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Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin

Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin

Titel: Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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blinzelte, konnte ihre Umgebung nur verschwommen erkennen, aber dann wurde es wieder klarer. Ihr Atem ging immer noch flach und gepresst, sie bekam nicht genug Luft. Der Maghai unter ihr war immer noch mit seinen Beschwörungen beschäftigt. Sie hörte ihn nur gedämpft. Der Nebel kam zurück, verfärbte sich rot. »Ah, ich verstehe.« Tasils Stimme schien leiser zu werden. Blut pochte in Marus Ohren. Für die Dauer einiger Herzschläge blieb es sonst still in ihrem Kopf. »Gut, du wirst gleich Arme und Beine wieder fühlen. Du kannst dann von da verschwinden. Warte auf mich am Tor des Fahs.«

    Ihre Beine, sie konnte ihre Beine wieder spüren! Und ihre Arme waren doch nicht in Stein verwandelt – sie brannten! Hastig kroch sie von der Luke weg. Sie zitterte am ganzen Leib und bekam immer noch keine Luft.
    »Weiter, du musst weiter weg.« Es war nur noch ein Flüstern.
    Im Sitzen schob sich Maru bis zum Rand des Daches. Dann ließ sie sich einfach nach unten fallen. Erst jetzt schwand der eiserne Griff, der ihr den Hals zugeschnürt hatte. Maru lag auf dem Boden und rang nach Luft. Tränen liefen ihr übers Gesicht. Sie rappelte sich auf, rannte in eine der Seitenstraßen und übergab sich.
     
    Als die Übelkeit verschwunden war, blieb Maru hinter einem Mauervorsprung sitzen. Tasil hatte sie an das Tor des Fahs bestellt. Tasil war in ihren Geist eingedrungen. Tasil hatte ihren Körper beherrscht. Sie zitterte am ganzen Leib. Sie fühlte sich leer. Tasil hatte sie an das Tor des Fahs bestellt, aber sie wollte ihm nicht begegnen, jetzt nicht, nie wieder. Sie atmete tief und langsam. Wie gut es tat, einfach atmen zu können. Sie beruhigte sich allmählich. Sie konnte sich nicht ewig verstecken. Sie wollte sich auch nicht verstecken. Sie hatte ja nichts Unrechtes getan. Sie würde Tasil gegenübertreten, und dann … dann … dann würde ihr schon etwas einfallen.
     
    Sie war müde, aber dort, wo sie war, konnte sie nicht bleiben. In den Gassen war es jetzt stockdunkel. Maru tastete sich durch die Dunkelheit. Über ihr, auf den Dächern, saßen die Serkesch an den Feuern. Maru konnte sie hören, und manchmal fiel auch etwas Licht in die schmalen Wege. Sie konnte sich vorstellen, dass es schön sein konnte: auf den Dächern zu sitzen, Geschichten zu hören, die Sterne zu betrachten. Wahrscheinlich lachten und sangen sie sonst auch, so wie sie es in Akyr machten, doch jetzt schien die Stimmung gedrückt zu sein. Es wurde halblaut gesprochen,
selten gelacht, und niemand sang. Sie hatten alle Angst vor dem nächsten Tag. Soweit Maru das beurteilen konnte, hatten sie dazu auch allen Grund.
    Ihr wurde plötzlich klar, dass sie den Rückweg nicht kannte. Es war leicht gewesen, dem Maghai in das Gewirr zwischen den Hütten zu folgen, aber jetzt, in der Finsternis, erkannte sie die Wege nicht wieder. Er hatte zweimal die Richtung gewechselt. Und hier liefen die Wege auch nicht im rechten Winkel wie die Hauptstraßen. Sie blieb stehen und sah sich um. Dann schüttelte sie den Kopf, drehte sich um und hielt auf das Licht der Fackeln zu, die über die Stadtmauer getragen wurden. Ab da wurde es einfach. Es gab eine breite Straße hinter der Mauer, und das Licht der Wachfeuer erhellte sie. Maru lief schneller. Sie war müde, aber sie spürte einen starken Drang, sich zu bewegen. Sie wollte nicht nachdenken, sie wollte einfach nur laufen. Ihre Gedanken holten sie trotzdem ein.
    Tasil. Er war in ihren Kopf eingedrungen. Was genau hatte er getan? Die Erinnerung war seltsam blass. Maru lief schneller. Seine Stimme, sie hatte seine Stimme gehört. Und sie hatte ihn gesehen, auf dem Dach. Sicher nur ein Trugbild. Aber wo war er gewesen? Was hatte er gemacht? Als sie sich trennten, war er davongehetzt, und natürlich hatte er nicht verraten, wohin. Maru fühlte ein Stechen in der Seite, sie keuchte, aber sie wollte auf keinen Fall anhalten. Natürlich hatte es mit den beiden Männern aus dem Palast zu tun. Er hatte sie verfolgt. Das musste es sein. Und sie hatte ihn gesehen, wie er im Sand saß und seinen Dolch reinigte. Ein Trugbild, eine Täuschung. Nichts davon musste wahr sein. Maru lief noch schneller. Vor ihr türmte sich die Mauer auf. Es ging nicht weiter nach Norden. Ohne langsamer zu werden, bog sie nach Westen ab.
    Utukku. Sie würde erst anhalten, wenn sie das Tor des Fahs erreicht hatte. Was wollte diese seltsame Kreatur von ihr? Der Daimon
hatte ihr geholfen. Er hatte ihr gesagt, in welcher Hütte der Maghai verschwunden

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