beauftragt worden war, laufend Bericht über den König zu erstatten. Nachdenklich ging er zum Haus zurück. Ein kranker, willfähriger Mann hatte für den Kaiser keine Gefahr dargestellt. Doch wenn sich Caratacus’ Verhalten in irgendeiner Weise veränderte, hatte Claudius angeordnet, auf der Stelle darüber informiert zu werden. Zweifellos würden Neros Berater es ebenso halten.
     
    »Was hast du deiner Mutter gesagt?« Julia erschien, sobald Eigon wieder

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