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Die Tochter des Königs

Titel: Die Tochter des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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seinen Job noch hat.«
    »Er konnte nichts dafür«, meinte William. »Daniel ist eine Nummer zu groß für ihn.« Nachdenklich trank er einen Schluck Wein und schaute dabei unentwegt in die Dunkelheit hinaus. »Und dann Jess’ verdammte Halsstarrigkeit. Das ist doch nicht mehr normal. Was ist, wenn sie sich eines Tages so in ihren Tagträumen verliert, dass sie nicht mehr herausfindet?«
    Steph rutschte unruhig auf dem Sofa hin und her. »Wir müssen etwas unternehmen. Wir müssen Jess überreden, Rom zu verlassen.«
    Kim legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Aber wie?«
Titus und Lucius hatten dienstfrei. In Togen gekleidet waren sie auf dem Weg zum Senat, wo sie die Debatten verfolgen wollten. Jetzt aber waren sie ins Gespräch vertieft.
    »Ich habe Gerüchte gestreut«, sagte Lucius leise. »Wie du es vorgeschlagen hast. Ich glaube, es besteht kein Zweifel, dass alle in der Familie Christen sind.« Er seufzte. »Eigentlich schade. Antonia ist ein hübsches Ding. Und sie bekäme sicher eine erstklassige Mitgift. Aber wenn sie mit unserer Prinzessin befreundet ist, muss sie natürlich weg.« Er lachte beklommen. »Allerdings ist es nicht immer so einfach, etwas zu finden, womit man Leute anschwärzen kann. Das Christentum ist an und für sich nicht verboten.«
    »Umso mehr Grund, das Misstrauen des Kaisers zu schüren. Sicher, für Politik interessiert er sich nicht. Musik und Spiele und seine Palastorgien sind ihm wichtiger, aber wir brauchen nur die Saat zu säen.« Titus grinste. »Die Holzwolle, die er Gehirn nennt, ist dafür ein fruchtbarer Boden!«
    Die beiden Männer brachen in schallendes Gelächter aus. Titus warf einen Seitenblick zu seinem Freund. Sein Gefühl sagte ihm, dass Lucius nicht mehr hundertprozentig bei der Sache war. »Es kommt mir nicht ganz gerecht vor, wenn wir meine Schäkerei mit der Prinzessin planen und für dich gar nichts abfällt. Wie wär’s mit der sanftmütigen Antonia? Es wäre doch ein Jammer, sie als Jungfrau den wilden Tier vorzuwerfen. Welche Verschwendung!«
    Lucius runzelte die Stirn. »Ich weiß nicht, ob mir die Vorstellung gefällt, Titus.«
    »O doch, mein Freund, glaub mir, es wird dir gefallen!« Titus versetzte ihm einen Klaps auf den Rücken. »Und ich habe noch viel Besseres für dich im Sinn, wenn’s um deinen Ehebund geht. Da mach dir keine Sorgen. Erledige diese eine Sache für mich, und ich sorge dafür, dass du über deine kühnsten Träume hinaus belohnt wirst.«

    Wenn jemand Geld brauchte, war er zu fast allem bereit. Lucius war mittlerweile ziemlich auf den Hund gekommen. Titus hatte herausgefunden, zu welchem Geldverleiher er ging und wie oft er seiner Mutter Bettelbriefe schrieb. Sein Vater beantwortete die verzweifelten Ersuche seines Sohnes um ein Darlehen schon lange nicht mehr und weigerte sich sogar, die Briefe zu lesen, die Lucius durch knabenhafte Sklaven zu seinem Landsitz bringen ließ in der Hoffnung, der Anblick der jungen Männer könnte ihn erweichen, sich seines Sohnes zu erbarmen.
    »Ich finde, wir sollten jetzt etwas konkreter werden«, fuhr Titus fort. »Ich möchte ungern erfahren müssen, dass eine der beiden Damen uns von einem Freier unter der Nase weggeschnappt wurde. Sie sind sowieso schon misstrauisch geworden. Vielleicht war es ein Fehler, Melinus auszuschalten. Aber Eigon muss isoliert werden. Sie muss richtig Angst bekommen.« Seine Züge wurden hart. »Also gut. Antonia kann noch warten. Unser nächstes Opfer ist Julia Pomponia. Der kann nun niemand nachsagen, dass sie eine Christin ist, das Argument funktioniert bei ihr also nicht. Ich finde, sie sollte einfach verschwinden. Hast du eine Idee?«
    Lucius schüttelte den Kopf.
    »Ich denke, ein Unfall. Ganz schlicht. Das Mädchen kommt oft in die Stadt. Sie ist hübsch«, er machte eine vielsagende Pause, »aber sie ist habgierig und dumm. Ein paar Goldreifen und Ohrringe reichen als Lockmittel. Darum kümmere ich mich. Bei dem Teil des Plans brauchst du nicht mitzumachen.« Er schaute zum Senatsgebäude, das vor ihnen lag. »Willst du immer noch mitkommen? Seneca zu hören lohnt sich immer. Danach können wir ins Bad gehen.«
     
    »Flavius!«, hörte Jess sich rufen. »Flavius, Aelius, ihr müsst sie besser bewachen! Eigon, sag Julia, sie soll aufpassen!«

    Verschreckt sah sie sich in der Dunkelheit um. Doch nur die Pelargonien und Bougainvilleen auf Carmellas Dachterrasse hörten ihre Warnung. Jess stand auf, ging zur Brüstung und schaute auf die Lichter weit unter

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