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Die Tochter des Königs

Titel: Die Tochter des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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aufgefallen?«
    Eigon kicherte. »Mit Melinus würde ich über derlei nie reden! Aber ich habe hier in unserem Garten Pflanzen gefunden, aus denen ich eine Mischung mache, die ihr hilft.«
    »Und deine Hände«, betonte Julia.
    Pomponia Graecina überlegte. »Wenn dein Vater es erlaubt, dann frage Melinus doch, ob er dich mehr in der Medizin unterweisen kann«, meinte sie dann. »Aber dir muss klar sein, dass er ein Gelehrter ist, ein Philosoph. Er studiert zwar die Eigenschaften der Heilpflanzen, aber er ist nicht unbedingt der Richtige, um sie einzusetzen. Das verlangt eine sanfte Freundlichkeit. Ich empfand ihn immer als strengen Mann.« Sie nickte bedächtig. »Betest du zu deinen eigenen Göttern, Eigon?«

    Eigon nickte. »Aber Papa glaubt, dass sie unsere Gebete nicht hören, weil sie so weit weg sind. Deshalb bete ich zu den Göttern des Haushalts hier und wegen meines Vaters zu Febris, aber vielleicht ist das falsch, denn ich fürchte, sie hören mich nicht.«
    »Die Götter hören einen, wo immer sie sind, Eigon«, sagte Pomponia Graecina kopfschüttelnd. »Wenn deine Götter allmächtig sind, bete zu ihnen. Ich tue es auch. Mir erschienen eure britannischen Götter als mächtig. Warum glaubst du, hätte ich Melinus sonst nach Rom mitgebracht? Er lehrte mich ihre Namen und weshalb ich zu welchen Gottheiten beten solle. Sie mögen in den Bergen und Flüssen Britanniens und Galliens leben, aber ihre Macht erstreckt sich über die ganze Welt.«
    »Streiten sie sich nicht mit den Göttern Roms?« Eigon setzte sich auf den Brunnenrand, die Stirn vor Konzentration gerunzelt.
    Pomponia Graecina wiegte den Kopf. »Über das Thema musst du dich mit Melinus unterhalten. Rom ist ein Mittelpunkt für alle Götter. Die Götter Griechenlands und Ägyptens, der Gott der Juden, die Götter aus Nordafrika und selbst die Gottheiten der Länder, durch die sich die Seidenstraße zieht, sie alle treffen hier zusammen und werden auf ihre Weise verehrt. Jeder von uns muss mit seinen eigenen Göttern sprechen. In Rom ist es Gesetz, dass es den Menschen freisteht, auf ihre Art zu ihren Göttern zu beten, solange das nicht unsere Ergebenheit gegenüber dem Kaiser in Frage stellt.«
    »Der selbst ein Gott ist«, sagte Eigon leise. »Glaubt Ihr das?« Sie warf Pomponia Graecina einen verschwörerischen Blick zu.
    Pomponia verzog lächelnd den Mund. »Der Kaiser und ich sind in vielen Dingen nicht einer Meinung«, antwortete sie. »Er weiß, dass ich ihn nicht fürchte.«

    »Und Ihr verehrt ihn auch nicht.« Eigon hob die Augenbrauen.
    Pomponia wehrte ab. »Solche Gespräche sind gefährlich, Eigon, selbst für mich. Konzentriere du dich auf dein Heilen und bete zu den Göttern, die dir zuhören. Genug für heute. Jetzt gehe ich zu deiner Mutter.«
    Julias Gedanken waren abgeschweift, das Gespräch über Götter und Kaiser hatte sie gelangweilt, aber als sie ihre Tante aufstehen sah, war sie sofort wieder bei der Sache. »Du sagst Eigons Mutter aber nicht, dass wir in der Stadt waren?«, fragte sie besorgt.
    »Ich sage ihr nichts«, versicherte Pomponia Graecina lächelnd. »Und wenn ihr das nächste Mal etwas unternehmen wollt, kommt doch zu mir.«
    Als sie ging, sah Julia ihr eine Weile nach, dann sagte sie: »Das meinst du doch nicht im Ernst, dass du eine Heilerin werden willst?«
    »Warum nicht? Ich habe das Gefühl, dass das der richtige Weg für mich ist.«
    »Aber es ist so langweilig. Du willst doch nette, gesunde Menschen kennenlernen, keine Kranken!«
    »Du meinst junge Männer?« Eigon lächelte.
    »Natürlich junge Männer.« Julia kicherte. »Sag mir nicht, dass du dich nicht dafür interessierst.«
    Eigon schüttelte den Kopf. »Ich habe niemanden kennengelernt, der mich interessieren würde, Julia. Vielleicht bin ich nicht für die Ehe gedacht. Meine Eltern haben nie davon gesprochen.«
    Ihre Eltern hatten mit keinem Wort erwähnt, dass eine Ehe für sie in Frage komme. Sie hatten überhaupt nie über ihre Zukunft gesprochen.
    Julia stöhnte übertrieben auf. »Seit wann haben Mädchen darauf gewartet, dass ihre Eltern ihnen das vorschlagen!«

    »Würde dein Vater Flavius als deinen Mann billigen?«, fragte Eigon.
    »Natürlich nicht. Er ist bloß der Sohn eines Freigelassenen. Papa hat vermutlich einen alten Witwer für mich ausgesucht, dessen Grundstück an unser Gut grenzt.« Julia warf den Kopf in den Nacken. »Deswegen will ich Spaß haben, solange es noch geht. Wenn meine Tante uns schon zu sich eingeladen hat,

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