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Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin

Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin

Titel: Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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aus der unmittelbaren Nähe zu stammen. Die Hütten an dem kleinen Platz lagen wie tot. Es roch unter dem Bratenduft plötzlich nach faulendem Unrat. Irgendwo kläffte ein Hund mit bemerkenswerter Ausdauer. Er schien auf einem Dach zu stehen. Maru fragte sich, wie er da wohl hinaufgekommen sein mochte. Der Geruch von Fäulnis wurde stärker. Sie drehte sich um.

    Nur wenige Schritte entfernt saß der Daimon Utukku auf der Umrandung des Brunnens und beobachtete sie. Seine kupferfarbenen Augen schimmerten matt in der Dunkelheit.
    »Der, den du suchst, ist dort drinnen, Maru Nehis«, sagte er mit seiner silberfließenden Stimme.
    Marus Herz schlug bis zum Hals. Dieses unheimliche Wesen hatte sie zu Tode erschreckt. »Der Maghai?«, fragte sie, um überhaupt etwas zu sagen
    Der Daimon schloss die Augen und legte den Kopf auf die Seite, als wollte er nachdenken. »Ja, Maghai«, sagte er schließlich, dann sah er Maru wieder schweigend an.
    Sie fragte sich, wie lange er schon da gesessen haben mochte. Es war auf einmal unangenehm still. Die vielen Geräusche, die eben noch durch die engen Straßen schallten, schienen seltsam gedämpft. Selbst der Hund, der sich eben noch die Seele aus dem Leib gebellt hatte, war verstummt.
    »Danke«, sagte sie, um die bleierne Ruhe zu brechen.
    »Er braucht viel Kraft«, sagte der Daimon.
    »Du weißt, was er tut?«
    Der Daimon überlegte, bevor er nach einer Zeit, die Maru wie eine Ewigkeit erschien, verneinte. »Da ist eine Mauer«, fuhr er nach einer weiteren Pause fort. »Und dahinter sein Wille. Und seine Augen.«
    Maru hatte kaum zugehört. Sie trat unruhig auf der Stelle. Warum glotzte dieser Daimon sie so an? Warum war er überhaupt hier? Und wie hatte er sie gefunden? Ein Durcheinander von Fragen schoss ihr durch den Kopf. »Was willst du von mir?«, platzte sie heraus.
    Der Daimon sah sie auf die ihm eigene Art lange an, bevor er sagte: »Dinge sind geschehen. Dinge werden geschehen. Etwas ändert sich.«
    Was war das für einen Antwort? Wich er ihr aus? Oder beantwortete
er vielleicht eine Frage, die sie nur noch nicht gestellt hatte?
    »Aber was, Utukku, was hat das mit mir zu tun?«
    »Das Ende.«
    »Ende? Wovon?«
    Die kupfernen Augen schlossen sich langsam und gingen noch langsamer wieder auf. Der Blick war jetzt durchbohrend, Maru fühlte sich schutzlos und nackt.
    »Du musst essen, Maru Nehis«, sagte der Daimon mit seiner gleichzeitig silbern und undeutlich klingenden Stimme. Dann glitt er mit einer schlangenartigen Bewegung in den Brunnen und verschwand.
    Maru war einen Augenblick verblüfft, dann rannte sie zum Brunnen. »Utukku!«, rief sie hinab. Der Brunnen schwieg, Sterne spiegelten sich in seinem Wasser, Sterne und ein kurz geschorener Mädchenkopf. Es gab keinen Wellenschlag, kein Kräuseln der Oberfläche. Nichts deutete darauf hin, dass eben ein Daimon dort unten verschwunden war. Sie richtete sich auf und sah sich um. Der Hund bellte wieder, und Lachen erklang irgendwo über Häusern. Es war immer noch niemand auf der Straße.
    Wie ein Fisch, der einem aus den Händen gleitet, dachte Maru.
    Der Daimon wollte etwas von ihr, das war sicher. Aber was mochte das bloß sein? Sie dachte über seinen letzten Satz nach: » Du musst essen .« Was sollte das bloß wieder heißen?
    Im nächsten Moment fiel es ihr ein. Das halbe Stückchen Brot, das Tasil ihr gegeben hatte! Das hatte sie völlig vergessen. Sie nahm es aus dem Beutel, den sie am Gürtel trug, und befühlte es. Es war zu dunkel, um viel zu sehen. Sie roch daran, es roch würzig, fremd, salzig. Mit Schaudern dachte sie daran, dass Tasil draufgespuckt hatte. Sie seufzte, dann steckte sie es kurz entschlossen in den Mund, kaute zwei-, dreimal und schluckte es runter. Sie wartete
– nichts passierte. Und satt wurde sie auch nicht, eher noch hungriger. Ein Zauberbrot war es also nicht.
     
    Sie war immer noch unschlüssig. Tasil wollte, dass sie in Erfahrung brachte, was der Maghai tat. Um das herauszufinden, musste sie aufs Dach. Tasil hatte sie aber davor gewarnt, dem Maghai zu nahe zu kommen. Auf dem Dach wäre sie direkt über ihm, und das war sehr nah. Also durfte sie nicht hinauf. Was sie auch tat, es konnte nicht richtig sein. Schließlich zuckte sie mit den Schultern. Dann war es eben so, und sie konnte tun, was sie wollte. Vorsichtig kletterte sie hinauf und kauerte sich hinter ein leeres Wasserfass. Sie konnte jetzt den Hund sehen, der immer noch die Sterne anbellte. Er stand vier oder fünf Dächer

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