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Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin

Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin

Titel: Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Sie hetzten nach links, bogen um die Ecke – und damit mitten hinein in den Kampf. Hatte Numur nicht behauptet, Muqtaq hätte nicht mehr als dreißig Männer? Das konnte nicht sein, denn sie waren überall. Verwundete und Tote lagen vor dem Seitenausgang der Halle. Auf der Schwelle wurde gekämpft. Schwarz gewappnete Speerträger wehrten sich gegen zwei Axtkämpfer, die ihnen die Speere und Schilde zerhackten. Im Gang vor ihnen waren Krieger ineinander verkeilt. Maru sah Fakyn, einen Turm in der Schlacht, der einem Gegner mit bloßen Händen an die Gurgel ging. Eine der Öllampen war aus ihrer Halterung geschlagen worden. Brennendes Öl floss über den Boden und tauchte Kämpfende und Sterbende in flackerndes Licht. Als Maru
zurückblickte, sah sie weitere Krieger aus der Dunkelheit auftauchen. Sie trugen weiße Armbinden.
    Tasil warf sich gegen die Tür einer Kammer zu ihrer Rechten. Die Pforte sprang auf, der Raum dahinter war menschenleer. Der Einrichtung nach mochte es ein weiterer Speisesaal sein, und er hatte einen zweiten Eingang auf der gegenüberliegenden Seite. Tasil sprang über Schemel, stieß Tische zur Seite und stürmte weiter, Maru folgte ihm. Noch bevor sie die Pforte erreichten, flog sie auf, und ein mächtiger schwarzer Umriss füllte den Türrahmen. Er hielt in jeder Hand eine zweischneidige Kriegsaxt.
    Muqtaq!
    Das brennende Öl kroch hinter ihnen über die Schwelle. Jetzt sah Maru, dass auch Muqtaq ein weißes Stück Stoff um den Oberarm gewickelt hatte. Sein einfacher, lederner Brustpanzer war an mehreren Stellen zerfetzt, und er blutete aus zwei Schnittwunden.
    »Sieh an, Tasil, der Verräter.« Hass schwang in der Stimme des Kriegers mit.
    Tasil zog seinen Dolch und zeigte sein Wolfslächeln. »Mach uns Platz, Maru.«
    Sie drückte sich an die Wand. Das Öl hatte einen Schemel erreicht, und Flammen leckten das Holz empor. Muqtaq hob die beiden Äxte. Langsam umkreisten er und Tasil einander. Plötzlich sauste eine der Äxte nieder, verfehlte Tasil knapp und zertrümmerte einen Tisch. Tasil war zur Seite gesprungen, machte dann einen Ausfallschritt und stach zu. Muqtaq war nicht mehr dort.
    Jetzt griff der Krieger mit der linken Axt an. Tasil duckte sich unter dem Blatt durch und riss den Dolch nach oben. Muqtaq stöhnte. An seinem linken Oberarm blutete eine neue Wunde. Er griff erneut an, ließ seine Äxte kreisen und trieb Tasil zwischen den Stuhlreihen vor sich her. Tasil suchte offenbar nach einer Lücke in dem Angriffswirbel, aber er konnte nicht viel mehr tun als ausweichen.
    »Achtung, der Hocker!«, schrie Maru.

    Aber es war zu spät. Tasil stolperte über einen Schemel, Muqtaq schlug mit der rechten Axt zu. Die Doppelschneide schnitt durch die Luft. Tasil riss taumelnd im letzten Augenblick seine Klinge hoch. Es war ein Dolch der Hakul, eine meisterhafte Arbeit aus bestem Eisen, aber der nackten Gewalt der Kriegsaxt war er nicht gewachsen. Er zerbrach – aber er lenkte den Schlag ab.
    Die Axt streifte Tasils Wange und zerschmetterte den Schemel, über den der Urather gestolpert war. Muqtaq fluchte. Tasil rollte sich ab und kam wieder auf die Füße. Wieder schoss eine Axt auf ihn zu. Er wich aus. Wieder. Er duckte sich. Wieder. Er sprang zurück. Wieder. Er warf sich zur Seite, rollte über einen Tisch und kam auf der anderen Seite stolpernd auf die Beine. Muqtaq zerteilte den Tisch mit einem einzigen Hieb. Tasil griff sich einen Schemel und nutzte ihn als Schild. Sekunden später hatte er nur noch Splitter in der Hand.
    Muqtaq grinste. Langsam trieb er Tasil in die Ecke. Dass vor der Schwelle seine Leute kämpften und starben, dass er gekommen war, Malk Numur zu töten, das alles schien keine Rolle mehr für ihn zu spielen. Er hatte seinen Feind gestellt und war entschlossen, ihn zu töten. Die Äxte sausten kreisend durch die Luft. Tasil versuchte, nach links und nach rechts auszuweichen, aber immer war schon eine der tödlichen Klingen dort, wo er hinwollte. Er wich aus, er wich zurück, er saß in der Falle.
    »Ist das tapfer, einen unbewaffneten Mann zu töten?«, fragte eine samtweiche Stimme.
    Es war Umati. Sie stand mitten im Raum. Maru hatte nicht einmal mitbekommen, wie sie eingetreten war.
    Muqtaq drehte sich um. Er war nicht in der Hohen Kammer gewesen, als Umati Atib getötet hatte, aber ohne Zweifel hatte man ihm davon berichtet.
    »Halte dich da raus, Weib. Dieser Mann würde dich ebenso verraten wie mich.«

    »Das hat er sicher auch schon getan«, stimmte Umati

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