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Die Tochter des Königs

Titel: Die Tochter des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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sie sich gar nicht eingelassen. Sie klang ziemlich aufgebracht. Sie hat den Menschen vorgeworfen, dass sie sie verlassen haben, sie hat Jess Vorwürfe gemacht.«
    »Vergessen Sie nicht«, sagte Meryn leise, »den Schmerz und die Wut und das Gefühl, hintergangen worden zu sein, hat sie nie überwunden. Das hat die ganze Zeit in ihr gegärt,
und vielleicht hat sie auch nie ganz verstanden, was passiert ist. Ihr ist nicht klar, dass ihre Schwester nicht kommen konnte, um sie zu holen.«
    »Sie haben nach ihr und Togo gesucht, sehr lange sogar. Das hat Jess mir erzählt. Die ganze Legion hat die Gegend durchkämmt. Schließlich war sie die Tochter des Königs, und sie wollten möglichst viele Familienmitglieder als Gefangene nach Rom mitnehmen.«
    »Tja, wo ist sie dann hingegangen? Was ist mir ihr passiert?«, fragte Meryn nachdenklich. Er schaute zu Rhodri. »Geben Sie Bescheid, wenn Sie meinen, wir haben den Platz erreicht, an dem Sie mit ihr gesprochen haben.«
    Rhodri machte eine vage Geste. »Irgendwo hier, es sieht überall gleich aus.«
    Meryn nickte. »Das stimmt. Haben Sie nach ihr gerufen?«
    »Nein. Sie ist einfach erschienen. Sie stand hinter Daniel. Ich habe mit ihr gesprochen und …« Er machte eine verlegene Geste. »Ich glaube, sie hat mich verstanden. Sie ist irgendwie verblasst, dann war sie plötzlich wieder da, und dieses Mal klang sie richtig bösartig. Sie hat mir gedroht. Und sie hat gesagt, sie habe die Frau.«
    »Und hat sie gesagt, was sie mit ihr tun würde?«
    »›Ich werde sie dafür büßen lassen, dass sie meinen Bruder umgebracht und mir meine Schwester weggenommen hat‹, etwas in der Art.«
    Meryn runzelte die Stirn. »Das ist seltsam. Wie könnte Jess Schuld daran haben?«
    »Hält sie sie vielleicht für jemand anderen? Für Eigon?«
    »Rufen Sie sie doch nochmal.« Jetzt wusste Meryn, wie er vorgehen musste. »Sie weiß, dass wir hier sind. Rufen Sie sie. Sie hat Kontakt mit Ihnen aufgenommen, jetzt schauen wir doch mal, ob sie mit sich handeln lässt.«

    »Glads?«, rief Rhodri. Er schaute konzentriert in die Bäume und Büsche um sich. »Bist du da? Wir wollen dir helfen. Willst du kommen und mit uns reden?«
    Sie warteten schweigend.
    »Bitte, sag uns doch, was wir für dich tun können«, wiederholte Rhodri nach einer Weile. »Du willst doch, dass dieses ewige Spiel aufhört, oder nicht? Komm, lass es uns doch versuchen, ja?«
    Rhodri brach ab, als Meryn ihm warnend eine Hand auf den Arm legte und mit dem Kopf in eine Richtung wies. Da, im dunkleren Schatten einer uralten Eiche, war jemand. Die Umrisse eines Mädchens. »Komm, Kleine. Bitte rede mit uns«, fuhr er leiser fort. »Lass uns dir helfen.«
    Meryn hob einen Finger an die Lippen und trat vor. »Seid gegrüßt, Herrin. Ich bin ausgebildet, um mit den Göttern zu sprechen. Wenn ich vermitteln kann, tue ich es gern.«
    Es schien, als habe sie sich genähert. Jetzt konnten die beiden Männer ihr Gesicht ausmachen, ihr flachsblondes Haar, ihre großen, unglücklichen Augen. In ihnen lag blanke Verzweiflung. »Wer hat sich um Euch gekümmert?«, fuhr Meryn fort. »Wer hat Euch gefunden an dem Tag, an dem Eure Schwester weggebracht wurde?«
    Es kam keine Antwort.
    »Bitte, sagt es mir«, bat Meryn sanft. »Ich möchte Euch helfen.«
    »Fragen Sie sie, wo Jess ist«, murmelte Rhodri.
    Meryn verzog das Gesicht und schüttelte den Kopf. »Meine Kleine, willst du mit mir reden?« Jetzt übernahm er Rhodris Anrede.
    Seid ihr gekommen, um mit mir zu spielen?
    Sie hörten ihre Stimme, aber ihre Lippen hatten sich nicht bewegt.

    »Ja, wir sind da, um mit dir zu spielen«, sagte Meryn freundlich. »Genau deswegen sind wir gekommen.«
    Wo ist Eigon?
    »Sie sucht nach dir. Sie hat alles getan, um dich zu finden. Sie hat mit der Frau gesprochen, mit Jess. Jess hilft ihr bei der Suche nach dir.« Meryns Aufmerksamkeit war ganz auf die schattenhafte Gestalt gerichtet. »Ist Jess bei dir, Glads?«
    Jess?
    Plötzlich schallte der Name rund um sie in den Bäumen, hallte von Gipfel zu Gipfel und durch die Eichen quer über das Tal.
    Jess, Jess, Jess!
    »Guter heiliger Gott!« Voller Angst sah Rhodri sich um.
    »Wo ist Jess?« Meryn hob die Stimme. »Ich muss sie sehen!« Sein Blick war unverwandt auf ihr Gesicht gerichtet.
    Jess! Jess ist hier, um mit mir zu spielen. Jess ist hier bei mir im Wald!
    »Ich muss sie sehen, Glads!« Jetzt sprach Meryn mit strenger Stimme. »Auf der Stelle.« Ein Wind kam auf, unvermittelt wiegten sich die

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