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Die Tochter des Königs

Titel: Die Tochter des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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nichts ausmachen, doch dann erkannte er eine Gestalt, die direkt unter seinem Fenster auf dem Kiesweg stand. Er sah auch ein blasses, rundes Gesicht, das nach oben gerichtet war, die Züge waren aber nicht zu erkennen. Trotzdem war William überzeugt, dass Daniel dort stand. Wer sollte es sonst sein? Das Gesicht verschwand, die Gestalt wurde kleiner. Sie bückte sich, suchte nach etwas - vielleicht nach der Leiter, die dort versteckt war? William lächelte finster. Wenn Daniel zum Fenster hinaufstieg, würde er eine böse Überraschung erleben. Schweigend wartete er. Nichts. Vorsichtig sah er wieder nach unten. Die Gestalt war zu einer anderen Stelle gegangen. William hörte das Rascheln von trockenem Laub, dann einen unterdrückten Fluch, und da wusste er, was passiert war. Die Leiter war nicht mehr da. In dem Fall war es vielleicht an der Zeit, dass er nach unten ging und sich Daniel zur Brust nahm.

    Er schlüpfte in die Schuhe, verließ das Zimmer und schloss leise die Tür hinter sich. Im Flur herrschte absolute Stille. Gut. Was er Daniel zu sagen hatte, wollte er ihm unter vier Augen sagen, dafür brauchte er keine Zeugen. Mit geballten Fäusten schlich er zur Wohnungstür hinaus und ging auf seinen Gummisohlen leise die Treppe hinunter. Das war das Mindeste, was er für Jess tun konnte.
    Auch auf der Straße war es ruhig geworden. William sah sich um und ging dann die Hauswand entlang in die Richtung, in der er den Eingang zum Garten vermutete. Als er die Ecke erreichte, zögerte er, drückte sich eng an die Mauer und versuchte, in die Finsternis der Gasse zu spähen, die zwischen den beiden Häusern hindurchführte. Nichts war zu sehen. Er lauschte. Hörte er da ganz leise ein rostiges Scharnier quietschen? Er schob sich ein Stück weiter die Mauer entlang. Am anderen Ende der Gasse würde ein Tor sein. Hatte Daniel den Garten schon verlassen? Wartete und lauschte er ebenfalls? William hielt den Atem an.
    Nichts. Das Einzige, was er hörte, war sein eigener Herzschlag. Da! Bewegte sich nicht etwas? War das ein leiser Schritt? Jemand, der sich ihm näherte?
    Seine Muskeln waren angespannt, er war bereit. Das Geräusch erstarb. William schob sich noch weiter zur Ecke vor. Ein paar Zentimeter noch, dann würde er richtig in die Gasse sehen können.
    Und plötzlich wurde er von Armen gepackt, zuerst von hinten, dann wie von allen Seiten. Jemand nahm ihn in den Würgegriff, er hörte ein atemloses Keuchen. »Ah ja, Sir Galahad, du hast wohl gedacht, ich könnte dich nicht sehen, wie?« Der Griff wurde noch fester, William merkte, dass ihn eine Woge blinder Wut erfasste. Er war derjenige, der Sport trieb und fit war, und trotzdem war er machtlos. Er bekam keine Luft mehr. Sein Kopf wurde nach hinten gedrückt,
einen Moment sah er Daniels Gesicht, keine fünf Zentimeter von seinem entfernt. »Und, William, was hast du vorgehabt? Ihren Ruf retten? Ihr Leben?« Daniel lachte gehässig. »Dich edelmütig als Opfer anbieten?« Er drückte noch fester zu. William sah Sterne. Verzweifelt krallte er sich in Daniels Arm, dann wurde alles schwarz.

Kapitel 18
    M it einem Ruck war Jess wach. Es war schon hell, von draußen drang morgendlicher Verkehrslärm herein, Kaffeeduft trieb durch die Wohnung. Widerwillig stand sie auf und stellte sich unter die Dusche.
    Kim und Steph saßen schon in der Küche, und als Jess erschien, hatten sie ihr bereits einen Kaffee eingeschenkt. »Daniel war letzte Nacht hier«, sagte sie. »Er hat mir unten aufgelauert, als ich nach Hause gekommen bin.«
    »Und? Was ist passiert?«, fragte Steph erschrocken und starrte ihre Schwester an ebenso wie Kim.
    »Er hat mich bedroht. Zum Glück ist Jacopo heimgekommen, und dann hat er die Flucht ergriffen. Ich habe William davon erzählt. Ich hatte vergessen, dass wir Zimmer getauscht haben, und habe ihn geweckt.«
    Kim grinste. »Der arme William. Na ja, jetzt wissen wir wenigstens genau, dass Daniel noch hier ist. Wo er wohl wohnt?«
    »Was hat Carmella gesagt? Hat sie ihn erwähnt?«, fragte Steph.
    »Es war sehr nützlich, was sie gesagt hat.«
    »Und was genau war das?« Steph hob die Augenbrauen.
    »Sie findet, ich soll hierbleiben und mich gegen ihn zur Wehr setzen. Keine Angst mehr vor ihm haben.«
    »Klingt gut.« Kim nickte beifällig.

    »Aber William meint, dass ich nach England zurückfahren sollte. Und Daniel im Glauben lassen, dass ich noch hier sei.«
    Steph und Kim tauschten einen Blick. »Aber Jess, wenn er dich beobachtet, wird ihm bald

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