Die Tochter des Königs
duschen, dann bin ich fertig.«
»Ist da draußen was von Daniel zu sehen?«
Jess schüttelte den Kopf. »Es sind schon zu viele Leute unterwegs. Er könnte sich gut zwischen ihnen verstecken. Bist du sicher, dass es klappen wird?«
Steph zuckte hilflos mit den Schultern. »Was Besseres fällt mir nicht ein. Dir vielleicht?«
Kim hatte Jacopo gebeten, ein Taxi zum Flughafen zu bestellen. Dieses Fahrtziel sollte dem Taxifahrer auch laut und vernehmlich genannt werden. Wenn jemand lauschte
oder den Hausmeister bestechen sollte, etwas auszuplaudern, würde er immer dieselbe Geschichte hören: Jess flog nach England zurück.
Rhodri erwartete sie bereits im Hotel. Binnen Sekunden waren ihr Gepäck von dienstbereiten Geistern in Empfang genommen und der enttäuschte Taxifahrer entlohnt worden, und Jess saß mit Rhodri in einer Ecke des Gartenrestaurants an einem kleinen Tisch, der hinter den vielen blühenden Pflanzen fast nicht zu sehen war. Die Luft war noch wunderbar frisch und kühl. Rhodri lächelte aufmunternd. »Alles in Ordnung?«
Jess nickte matt. »Was ist mit William?«
»Ich war vorhin bei ihm. Alles bestens. Sie werden ihn heute im Lauf des Tages entlassen, und ich habe ihm geraten, gleich nach Hause zu fahren.«
»Nach Hause?«
Rhodri nickte. »Nach London.«
»Das heißt, Daniel wird glauben, dass wir beide wieder in London sind.«
»William passiert nichts, Jess.« Für den Bruchteil einer Sekunde legte Rhodri seine Hand auf ihre. »Er wird vermutlich gleich zu seinen Eltern fahren. Er sagte, sie leben irgendwo auf dem platten Land.«
Jess lächelte. »Das stimmt. In Cornwall.«
»Da kann ihm nichts passieren. Mach dir nicht so viele Sorgen.«
»Und was ist mit mir? Wohin soll ich gehen? Hier kann ich ja schlecht bleiben.«
»Doch. Solange du magst. Ich habe dich bei mir aufs Zimmer eingebucht.« Er lachte. »Entschuldige. Habe ich jetzt deinen Ruf ruiniert? Du musst wissen, ich habe hier eine Suite. Ein unverzeihlicher Luxus, aber du musst dem Star ein paar extravagante Marotten nachsehen!« Er unterschrieb
die Rechnung, die der Kellner ihnen zusammen mit zwei Tassen Cappuccino brachte. »Sobald wir wissen, dass Daniel dir nach England nachgeflogen ist, kannst du, wenn du nicht hierbleiben möchtest, zu Kim zurückgehen und weiter Urlaub machen.«
»Und wenn er nicht nach England fliegt?«
»Dann schmuggle ich dich nach Wales zurück.«
Einen Moment begegneten sich ihre Blicke, und er grinste. »Was Besseres kann ich dir momentan nicht anbieten!«
Jess machte eine hilflose Geste. »Du bist fantastisch, Rhodri. Ich bin dir so dankbar.« Sie lächelte ein wenig verlegen. »Entschuldige, das ist wohl ein bisschen dürftig, wenn man bedenkt, dass du dein Leben aufs Spiel gesetzt hast, um William zu helfen.«
Er überlegte einen Moment. »Das habe ich wohl, ja. Aber du auch. Hoffentlich ist ihm klar, was er uns schuldig ist! Zumindest hat er mich gebeten, ihn bei Carmella zu entschuldigen dafür, dass er an ihren Fähigkeiten gezweifelt hat. William ist kein schlechter Kerl.« Mit einem kurzen Blick zu ihr griff er nach seiner Tasse.
Jess saß weiter mit gerunzelter Stirn da. Rhodri lehnte sich in seinen Stuhl zurück und wartete, bis sie ihn in den Gedanken einweihte, der sie gerade beschäftigte. Als sie schließlich etwas sagte, verblüffte sie ihn völlig. »Bist du Christ, Rhodri?«
Perplex sah er sie an. »Das ist jetzt wirklich die letzte Frage, die ich erwartet hätte. Weshalb willst du das wissen?«
Sie zögerte kurz. »Ich hatte vergangene Nacht einen seltsamen Traum. Von Eigon. Dass sie hier in Rom Petrus begegnet ist.«
»Ah.« Er nickte. »Ich verstehe. Also, die Antwort auf deine Frage ist Ja und Nein. Offiziell ja. Ich bin getauft. Ich
singe oft geistliche Musik, und sie bewegt mich. Aber ich gehe nicht in die Kirche.«
»Ich auch nicht, noch nie«, sagte sie nachdenklich. »Meine Eltern waren nicht gläubig, also kenne ich diese ganzen Familientraditionen nicht und habe auch nie recht verstanden, worum es geht. Meine Lebensphilosophie habe ich aus der Literatur bezogen, und sie ist ziemlich eklektisch. Aber ich spürte, dass Petrus eine unglaubliche Liebe verströmte. Wie eine magnetische Kraft. Sie war so real, dass ich sie immer noch spüre.«
Rhodri hob die Augenbrauen. »Dann bist du also gesegnet.« Er lachte. »Vielleicht buchstäblich.«
Jess lächelte. »Vielleicht. Es war ein Schock, aufzuwachen und an Daniel denken zu müssen.«
»Das wäre für jeden ein
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