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Die Tochter des Königs

Titel: Die Tochter des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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niemand darin versteckt. Das haben sie mit einigen Wagen gemacht, die in die Stadt hineingefahren sind.«
    »Großartig!« Commios atmete tief durch und versuchte, sich ein wenig zu beruhigen. »Wo ist Eigon?«
    »Ich habe sie vorausgeschickt. Es war zu gefährlich für sie, in der Stadt zu warten. Offenbar hat Titus wirklich überall Spione. Sie wartet auf uns auf der Straße nach Londinium.« Sie fasste ihn am Arm. »Hast du noch Geld?«
    »Nicht viel. Sie haben mir die Börse abgenommen, und alles Übrige auch. In dem Beutel, der mir um den Hals hängt, sind noch ein paar Münzen - der ist ihnen entgangen, aber
damit kommen wir nicht weit.« Er warf ihr einen kurzen Blick zu. »Warum?«
    »Wir haben unser ganzes Geld dafür aufgebraucht, dich da rauszuholen«, sagte sie schlicht. »Wir mussten Titus überbieten.«
    Commios brummelte, aber zu leise, als dass Drusilla ihn verstehen konnte. »Dann müssen wir wohl wieder für unser Abendessen singen!«, meinte er dann grinsend und hängte sich bei ihr ein. »Los, jetzt gehen wir zu Eigon und schauen zu, dass wir fortkommen. Schließlich reisen wir ohne das viele Gepäck jetzt viel unbeschwerter!«
    Bei der Villa war von Eigon nichts zu sehen. Besorgt schaute Drusilla sich um. »Ich habe ihr gesagt, es sei das erste größere Haus, auf das man trifft. Ich habe ihr genau erklärt, wo es ist. Und es ist auch genau da, wo ich es ihr beschrieben habe.« Verwirrt blickte sie sich um. Die Villa lag ein Stück von der Straße zurückgesetzt in einer leichten Senke. Das Haus war nicht zu verfehlen, und ebenso unverkennbar war, dass es als Raststation für Reisende diente. Schon liefen Sklaven herbei und fragten, ob sie etwas zu trinken oder Pferde mieten wollten, und sie sahen ein oder zwei Händler, die ihre Ware an den Tischen feilboten, die nahe des Tors aufgestellt waren.
    Commios setzte sich. »Sie wird schon kommen. Gott wird sie zu uns leiten.« Er fischte aus seinem Beutel eine Münze und bestellte einen Krug Dünnbier für sie beide. »Nach dem Schrecken haben wir eine Belohnung verdient«, sagte er mit Nachdruck.
    Sie blieben sehr lange dort sitzen, aber auch, als es dämmerte und die Reisenden nacheinander aufbrachen, war von Eigon noch immer nichts zu sehen. Schließlich blieben die beiden ganz allein an der dunklen, windigen Straße zurück.

    Rhodri stürzte ins Haus. »Wo ist Meryn?«, rief er. Die anderen saßen am Küchentisch zusammen. Von der Polizei war nichts zu sehen.
    Meryn stand auf. »Was ist denn passiert?«
    »Das Kind. Eigons Schwester. Sie hat Jess!« Sein Gesicht war weiß, er atmete schwer. »Sie ist mir da oben am Berg erschienen. Daniel war auch da, das Schwein. Er hat gedroht, mich umzubringen, aber dann ist sie aufgetaucht, und er hat Fersengeld gegeben. Das kleine Kind war zu viel für ihn!« Er ließ sich auf einen Stuhl fallen. »Andererseits, vielleicht hat er ja Recht. Sie ist böse und gehässig. Sie ist nicht das liebe kleine Ding, für das wir sie alle gehalten haben. Sie wirft Jess vor - sie wirft Eigon vor -, dass sie nicht gekommen ist, um nach ihr zu suchen.« Ihm war bewusst, dass die anderen ihn bestürzt ansahen, nur Meryn beobachtete ruhig sein Gesicht. Jemand schob ein Glas zu ihm, er leerte es mit einem Zug. Es war Whisky. »Ist das möglich? Hat sie Jess irgendwo versteckt? An einem anderen Ort? In einer anderen Dimension? Heiliger Strohsack!« Er schüttelte den Kopf. »Was sollen wir bloß machen?« Unvermittelt sah er sich um. »Wo ist die Polizei? Ist niemand gekommen?«
    »Sie sind hier. Sie haben die ganze Gegend abgeriegelt.« Steph seufzte. »Sie wollen nicht, dass wir das Haus verlassen. Der Hubschrauber ist schon oben, und sie holen Leute von der Bergwacht. Ich glaube nicht, dass wir sonst noch etwas tun können.«
    Meryn legte Rhodri beruhigend die Hand auf die Schulter. »Jetzt kommen Sie erst mal wieder zu Atem. Ich schaue mich ein paar Minuten draußen um, dann können Sie und ich vielleicht nochmal auf den Berg gehen, wenn die Polizei uns nicht davon abhält. Machen Sie sich keine Sorgen, wir finden sie schon.«

    Draußen blieb Meryn mit geschlossenen Augen stehen. Er spürte die Luft um sich, spürte die Fäden von Angst und Zorn und Kummer, die sich dicht um ihn woben. Er verzog das Gesicht. Er durfte seine Gedanken nicht schweifen lassen. Er musste sich konzentrieren. Warum hatte er das alles nicht gespürt? Warum konnte er Jess nicht spüren? Was, wenn Rhodri Recht hatte und sie wirklich in eine andere

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