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Die Tochter des Königs

Titel: Die Tochter des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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genau mittig im Gebäude eingesetzt, war mit metallenen Beschlagnägeln und Bändern verstärkt, die kleine eingelassene Durchgangstür war in dem alten Holz kaum zu sehen. Kims Mann Adriano war in der riesengroßen, etwas vernachlässigten Wohnung mit den hohen Decken in diesem alten Palazzo zur Welt gekommen; sein Vater hatte die Wohnung eigens gekauft, damit seine Familie in diesem Künstler- und Bohemeviertel Roms leben konnte.

    Steph drehte sich um und schaute an den Mauern hinauf, während die Stimme ihr ins Ohr drang. »Hier ist William. Steph, bitte leg nicht auf. Ich muss mit dir reden.«
    »Warum?«, fragte sie überrascht. Sie ging weiter und bog in eine Gasse ab. Hier war es weniger laut, so dass sie ihn besser verstehen konnte.
    »Ich versuche ständig, Jess zu erreichen. Du weißt, dass sie nicht mehr an der Schule ist? Sie hat gekündigt, ohne irgendjemandem einen triftigen Grund zu nennen. Ans Handy geht sie nicht, und ich bin mir ziemlich sicher, dass sie nicht mehr in ihrer Wohnung ist. Ich mache mir Sorgen um sie.«
    »Wieso gehst du davon aus, dass ich weiß, wo sie ist?« Steph bog in die Via dei Capellari ein, sie war auf dem Weg zum Markt auf dem Campo deʹ Fiori.
    »Sei nicht albern. Natürlich weißt du, wo sie ist. Ihr zwei wisst immer alles voneinander. Ist sie bei dir?«
    »Nein, das ist sie nicht. Ich bin in Rom, William. Ich weiß nicht, wo sie ist.« Sie blieb stehen und schaute, ohne etwas wahrzunehmen, ins Fenster einer kleinen Rahmenhandlung. In dieser schattigen, engen Straße war es etwas kühler. Zwei Männer hatten vor dem Haus Stühle zwischen zwei große, mit Kamelien bepflanzte Tontöpfe gestellt. Jetzt saßen sie da und tranken eiskaltes Bier, das Kondenswasser lief zwischen ihren Fingern herab und tropfte auf ihre T-Shirts. »Daniel meinte, vielleicht sei sie zu dir gefahren.« William seufzte. »Na ja. Weißt du wenigstens, warum sie gekündigt hat?«
    »Nein.« Steph ging langsam weiter. Sie mochte William gern und fand es schade, dass die beiden sich getrennt hatten. Aber wenn Jess niemandem sagen wollte, wo sie war, dann hatte sie ihre Gründe. »William, es ist zwecklos, mich weiter zu bedrängen. Wenn Jess dich wissen lassen will, wo
sie ist, dann meldet sie sich bei dir. Ich habe sie seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen.« Das zumindest war nicht gelogen. »Ich bleibe den ganzen Sommer hier, also werde ich sie auch so bald nicht sehen.«
    Darauf folgte ein längeres Schweigen. »Glaubst du, dass sie vielleicht zu eurer Mutter nach Frankreich gefahren ist?« Er klang zutiefst bekümmert.
    Steph machte eine abwehrende Geste. Sie wusste nicht, ob Jess ihrer Mutter gesagt hatte, wo sie war, und ebenso wenig wusste sie, ob es lange ein Geheimnis bleiben würde, wenn ihre Mutter es wüsste. Aurelia hatte eine große Schwäche für William. »William, bist du noch dran? Ich glaube nicht, dass sie in Frankreich ist«, sagte sie entschlossen. »Das hätte Mummy mir gesagt. Ich habe vor ein oder zwei Tagen mit ihr gesprochen, sie bereitet sich gerade auf eine Indienreise vor.« Sie kreuzte die Finger. Noch eine Lüge, aber eine kleine. Aurelia war gerade von der Reise zurückgekehrt. Als Steph ihr Handy wieder wegsteckte, verzog sie das Gesicht. Warum tat Jess so geheimnisvoll? Da war doch was im Busch. Sie nahm sich vor, ihre Schwester am Abend anzurufen und zu fragen, was da eigentlich vor sich ging.
     
    Daniel rief in Ty Bran an, als Jess gerade eine Schüssel Müsli aß. »Ich bin in Hay. Hast du Lust, mich hier zum Mittagessen zu treffen?«
    Sie fing die Toastscheibe auf, die gerade aus dem Toaster sprang. Die Haustür stand weit offen, die Amsel hatte ihr die nächtliche Störung so weit verziehen, dass sie oben auf dem Dach des Ateliers im Sonnenschein saß und ihr Lied schmetterte. Die tiefe Niedergeschlagenheit war fort, der Frieden von Ty Bran tat endlich seine Wirkung. Nach dem Lärm und dem Dreck von London war es Balsam für ihre Seele.

    »Du bist in Hay?« Jess runzelte die Stirn. »Was machst du denn da?«
    »Nach Büchern stöbern. Was sonst?«
    »Du hast mir gar nicht gesagt, dass du in diese Gegend kommen würdest.«
    »Nein?« Er lachte.
    »Nein, hast du nicht. Sind Natalie und die Kinder dabei?«
    »Diesmal nicht. Buchläden langweilen sie leider zu Tode. Sie sind schon bei Natalies Eltern in Shropshire. Ich bleibe noch ein oder zwei Tage hier und fahre dann nach. Jetzt komm schon, Jess, in einer guten Stunde bist du doch hier.«
    Jess schaute über die

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