Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin
Geschichten gerühmt«, fuhr der Krieger fort.
»Ich habe von ihr gehört. Ihr habt verloren.«
Der Schab nickte grimmig: »Wir haben sie verloren, weil die Urather uns im Stich gelassen haben. Unsere Helden haben gekämpft wie Löwen, Strydh ist mein Zeuge! Aber wir wurden von euch verraten. Denn ihr seid Feiglinge.«
»Nein, wir haben euch nur gesagt, dass diese Schlacht nicht zu gewinnen ist. Und wir waren so klug, euch nicht in den Untergang zu folgen.«
»Du sagst also, ich lüge? Ich sage, du bist ein Feigling aus einem Volk von Verrätern!«
Tasil lehnte sich zurück und lächelte. Maru beobachtete seine
Augen. Er überprüfte die Zuschauer der kleinen Szene. Die beiden bartlosen Frischlinge waren bestimmt keine Gegner für ihn. Die anderen waren Fischer und Bauern, einheimische Kydhier, die sicher noch nie von Urath und, ebenso wenig wie sie selbst, von der berühmten Schlacht von Ukkaschat gehört hatten. Der Rotgesichtige saß, die Hand an der Axt, angespannt auf seinem Schemel. Es war ein alter dreibeiniger Hocker mit dürren Beinen, der unter dem Gewicht des Kriegers stöhnte.
Der Schab hob zögernd seine Axt. Er wirkte verunsichert. Vielleicht hatte er angenommen, Tasil würde beim Anblick der Waffe schon klein beigeben. Einen Wimpernschlag später lag er auf dem Boden. Tasil kniete auf seiner Brust und hielt eine Hakul-Klinge an den Hals seines Opfers. Er hatte nur einen einzigen Tritt gegen den Schemel gebraucht, um den Kampf zu entscheiden. Der Hocker polterte noch durch den Raum, die einzige Bewegung in der Stube. Die Zuschauer waren wie erstarrt. Die beiden jungen Soldaten schielten ängstlich nach ihren Speeren und Schilden, die sie an die Wand gelehnt hatten. Es war offensichtlich, dass sie nicht wussten, was sie tun sollten.
»Es ist besser, du sagst deinen beiden Grünschnäbeln, dass es sehr dumm wäre, in einem geschlossenen Raum mit einem Speer zu kämpfen«, sagte Tasil böse grinsend. »Vor allem, wenn ihr Gegner ein Urather ist, denn diese sind doch allgemein für ihren Mut und ihr Geschick im Kampf berühmt. Ist es nicht so?«
Der Schab schnappte nach Luft, der Angriff hatte ihn völlig überrumpelt. Maru hörte, wie Tasil seine letzte Frage wiederholte, und sie hörte noch etwas anderes: Tasils seltsame zweite Stimme, die von Brüderlichkeit unter tapferen Kriegern sprach.
Qurdu, Befehlshaber der zweiten Eschet vom Tor der Hirth, nickte verdattert. Jetzt lachte Tasil, klopfte dem Krieger begütigend auf die Schulter, und dann bestellte er Bier für den Schab und seine Leute.
Zur Freude des Wirtes Kwem erwiderte der Schab diese Geste. Es folgten mehrere Runden, in deren Verlauf sich Tasil und Qurdu immer wieder gegenseitig ihre Hochachtung für die legendäre Tapferkeit der Akkesch und der Urather versicherten. Maru, die genau hinsah, bemerkte, dass Tasil dem Brotbier weit weniger zusprach als die Krieger, die er ausfragte.
Utukku
Vielerlei Unglück ereilte die Akkesch auf ihrem Großen Marsch. Steinschlag, Sturm und wilde Tiere töteten etliche, sodass Etellu zu dem Schluss kam, ein böser Geist müsse den Zug verfolgen. Da ging er zu den Maghai der Himmelberge, und Gold und Silber versprach er ihnen. Sieben Tage und sieben Nächte woben sie mit Etellu an einem Bannfluch - und das Unglück ließ von ihnen ab.
Etellu Kaidhan , Vom Marsch der Akkesch
Tasil hatte Maru nach der dritten Runde Brotbier zur Seite genommen und ihr aufgetragen, die Stadt zu erkunden und auf alles zu achten, »was wichtig sein könnte«. Was das genau sein sollte, hatte er leider nicht gesagt. Er hatte ihr dann tief in die Augen gesehen und gefragt: »Kann ich mich auf dich verlassen?«
Sie hatte stumm genickt. Jetzt stand sie vor der Herberge und wusste nicht, was er von ihr erwartete.
Biredh war Maru aus der Gaststube gefolgt. »Es wurden wahre Heldentaten vollbracht in der Schlacht von Ukkaschat.«
»Schon möglich«, erwiderte Maru verdrossen.
»Ich merke, die Jugend interessiert sich nicht für den Glanz der vergangenen Tage.« Biredh seufzte spöttisch.
»Ich werde mir immer gerne eine deiner Geschichten anhören, doch jetzt habe ich keine Zeit.«
Biredh nickte: »Ich habe gehört, was Tasil dir aufgetragen hat, und ich verstehe deine Ratlosigkeit.«
»Du hast es gehört?« Biredh war ein Dutzend Schritt entfernt gewesen, als Tasil mit ihr gesprochen hatte.
Der Alte ging nicht auf die Frage ein. »Wenn du meinen Rat annehmen willst: Geh zuerst hinunter zum Hafen.«
»Aber
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