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Die Tochter des Königs

Titel: Die Tochter des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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möchte ich sobald wie möglich zu ihr.«
    Eigon schüttelte den Kopf. »Ich habe Angst dort draußen.«
    »Angst?« Julia schaute sie schief an. »Du meinst den Mann, der uns geschubst hat? Es ist doch nichts passiert. Wahrscheinlich hat er uns einfach nicht gesehen, weil er so schnell davongelaufen ist. Wahrscheinlich hatte er etwas gestohlen! Sei nicht dumm. Außerdem, wenn wir zum Haus von Aulus Plautius fahren, ihrem Gemahl, kann uns nichts passieren. Sie leben auf dem Palatin, in der Nähe des Kaisers, in einem wunderschönen Haus. Es ist riesengroß, und es sind immer viele Gäste und Verwandte und hübsche junge Musiker da. Denen kannst du deinen neuen Ring vorführen, du kannst dein schönes Haar fliegen lassen und bezaubern, wen immer du willst.«
    Eigon wusste, dass sie den Vorschlag nur schwer würde ablehnen können. Auf den Gedanken, dass die kaiserliche Wache nicht weit entfernt sein würde, wenn das Haus in der Nähe des Kaiserpalasts stand, kam sie nicht.
    Vielmehr machte sie sich auf die Suche nach Melinus. Sie wollte ihn bitten, so schnell wie möglich mit ihrer Ausbildung zur Heilerin zu beginnen. Sie warf einen Blick zu Julia. Die Arme wusste offenbar nicht, dass sie morgen um diese Zeit mit Kopf- und Bauchweh im Bett liegen würde, wie immer, wenn der Mond in diesem Viertel stand. Also würde sie, Eigon, etwas Mutterkraut und vom Teich in den
Formgärten etwas gelbe Schwertlilie schneiden und einen Sud bereiten. Eigon lächelte liebevoll. Es war nur gut, dass jemand auf derartige Dinge achtete. Julia mit ihrem Kopf in den Wolken und ihrer Träumerei würde das nie tun.
     
    Als der Mond aufging, fünf Tage, bevor er voll sein würde, fiel sein Licht in den Garten und warf Schatten auf den Weg, über den Eigon zum Teich ging. An ihrem Arm hing ein Korb, in der Hand hatte sie eine kleine Schere, um die Schwertlilie zu schneiden. Sie lächelte in sich hinein. Melinus hatte ihrer Bitte begeistert zugestimmt. Morgen würden sie die Studien, die sie bislang betrieben hatten, zurückstellen - zumindest für eine Weile - und sich Gedanken über ihre Ausbildung in der druidischen Heilkunst machen.

Kapitel 15
    S ie waren erst spät von der Villa Borghese nach Hause gekommen und hatten dann mit einem Teller Spaghetti auf den Knien vor dem Fernseher gesessen und sich eine DVD angesehen, bis Jess sich, erschöpft vom anstrengenden Tag, als Erste zurückgezogen hatte. Kaum war sie gegangen, hatte Kim das Fernsehgerät ausgestellt. »Was meinst du, wie es ihr geht?«, fragte sie.
    »Bestens«, antwortete Steph, ohne nachzudenken.
    »Sie hat nichts davon gesagt, dass Daniel uns folgt oder etwas in der Art?«
    Steph schüttelte den Kopf.
    »Und sie hat auch nicht von Eigon und den Römern gesprochen?«
    Als Steph zögerte, sah Kim sie skeptisch an. »Das habe ich mir doch gedacht. Als ihr beide auf dem Rückweg zurückgeblieben seid, sah sie ziemlich mitgenommen aus. Als hätte sie ein Gespenst gesehen.«
    »Sie hat von der historischen Geschichte gesprochen«, verteidigte Steph ihre Schwester. »Es interessiert sie eben, was passiert ist. Das kann man ihr schlecht zum Vorwurf machen. Mich interessiert’s ja auch. Schließlich hat das Ganze in meinem Haus angefangen. Ich will auch wissen, wer Eigon ist und was mit ihr passiert ist. Es gibt viele ganz rationale Menschen, die an Geister glauben.«

    »Das leugne ich auch nicht.« William runzelte die Stirn. »Ich weiß bloß nicht, ob ich selbst an sie glaube. Ich versuche, das alles zu verstehen. Menschen wie Carmella haben eine intuitive Gabe, Dinge zu sehen, die andere nicht sehen. Man kann sich natürlich lustig über sie machen, weil sie sich mit diesem ganzen esoterischen Schnickschnack umgibt - die Tarotkarten, dieser ferne, schläfrige Gesichtsausdruck.« Grinsend schüttelte er den Kopf. »Kim, Carmella ist doch deine Freundin, du hast sie in die Sache reingezogen - glaubst du ihr?«
    »Aber ja!«
    »Bist du dir sicher?«
    Kim zuckte mit den Schultern. »Sagen wir so, ich möchte ihr glauben, und es gefällt mir, wie sie die Karten liest.«
    »Du solltest dich über das Tarot nicht lustig machen, William«, unterbrach Steph ruhig und wickelte nachdenklich die letzten Spaghetti auf ihre Gabel. »Soll ich dir mal ein bisschen darüber erzählen? Die Karten sind ein altes System von Archetypen und stecken voller Symbole, die die meisten sogenannten Kartendeuter selbst nicht ganz verstehen. Einige Kartendecks sind wirklich wunderschön. Die ersten

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