Die Tochter des Königs
ausgeführten Stiche, die kunstvoll gearbeiteten Nadeln und Schließen, der exquisite Haarschnitt, der schwere Siegelring, die Ausstattung seines Pferds. Sogar das Pferd selbst.
»Gut, warum nicht?« Sie lächelte kokett. »Es wäre unhöflich, die Einladung abzulehnen.«
»Nein!«, schrie Jess in Gedanken, aber kein Laut kam über ihre Lippen. Sie war nicht in der Lage, einzugreifen.
Die Sklaven, die die Sänfte trugen, folgten dem Mann eine lange Pinienallee hinauf zur Rückseite eines alten Hauses. Es wirkte unbewohnt. Die Fensterläden waren verschlossen, keine Menschenseele war zu sehen.
Aufgeregt schaute Julia hinaus und verzog dann vor Enttäuschung das Gesicht. Das Haus war ja ganz hübsch, aber
nicht so prachtvoll, wie sie erwartet hätte. Und wo waren die Sklaven, die Pferdeknechte, der Wagen und die Sänften, die man bei der Villa eines reichen Mannes sehen sollte? Die Träger setzten die Sänfte vor der Tür auf den Boden.
Der junge Mann saß ab. »Bringt die Sänfte zum Haus eures Herrn zurück. Die Herrin Julia wird sie nicht mehr benötigen. Ich bringe sie später selbst auf dem Pferd zurück.« Münzen klimperten, dann öffnete er den Vorhang und half Julia auszusteigen. »Hier entlang.« Er lächelte ihr freundlich zu, doch in seinen Augen lag etwas, das sie zögern ließ. Sie sah sich um. »Hier ist ja niemand.«
»Doch.« Er deutete auf die Stallungen. »Die Pferde sind dort untergebracht. Ihr werdet schon sehen.«
Sie folgte ihm die Treppe hinauf. Die Tür schwang mühelos auf, und als Julia das Haus betrat, spürte sie lediglich einen Anflug von Argwohn.
Jess stöhnte auf. »Geh nicht rein. Trau ihm nicht. Bitte!«
Julia schrie. Einen Moment starrte sie die zwei Männer an, dann machte sie auf dem Absatz kehrt und wollte weglaufen, aber die beiden holten sie mit wenigen Schritten ein, packten sie, zogen sie aus und banden sie in dem dunklen, leeren Haus an einem Bettrahmen fest. »Bitte, Lucius. Ein köstliches Geschenk.« Titus lachte. »Noch schöner, als ich dachte.«
Die Männer hatten sich nicht einmal die Mühe gemacht, Masken aufzusetzen. Panisch schaute Julia sie an. »Bitte tut mir nicht weh. Macht, was immer Ihr wollt. Bitte…«
»Genau das haben wir auch vor, Schätzchen, keine Angst. Wir tun genau das, was wir wollen.« Titus lächelte sie kalt an. »Soll ich dich allein lassen, Lucius? Oder hättest du gern einen Zuschauer?«
»Lass mich allein.« Lucius riss sich bereits die Kleider vom Leib, trotz seiner Bedenken war seine Erregung unerträglich groß.
Als er fertig war, schluchzte Julia leise, sie wehrte sich nicht mehr.
»Bitte, lasst mich gehen. Ich erzähle auch niemandem davon«, flehte sie leise.
Als sie Schritte hörte, drehte sie den Kopf in die Richtung des Geräuschs und wurde blass. Der andere Mann näherte sich. Titus.
»Jetzt bin ich dran.«
Lucius stieg vom Bett und bückte sich nach seinen Kleidern. »Tu ihr nicht weh, Titus.«
Titus lachte. »Natürlich nicht.«
Lucius hörte ihre Schreie noch im Hof, wo er bei den Pferden saß. Er hielt sich die Ohren zu. Ihm hatte die Idee von Anfang an nicht gefallen. Es war grausam und gemein und sadistisch. Er stand auf und ging zu seinem Pferd, das unruhig geworden war, tätschelte ihm die Nüstern und flüsterte ihm beruhigend ins Ohr.
Die Schreie steigerten sich zu einen Gellen, dann verstummten sie abrupt. Die Stille, die im stickigen Schatten unter den Pinien und Stechpalmen widerhallte, war fast unerträglicher als die gequälten Schreie. Lucius biss sich auf die Unterlippe und verzog das Gesicht. Vielleicht hatte Titus Mitleid mit ihr bekommen.
Es dauerte eine ganze Weile, bis er in den Hof kam, sein Gesicht war blass. An seinen Händen klebte Blut. »Das war’s«, sagte er. Er ging zum Brunnen und zog einen Eimer Wasser hoch. »Wenn dir schlecht wird bei dem, was jetzt kommt, dann geh. Wir sehen uns in der Kaserne wieder.«
Lucius schloss die Augen. Einen Moment hob sich ihm der Magen, dann hatte er sich wieder in der Gewalt. Er band
sein Pferd los, führte es in die Sonne und schwang sich in den Sattel.
»Nein! Nein, Julia, nicht!«
Hilflos drehte Jess den Kopf hin und her und sah sich benommen um. Sie lag auf dem Sofa in Carmellas Wohnzimmer und trug Carmellas schwarz-roten Morgenrock. In der Ecke lief leise der Fernseher, auf dem Tisch neben ihr stand ein halbleeres Weinglas. Die Vorhänge waren geschlossen. Stöhnend setzte Jess sich auf. Sie konnte sich weder daran
Weitere Kostenlose Bücher