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Die Tochter des Königs

Titel: Die Tochter des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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auf die Wange gegeben. Zwinkernd hatte er sich dann umgedreht. »Keine Sorge, meine Schöne, wir finden schon einen guten Platz für sie.«
    Jetzt kuschelte sich Jess ins Kissen, schlang lächelnd die Arme um sich und dachte an sein attraktives Gesicht, seinen muskulösen Oberkörper. Steph konnte ihn nicht leiden, aber Jess fühlte sich zunehmend zu ihm hingezogen. Und er war ihr eine große Unterstützung. Wenn er da war, hatte sie viel weniger Angst. Solange sie wusste, dass er im nächsten Tal war, würde sie sogar mit Daniel fertig werden, sollte er wieder auftauchen.
    Sie konnte nicht mehr schlafen. Ächzend stand sie auf, schlüpfte in ihren Morgenrock und ging nach unten. Sie griff nach dem Wasserkessel, und eine Weile später saß sie am Küchentisch, trank eine Tasse Tee und lauschte dem
Gesang der Drossel von draußen, als sie in der Ferne ein Stimmchen hörte.
    Dürfen wir jetzt aufhören zu spielen? Ich will nach Hause.
     
    Daniel war die Nacht durchgefahren, auf der M40 immer weiter nach Norden, hatte nur einmal bei einer Raststätte haltgemacht, um ein bisschen zu schlafen und noch mehr Kaffee zu trinken. Kurz nach acht Uhr bog er, fast zu müde, um noch richtig zu funktionieren, in das Tor zum Haus von Natalies Eltern am Rand von Shrewsbury ein.
    »Daddy!« Georgie musste ihn wohl vom Fenster aus gesehen haben. Die Haustür ging auf, und ein kleines Mädchen sauste heraus, um ihn zu begrüßen. Er ging in die Knie und fing sie in seinen Armen auf.
    »Grüß dich, mein Schatz! Wie geht’s dir? Wo ist Jack? Und Mum? Und Oma?« Er nahm sie auf den Arm und ging ins Haus. Seine Schwiegermutter stand im Flur. »Guten Tag, Belle. Schön, dich zu sehen!«
    Belle war eine große, anmutige Frau Anfang sechzig mit sehr dunkel getönten Haaren. Die Farbe war zu kräftig für ihren Teint und ließ sie streng wirken, ein Ausdruck, der in Daniels Gegenwart noch strenger wurde. Das wusste er. Belle Foxley mochte ihren Schwiegersohn nicht besonders und gab sich auch keine Mühe, ihre Gefühle zu verbergen. Er beugte sich zu ihr und drückte seine Wange kurz an ihre. »Im Auto sind ein paar italienische Leckereien für alle. Wo ist Nat?«
    Belle sah ihn fragend an. »Sie ist oben bei Jack. Er hat schlecht geschlafen. Georgie, geh und sag Mummy, dass dein Vater gekommen ist.«
    Während das Mädchen die Treppe hinauflief, ging Belle Daniel voraus in die Küche, wo ihr Mann Gordon gerade den Daily Telegraph las. Er schaute über den Rand der Zeitung
auf. »Daniel.« Mehr sagte er zur Begrüßung nicht, dann wandte er sich wieder den Kricketergebnissen zu. Daniel fühlte sich von seinem Schwiegervater noch mehr eingeschüchtert als von Belle. Die groß gewachsene Patriziergestalt und die schneidend klare Oberschichtaussprache gaben ihm das Gefühl, als sei er in der Gosse groß geworden, und wie immer fühlte er sich sofort unbehaglich.
    Er griff nach der Teekanne, schüttelte sie versuchshalber, holte sich Tasse und Untertasse aus dem Schrank, der über der Arbeitsfläche hing, und schenkte sich, ohne zu fragen, eine Tasse ein. Schließlich war ihm keine angeboten worden, und das erschien ihm eine noch größere Beleidigung. »Ich bin die Nacht durchgefahren.«
    »Warum hast du nicht bis zum Morgen gewartet?«, fragte Belle mit gerunzelter Stirn.
    »Ich wollte euch sehen. Ihr habt mir gefehlt.« Daniel versuchte zu lächeln. Es gefiel ihm nicht, wie sie ihn musterte. Der lange, abschätzende Blick gab ihm wie immer das Gefühl, ein kleiner Junge zu sein. Er fragte sich, ob Nat ihr wohl je erzählt hatte, was hinter der geschlossenen Schlafzimmertür vor sich ging. Beim Gedanken, wie viel er eigentlich zu verbergen hatte, lief ihm ein kalter Schauder über den Rücken. Wie viel er zu verlieren hatte. Und um wie viel schlimmer er alles in den vergangenen vierundzwanzig Stunden gemacht hatte.
    Jack kam hereingestürmt und brach das Schweigen. »Daddy! Gestern haben wir eine Kuh gesehen. Die hat ganz viel Milch in einen Eimer getropft!« Der kleine Junge mit den langen goldenen Locken kletterte auf seinen Schoß und schlang ihm die Arme um den Hals. »Ich hab was davon getrunken, und sie war warm und eklig!«
    Daniel lächelte. »Und wo war das?« Er schaute über den Kopf seines Sohnes zu Belle.

    Sie zuckte mit den Schultern. »Gestern war Tag des Bauernhofs, und Natalie hat mit ihnen einen Ausflug gemacht. Sie haben viele Lebensmittel mitgebracht, stimmt’s nicht, Jack? Käse und Eier.« Beim Reden betrachtete sie aber

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