Die Tochter des Leuchtturmmeisters
Dinge.
»Bekommt man hier Frühstück ans Bett?«, rief Göran aus dem Schlafzimmer.
Fat chance
, dachte Karin, aber antwortete nur: »Es gibt Kaffee und frisches Brot, aber das wird in der Küche serviert.«
Göran tauchte in Jeans und T-Shirt auf, die Haare charmant verstrubbelt. Als er sich am Tisch niederließ, schaute er sie mit seinen blauen Augen an. Karin schnitt ihm eine Scheibe von dem warmen Brot ab.
»Guten Morgen«, sagte sie.
»Hast du gebacken?«, fragte er.
»Nein, ich war beim Bäcker unten«, gab sie zur Antwort. »Wikingerbrot.« Sie zeigte auf das kräftige Backwerk. Ich habe auch Brötchen gekauft, falls du die lieber willst.« Er hofft wohl, ich würde selber backen, so wie seine Mutter, dachte Karin. Er hatte früher schon mal etwas Ähnliches geäußert, aber wenn er unbedingt selbstgebackenes Brot haben will, hindert ihn ja keiner, es zu machen.
»Haben wir Marmelade?«, fragte Göran.
»Augenblick, ich werde die Frühstückskellnerin fragen«, sagte Karin und winkte mit der Hand, als wolle sie bei jemandem Aufmerksamkeit erwecken.
»Hä?«, sagte Göran.
»Hast
du
Marmelade gekauft?«, fragte Karin und sagte sich, dass sie schließlich kein Hotel betreibe.
»Warum bist du so sauer?« Göran streckte den Arm über den Tisch und tippte ihr frotzelnd auf die Hand.
»Ich bin nicht sauer, aber du kannst ja im Kühlschrank nachgucken, bevor du fragst. Ich weiß nicht, ob Marmelade da ist. Ich muss in zehn Minuten weg.«
»Zur Arbeit? Du hast doch gestern gearbeitet, und da war Sonntag.«
»Wenn ich das immer zu dir sagen würde. Lass doch die sechs Wochen Arbeit sausen und bleib lieber bei mir zu Hause«, konterte Karin. Sie hörte selbst, wie bitter sie klang, und wünschte, sie könnte das, was sie vermitteln wollte, auf andere Weise ausdrücken.
»Habe ich’s mir doch gedacht.« Göran klang triumphierend. »Da bin ich kaum eine Woche zu Hause, und schon fängst du an, auf meinem Job herumzuhacken. Wirklich typischfür dich! Und verdammt egoistisch! Wie oft wollen wir diese Diskussion denn noch führen?« Er verdrehte die Augen, um dem Gesagten Nachdruck zu verleihen.
Das hier ist das letzte Mal, wollte sie erwidern, hielt sich aber zurück.
»Es geht nicht. Ich kann nicht mehr«, sagte sie mit schwacher Stimme, es glich mehr einem Flüstern. Dann räusperte sie sich und nahm erneut Anlauf.
»Ich kann nicht mehr. Es tut mir leid, aber so ist es.« Ihre Stimme war jetzt stärker, fester, als hätte auch die sich entschieden. Nun war es also ausgesprochen. Sie sank auf dem Küchenstuhl in sich zusammen und legte die Arme auf den Tisch.
»Geht das nun wieder los. Immer nur du, du, du. Und was ist mit mir?« Göran war aufgestanden und fuchtelte theatralisch mit den Händen.
»Ich kaaaann nicht mehr.« Er äffte ihre Stimme nach. »Was glaubst du denn, wie es für mich ist? Wie es mir geht? Du bist einfach verdammt egoistisch.« Demonstrativ verschränkte er die Arme vor der Brust und wartete auf den Gegenangriff. Der nicht kam.
Fünf Jahre, dachte sie, während sie die Küche mit der Kaffeetasse in der Hand verließ. Wie war ihre Beziehung nur zu dem hier geworden?
Göran folgte ihr nörgelnd ins Wohnzimmer.
»Im Ernst, Karin. Bei allem, was ich für dich getan habe. Verschwendest du auch nur mal einen Gedanken daran?«
Görans Märtyrergeschwafel wirkte antiquiert wie aus einem alten Schmachtfetzen. Es war, als meinte er, ein bisschen Streit sei eine Art Unterhaltung. Wieder und wieder dieselbe Diskussion.
Plötzlich sah sie rot. Die Wut, die sie packte, ließ sich nicht stoppen. Fünf Jahre aufgestaute Enttäuschung brodelte in ihren Adern. Verdammt, jetzt reichte es! Sie warf die blaue Keramiktasse so heftig an die Wand, dass der Kaffee spritzte. Scherben flogen umher, als sie sich zu ihm umdrehte.
»Bist du noch ganz bei Trost! Was tust du da?« Verwundert sah er auf die Reste der Tasse und die Kaffeeschlieren, die an der weißen Wand herabrannen.
»
Was
genau soll das sein, was du für mich getan hast? Was denn? Nenne mir nur eine einzige Sache! Sogar meinen Geburtstag hast du vergessen! Jetzt haben wir bald Mai, und der war im Januar.« Sie kam sich wie eine fauchende Katze vor, als sie die Worte ausstieß.
»Aber ich habe doch angerufen. Du hast nur kein Geschenk bekommen, weil ich noch nichts Richtiges gefunden habe. Ich suche tatsächlich immer noch.« Die Ruhe, mit der er reagierte, steigerte ihre Verärgerung nur noch weiter.
Sie erinnerte sich an den
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