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Die Tochter des Königs

Titel: Die Tochter des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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Augen, mit denen sie in ihre Schale schaute. Unter Eigons Blick wurde sie noch angespannter. Sie schaute auf, sah direkt in Eigons verblüfftes Gesicht und lächelte. »Ah, da bist du, kleine Prinzessin. Ich suche nach dir. Hier ist jemand, der wissen will, wo du bist. Offenbar ist eine Angelegenheit zwischen euch beiden noch nicht abgeschlossen.« Ihre Augen funkelten böse.
    Eigon war starr vor Schreck. »Soll ich es ihm sagen?« Der Blick wurde noch härter und kälter. »Du hast ja solche Angst, kleine Prinzessin. Warum nur? Beschützt dein Jesus dich nicht mehr? Reicht sein Einfluss nicht bis nach Gallien?«
    »Woher weißt du, wo ich bin?«, flüsterte Eigon tonlos.
    Die dünnen Lippen verzogen sich zu einem eisigen Lächeln. »Ich weiß alles. Meine Sehergabe ist unendlich. Ich sehe in die unbegrenzte Ferne.«
    »Und du verkaufst deine Gabe gegen Gold?« Wie so oft verschwand Eigons Angst, sobald sie zornig wurde. »An
Männer wie Titus Marcus Olivinus! Hast du gar keinen Stolz, Marcia Maximilla?«
    Überraschung blitzte in ihren Augen auf. »Du weißt, wer ich bin?«
    »Natürlich.«
    »Das heißt, du siehst selbst die anderen Wege der Zeit.«
    Eigon lächelte. »Wenn ich will, ja.«
    »Und dein Gott erlaubt dir das? Bist du als Priesterin seines Kults initiiert worden?«
    Eigon schwieg. Schweiß bildete sich auf ihrer Stirn, während sie darum kämpfte, die Verbindung zu halten. Ein kühler Wind streichelte ihr übers Gesicht, und sie spürte, wie ein sanfter Friede sie umfing. »Wenn du meinst, ob ich getauft worden bin, ja«, antwortete sie leise. »Und du hast Recht, es gibt keinen Grund, mich zu fürchten. Jetzt kann Titus mich nicht erreichen.«
    Marcia lächelte. »Das kann er durchaus, wenn ich ihm sage, wo du bist.«
    »Du hast es ihm nicht gesagt?« Eigon war überrascht. Sie gestattete sich nicht, Erleichterung zu empfinden. Sie vermutete, dass die Frau sie jederzeit verkaufen würde, wenn ihr der Sinn danach stand. »Du solltest aufpassen. Wenn er feststellt, dass du ihm Informationen vorenthältst, wird er wütend.«
    »Auch ich kann wütend werden.«
    Eigon hob die Augenbrauen. »Tja, und ist er jetzt bei dir?«
    Marcias Augen verengten sich. »Er ist hier.«
    »Und er kann nichts sehen?«
    »Nichts! Der Narr sitzt da und lechzt wie ein Hund nach einem Knochen, der ihm versprochen wurde.«
    Eigon verzog das Gesicht. Der Knochen war sie. »Lieber Herr Jesus, gesegneter Herr, beschütze mich. Verhülle meine Anwesenheit vor ihnen. Schütze mich, damit ich dein Werk
tun kann. Und schütze auch Drusilla und Commios. Lass nicht zu, dass sie leiden müssen, weil sie meine Freunde sind, ich flehe dich an.« Während sie murmelnd das Gebet sprach, bemerkte sie, dass Marcias Gesicht sich verflüchtigte. Rauch vom Feuer trieb herüber und verhüllte die Bank.
    »Warte …« Sie sah, wie Marcia mit gekrallten Fingern in die Luft griff, sich allmählich auflöste und dennoch verzweifelt versuchte, das Bild festzuhalten, dann war sie fort. Eigon blieb mit einem Gefühl von Frieden und Wärme zurück, das nichts mit der Temperatur der Nacht zu tun hatte.
    »Danke«, flüsterte sie in die Dunkelheit.
     
    Ein lautes Klopfen am Fenster riss Jess aus dem Schlaf. Mit pochendem Herzen sah sie sich um. Sie saß im Auto, und eine Politesse starrte zu ihr herein. »O Mist!« Sie setzte sich auf und kurbelte das Fenster herunter.
    Die Frau beäugte sie misstrauisch. »Wie lange stehen Sie schon hier? Haben Sie getrunken?«
    »Nein!« Verzweifelt versuchte Jess, ihre Gedanken zu sammeln. Gerade noch hatte sie vor zweitausend Jahren mit Eigon in einem dunklen Garten gesessen, jetzt schaute sie in das unfreundliche Gesicht einer dunkelhäutigen Frau, die trotz der Hitze in eine einschüchternde graue Uniform mit Dienstmütze gekleidet war. »Entschuldigen Sie, ich habe auf jemanden gewartet. Ich muss eingeschlafen sein. Wie spät ist es denn?«
    »Es ist fast neun, und diese Straße ist ein Parklizenzbereich für Anwohner.« Die Frau begann, Tasten auf ihrem elektronischen Schreibblock zu betätigen.
    »Ach, bitte nicht.« Beinahe wäre Jess auf der Stelle in Tränen ausgebrochen. »Warten Sie, ich fahre sofort. Ich
habe hier nicht geparkt. Ich habe nur im Auto gesessen, ich habe es nicht verlassen.«
    »Ich habe Sie doch beobachtet. Sie sind schon eine ganze Weile hier.« Die Frau trat vom Fenster zurück, vermutlich war sie zufrieden, weil sie in Jess’ Atem keinen Alkohol riechen konnte. Sie trat vor den Wagen und

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