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Die Tochter des Königs

Titel: Die Tochter des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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hysterische Zicke. Es könnte alle möglichen Erklärungen dafür geben. Hast du dir zum Beispiel überlegt, dass ein Vogel in die Küche geflogen und die Flaschen und Gläser umgeschmissen haben könnte? Vielleicht hat er sich an einer Scherbe verletzt.«
    »Und ist dann wundersamerweise wieder genesen?« Ihre Stimme war eisig geworden. »Nein, Daniel, es war kein Vogel. In letzter Zeit sind ziemlich viele scheußliche Sachen passiert. Die haben alle nichts mit Tieren zu tun. Deine Hand, zum Beispiel. Wie ist sie so schnell verheilt?«

    Es entstand eine weitere Pause, dann seufzte Daniel dramatisch. »Der arme William. Ist das alles immer noch wegen des Vorfalls in London, Jess? Also wirklich, so schlimm war es auch wieder nicht. Jeder würde meinen, ein bisschen heftiger Sex und ein paar Klapse seien das Ende der Welt. Du übertreibst. Du hast ihn zum Bösewicht gestempelt, er hat keine Chance mehr. Kein Wunder, dass er sauer ist.« Als er verstummte, herrschte eine ganze Weile Schweigen. »Jess, bist du noch dran?«, fragte er dann.
    »Woher weißt du, was in London passiert ist?«, fragte Jess. »Ich habe es dir nie erzählt, Daniel.«
    »Freilich hast du’s mir erzählt. Zumindest andeutungsweise. Du hast beschlossen, dass es dir keinen Spaß gemacht hat, dass du vergewaltigt worden bist oder so ähnlich, und das macht dir gehörig zu schaffen. Du bist wirklich ziemlich durch den Wind.«
    Innerlich wurde Jess eiskalt, einen Moment verschlug es ihr die Sprache. »Wer hat etwas von Vergewaltigung gesagt?«, brachte sie schließlich hervor.
    Er zögerte. »Na ja, vielleicht ist das Wort Vergewaltigung selbst nicht gefallen, aber es war nicht schwer, sich zusammenzureimen, was deiner Ansicht nach passiert ist. Ein bisschen nicht ganz einvernehmlicher Geschlechtsverkehr. Und du hast beschlossen, es Vergewaltigung zu nennen, stimmt’s nicht? Du hast alles so aufgebauscht, weil du zu betrunken warst, um dich noch an etwas zu erinnern, und dann hast du beschlossen, ein Riesendrama daraus zu machen.«
    Einen Moment herrschte Stille, Jess sah noch einmal den Arm vor sich, der sie aufs Bett drückte, die gebräunte Haut, die dunklen Härchen.
    Es war nicht William gewesen. Er konnte es nicht gewesen sein. William hatte blonde Haare.

    »Du warst es, stimmt’s?«, sagte sie langsam. »Du hast mich vergewaltigt! Du hast Ash und William so überzeugend die Schuld zugeschoben, dass ich mich habe täuschen lassen. Ich bin nicht mal auf die Idee gekommen, dass du es hättest sein können. Aber es war dein Arm, der mich aufs Bett gedrückt hat. Dein Gesicht in meinen Alpträumen.« Ihre Stimme war zu einem Flüstern geworden. »Ich bin ja so dumm gewesen. Ich habe dir vertraut. Du bist ein unsagbar widerliches Schwein!«
    »Sei nicht albern!«
    »Nein, Daniel, plötzlich weiß ich alles wieder ganz genau. Du bist Ash und mir nach Hause gefolgt. Vor der Haustür hast du Ash weggeschickt und bist mit mir in die Wohnung hoch. Wir haben noch einen Wein getrunken …«
    »Nein, Jess.«
    »Warum? Was hast du mir gegeben? Du hattest dich also vorbereitet? Du hast K.-o.-Tropfen zu einer Schülerdisco mitgebracht!« Sie brach ab, ihre Hände waren schweißnass, sie konnte kaum noch das Telefon halten. »Was genau hast du vorgehabt, Daniel? Hattest du es auf mich abgesehen, oder war das eher egal? Wärst du mit jeder zufrieden gewesen? Mit einem der Mädchen, vielleicht? Einem Kind!«
    »Jess, du spinnst!«
    »Nein. Ich fange gerade erst an, etwas zu begreifen. Weiß Natalie von deinem netten kleinen Hobby, Daniel? Der Rektor weiß nicht Bescheid, das steht fest. Aber er sollte Bescheid wissen, oder nicht?«
    »Jess, du bist total verrückt!«
    »Nein. Mir wird gerade erst klar, wie dumm ich gewesen bin. Es gab doch tausend Hinweise. Du beobachtest die Mädchen, du fasst sie an. Ich hab’s doch gesehen!«
    »Jess, ich warne dich. Das ist üble Nachrede …« Daniels Stimme war heiser vor Wut.

    »Nein, Daniel, das ist die Wahrheit.«
    »Jess, du verstehst das alles ganz falsch. Hör mal, ich fahre zu dir!«
    »Spar dir die Mühe. Es ist zu spät.«
    »Das glaube ich nicht. Ich komme. Ich kann dir alles erklären. Du täuschst dich auf ganzer Linie!«
    »Ich täusche mich nicht, Daniel. Ich gehe zur Polizei.« Plötzlich war sie die Ruhe selbst.
    Als Daniel schließlich antwortete, war ihm der Schock anzuhören. »Wenn du zur Polizei gehst, Jess, bin ich erledigt. Und Nat und die Kinder auch. Das willst du doch bestimmt nicht.« Sie

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