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Die Tochter des Königs

Titel: Die Tochter des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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Pause. Daniel zupfte ein Brötchen auseinander. »Ich habe eine Idee, Jess. Du kannst natürlich Nein sagen. Eigentlich hatte ich geplant, mir hier eine Pension zu suchen und morgen nach Shrewsbury zu fahren, aber ich könnte doch bei dir übernachten, oder? Für mich liegt es auf dem Weg. Als ich vorhin in die Stadt fuhr, habe ich ein edles Feinkostgeschäft gesehen, da könnten wir uns etwas zum Abendessen besorgen. Um meine Sucht zu befriedigen, könnten wir heute Nachmittag noch in einem oder zwei Buchläden stöbern, und dann könntest du mir den Weg nach Ty Bran weisen und mich deinen Gespensterkindern vorstellen. Was hältst du davon? Platz solltest du ja genug haben.«
    »Ich weiß nicht, Daniel …«
    Es war verlockend. So gern sie allein war, der Gedanke an den nach Sonnenuntergang dunklen Weg zum Wald, die leeren Zimmer, die merkwürdigen Geräusche im Atelier waren beklemmend. Außerdem wäre es unhöflich, ihm den Wunsch abzuschlagen.
     
    Kurz nach halb sieben bog sie in den Hof von Ty Bran ein und parkte vor dem Atelier. Daniel stellte seinen Wagen neben ihren und schaltete den Motor ab.

    Einen Moment verschlug es ihm die Sprache. »Mein Gott, was für ein Glücksfall, dieses Haus zu finden! Hast du gesagt, eure Mutter hätte hier in der Nähe gelebt?« Er stieg aus und sah sich um. »Es ist sehr abgelegen, aber wunderschön.«
    »Ja, das stimmt.« Jess beugte sich in den Wagen und holte ihre Einkäufe heraus: Brot, Wurst, Leberpastete, Käse und Salat sowie eine frühe Ausgabe von Omar Khayyams Rubaiyat illustriert mit Edmund Dulacs zauberhaften Farbtafeln. Sie ging die Haustür öffnen, während Daniel seine Trophäen auspackte: mehrere Bücher, vier Flaschen Wein, einen Viererpack Bier, Apfelwein und eine Schachtel exquisiter Pralinen. Er folgte Jess in die Küche und ließ den schweren Karton mit Getränken stöhnend auf den Tisch fallen.
    »Wir können ja sehen, worauf wir Lust haben - oder wir trinken alle auf einen Sitz und fallen sternhagelvoll um. Irre, Jess, es ist wunderschön hier.« Daniel ging durch die offene Tür ins Esszimmer und schaute über den Garten zur Hecke und die dahinter liegenden Berge im Norden. Dann drehte er sich um und warf einen Blick auf die Skizzenbücher, die auf dem Tisch lagen. »Sind die von dir? Ich hatte keine Ahnung, dass du so gut bist!« Er blätterte mehrere Seiten um.
    »Mit Komplimenten bekommst du auch nicht mehr als das Recht, den Korkenzieher zu bedienen«, rief sie vom Flur. »Hier, mach eine Flasche auf.«
    Sie ging ihm voraus in die Küche und blieb wie angewurzelt stehen. Der Inhalt ihres Korbs lag auf dem Boden, zwei Weinflaschen waren zerbrochen.
    Einen Moment starrten sie beide schweigend auf die Scherben.
    »O Daniel, nein!«, rief sie. »Wie ist das passiert?«

    Daniel schaute sich um. »Ich habe keine Ahnung. Ich habe den Karton mitten auf den Tisch gestellt. Sie können doch nicht einfach runtergefallen sein. Wie merkwürdig! Hier gibt es doch keine Katze, oder?«
    Jess schüttelte den Kopf. »Seit wann können Katzen Weinflaschen heben?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Stimmt, eine Katze kann’s nicht gewesen sein. Aber keine Sorge. Zwei Flaschen sind noch da, und die Lebensmittel waren ja eingepackt. Kein großer Schaden. Setz dich hin, ich räum alles weg.«
    »Nein, nein, ich mach das schon.« Jess ging zum Spülbecken und suchte im Unterschrank nach Schaufel, Besen und ein paar Wischtüchern. »Wie konnte das denn passieren, Daniel? Ich versteh das nicht.« Plötzlich befiel sie Panik. »Es stand doch alles mitten auf dem Tisch und nicht am Rand oder so. O mein Gott!« Hektisch sah sie sich um. »Ist noch jemand anderes hier?«
    »Nein, hier ist niemand. Solche Sachen passieren einfach manchmal. Warte.« Er nahm eine der beiden verbliebenen Weinflaschen und holte den Korkenzieher, den Jess auf der Abtropffläche liegengelassen hatte. »Trinken wir doch erst ein Glas, dann räumen wir auf. Und danach lassen wir uns unser Abendessen schmecken. Denk dir nichts dabei, Jess. Es ist nichts Schlimmes passiert.«
     
    Nach dem Essen schlenderten sie mit einem Becher Kaffee durch den Garten hinter dem Haus, als Jess aus dem Hof ein Motorengeräusch hörte. »Wer in aller Welt ist denn das?« Sie ging zum Haus zurück.
    Aber Rhodri hatte, als niemand auf sein Klopfen reagierte, das Haus betreten und sie durchs Fenster gesehen. Er kam schon zu ihnen hinaus. Er schien verwundert, Jess in Gesellschaft eines Mannes zu sehen.

    »Tut mir leid, wenn

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