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Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin

Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin

Titel: Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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werden abwechselnd wachen, doch weiß ich nicht, ob sie sich einigen können, wer das Recht der Ersten Wache hat«, sagte Kwem mit kummervoller Miene.

    Tasil nickte nachdenklich, als habe er etwas Derartiges erwartet. »Als wir die Stadt erreichten, kam uns eine Art Festzug entgegen …«
    »Dies war das Bildnis des Raik. Es wird von den Hohepriestern der Hüter im Fluss vom Schmutz der Lebenden gereinigt und dann in den Ahntempel der Raik getragen.«
    »Wo liegt dieser Tempel?«
    »Auch im Gräbertal, er liegt dem Tempel Uos gegenüber. Utu wird dort einen Platz zur Rechten Bukru-Hegaschs, des Stadtgründers, einnehmen und über uns wachen.«
    »Ist er jetzt ein Gott?«, fragte Maru.
    »Ja, Mädchen, die Fürsten dieser Welt haben einen besonderen Platz in der Stadt Ud-Sror. Sie können uns schützen, solange sie an der Tafel Uos weilen. Und dort sitzen sie, solange wir mit unseren Opfern ihrer gedenken.«
    Das Tuch vor dem Eingang zur Schankstube wurde zur Seite geschoben, und drei Krieger betraten den Schankraum. Ein alter, rotgesichtiger Haudegen, der eine kleine Axt am Waffengurt führte, und zwei jungen Burschen, die ihre Helme wohl noch nicht sehr lange trugen. Kwem erhob sich, um die neuen Gäste zu bewirten. Der Rotgesichtige bestellte lautstark Bier für sich und seine Männer. Maru bekam ein ungutes Gefühl. Dieser Mann roch geradezu nach Streit.
    Tasil beobachtete den Auftritt der Soldaten, dann fragte er recht laut: »Sag, Kwem, wer hat jetzt den Platz zur Rechten des Gottes inne?«
    »Jetzt?« Kwem runzelte die Stirn. »Jetzt sitzt dort Arati-Hegasch, der Vater von Utu, wer sonst?«
    »Aber der arme Arati muss seinen Platz jetzt für seinen Sohn räumen?«
    »Ich verstehe deine Frage nicht.«
    »Tröste dich«, rief Tasil lachend, »wer versteht schon die Pfade
der Götter? Und wer versteht die seltsamen Bräuche der Akkesch?« Niemand konnte ihn überhören.
    Der Anführer der Soldaten hatte es jedenfalls vernommen. Er stürzte sein Bier herunter und nahm einem seiner Männer, ohne zu fragen, den Becher aus der Hand. Dann schlenderte er direkt auf Tasil zu. »Du bist hier fremd, oder?«
    »Das bin ich«, sagte Tasil mit einem Wolfslächeln.
    Maru beobachtete die Szene gebannt. Offensichtlich hatte ihr Besitzer etwas vor.
    »Ich bin Qurdu, Schab der zweiten Eschet vom Tor der Hirth. Und wer bist du?«
    Maru wusste nicht genau, was eine Eschet war, aber so, wie es der Mann sagte, musste es etwas Großartiges sein.
    »Tasil ist mein Name. Ich handle.«
    »Was dagegen, wenn ich mich setze?«, fragte der Schab. Er wartete die Antwort nicht ab, sondern nahm sich einen Schemel und setzte sich an die Stirnseite des Tisches. Dabei starrte er Tasil unverwandt an. Weder Maru noch Biredh schenkte er Beachtung.
    »Tasil ist ein merkwürdiger Name, Fremder. Du bist kein Kydhier und auch kein Auricier. Und schon gar kein Akkesch. Aber du redest über unsere Bräuche und unsere Raik.«
    Tasil trank in aller Ruhe einen Schluck Brotbier aus seinem Becher, ohne etwas zu erwidern.
    Der Schab runzelte die Stirn. »Wo kommst du her, Fremder? Nein! Sag es nicht, ich finde es selbst heraus. Du kommst aus dem Süden, oder? Noch südlich vom Schlangenmeer? Ein Ziegenhirte der Hattu? Ein Viehdieb aus Unar? Oder einer der Kadaverfresser der Imedhai?«
    »Urath«, sagte Tasil.
    Maru bemerkte, dass Tasil unauffällig ein kleines Stück vom Tisch wegrückte, um mehr Bewegungsfreiheit zu haben. Der alte
Biredh lächelte versonnen. Es schien, als würde er sich auf das freuen, was jetzt kommen musste.
    »Urath? Aus der Stadt Urath, einst eine Verbündete des Alten Akkesch?«
    »Eben daher«, sagte Tasil schlicht. Maru beobachtete ihn genau. Er schien auf etwas Bestimmtes aus zu sein.
    »Du musst wissen, in meinen Adern fließt das Blut von Akkesch, rein und unverfälscht seit sieben Generationen!«
    »Und vorher?«
    Der Schab reagierte nicht auf die Beleidigung, vielleicht verstand er sie auch nicht. »Aus Urath sagst du.« Er löste langsam die Axt aus seinem Gürtel. »Es gibt Geschichten aus dem Alten Akkesch. Und da wird Urath erwähnt. Es ist eine Stadt von Feiglingen, ist es nicht so, Männer?« Er hatte die Stimme gehoben. Aber falls er Zustimmung erwartet hatte, wurde er enttäuscht. Nicht einmal die beiden Jünglinge aus seiner Eschet antworteten.
    Tasil nahm schweigend einen weiteren Schluck aus seinem Becher.
    »Doch, ich weiß es sicher. Es gab eine Schlacht. Die berühmte Schlacht von Ukkaschat. Sie wird in vielen

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