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Die Tochter des Leuchtturmmeisters

Die Tochter des Leuchtturmmeisters

Titel: Die Tochter des Leuchtturmmeisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Rosman
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schließlich hätte sie selbst drei Kinder geboren und wüsste, was das mit dem Körper machte. Jetzt hätte sie der Tochter das geben können, was ihr selbst verwehrt geblieben war. Wenn Siri von ihrer Tochter sprach, meinte sie immer Diane, obwohl sie eigentlich zwei Töchter hatte. Annelie zählte einfach nicht auf dieselbe Art. Anita fand das völlig unfassbar. Wenn jemand etwas auf dem Kasten hatte, dann war das Annelie. Sie besaß ein akademisches Examen und hatte sich auf eigene Faust nach oben gekämpft. Wenn Diane irgendwas hatte, dachte man wohl zuallerletzt an ihren Kopf. Anita hörte einen Schrei, und dann kam Siri in die Küche gestürzt.
    »Meine Armani-Hose!«
    Sie hatte eine Serviette in der Hand und rieb an dem Kleidungsstück.
    »Ich habe mir Kaffee auf die Jeans gekippt. Das wäre ja nicht weiter schlimm, wenn es nicht gerade meine Armani wäre. Natürlich könnte ich mir eine neue kaufen, aber geradedieses Modell war so schwer zu bekommen. Hoffentlich bleibt kein Fleck zurück.«
    »Ich glaube fast, du musst die Hose ausziehen. Einen Moment, ich schau mal nach, ob ich was finde, das ich dir ausborgen kann«, sagte Anita. Siri wirkte entsetzt bei dem Gedanken, eine von Anitas Hosen anziehen zu müssen.
    Anita ging ihre Sachen durch, bis sie etwas fand, das garantiert zu eng für Siri war. Sie lächelte, als sie den Bügel herausnahm. Falls Siri Schwierigkeiten mit dem Atmen bekäme, würde das die Zusammenkunft zügiger beenden. Siri sah unentschlossen aus, bedankte sich aber für die Leihgabe.
    »Für die Wiedereinweihung von Pater Noster habe ich mir ein neues Kostüm und einen Hut mit breiter Krempe gekauft«, verriet sie noch, bevor sie zum Umziehen auf die Gästetoilette verschwand.
    Anita hatte keine Lust, auf das Ende der Zusammenkunft zu warten, während der Tag immer weiter voranschritt. Die Uhr zeigte bereits elf, als sie bei ihrer Schwiegertochter Lycke anrief. Der Name, der Glück bedeutete, passte normalerweise außerordentlich gut zu der jungen Frau. Martin hätte keine bessere Ehehälfte finden können, und für sie beide war sie die Tochter geworden, die Per und sie nie bekommen hatten. Anita glaubte auch, dass Lycke es genauso empfand, jedenfalls hoffte sie das. Sie wusste, wie viel Lycke momentan um die Ohren hatte, ein Haus, in dem alles drunter und drüber ging, ein Kind zu versorgen und obendrein noch ihre Vollzeitarbeit. Martin benutzte jede freie Minute zum Bauen, und Anita versuchte Lycke auf jede erdenkliche Weise zu unterstützen, ging einkaufen, kochte und kümmerte sich um Walter. Das war kein Opfer von ihrer Seite, und außerdem war die Schwiegertochter unendlich dankbar.
    Zehn Minuten später stand Anita auf der Fähre, die durch den milchigweißen Nebel nach Koön hinüberglitt. Lycke erwartete sie vor dem Konsum. Walter, der neben dem Kinderwagen lief, kam angerannt, und Anita ging in die Hocke,damit er ihr die warmen Ärmchen um den Hals schlingen konnte.
    »Oma! Tach, Oma!«
    »Tag, Walter! Hattest du Sehnsucht nach Oma? Wollen wir spazieren gehen?«
    »Hallo, Süße. Wie geht’s?«, fragte Anita und umarmte Lycke.
    »So lala, wenn ich ehrlich sein soll. Schon einen ganzen Monat blockiert das Isoliermaterial die Veranda. Ich hab es langsam satt, mich da mit Kindern und Einkaufstüten vorbeizudrängen. Ach entschuldige, ich wollte nicht jammern!«
    »Das macht doch nichts«, sagte Anita. »Ich habe doch gefragt, und manchmal muss man jammern.«
    »Gestern Abend hab ich ein Weiberessen gegeben, und das hat unheimlich Spaß gemacht, es war schon so lange her, dass wir uns alle gesehen hatten.«
    »Na toll! Wer war denn da?«, fragte Anita.
    Lycke berichtete von dem Abend und auch, wie sie auf Onkel Bruno gekommen waren.
    »Es ist ziemlich lange her, dass ich ihn besucht habe. Ich glaube, Per ist auch eine ganze Zeit nicht dort gewesen. Was hältst du davon, wenn wir hingehen und nachschauen, ob er zu Hause ist?«, fragte Anita.
    »Walter hat gerade gegessen, und er wird wohl bald im Wagen einschlafen, also kommen wir gern mit. Ich habe übrigens von eurer Schatzsuche gehört. Das klingt ja wahnsinnig spannend. Wie läuft’s damit?«
    »Es kommt uns vor, als wären wir frischverliebt«, erklärte die Schwiegermutter freimütig.
    »Das ist dir anzusehen«, sagte Lycke. »Gibt es wirklich einen Schatz? Ich meine, was könnte das sein?«
    »Keine Ahnung, aber irgendwie spielt das keine so große Rolle«, erwiderte Anita lächelnd.
    »Guten Tag, Marta«, sagte sie dann

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