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Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin

Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin

Titel: Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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waren. »Was hast du uns zu sagen, Urather?«
    »Leider noch nichts Genaues, ehrwürdiger Abeq, aber ich weiß, dass es Kräfte auf dem Tempelberg, ja selbst im Haus des Raik gibt, starke Kräfte, die an diesem Vorhaben beteiligt sind.«
    »Namen, wir brauchen Namen.«
    Tasil lächelte. »Jetzt, da der Immit in der Stadt eingetroffen ist, werdet ihr nicht nur Namen, sondern auch Beweise brauchen.«
    »Und ich nehme an, du kannst beides liefern …«
    »Das wird nicht einfach, ehrwürdiger Abeq.«

    Der Hohepriester sah ihn durchdringend und voller Verachtung an. »Wie viel, Urather?«
    »Gestern bot ich dir an, dass du mir nach deinem Belieben geben kannst. Ich habe gesehen, dass das Leben eines Malk in dieser Stadt erstaunlich gering geschätzt wird. Ich verlange deshalb das Dreifache.«
    »Ich sollte dich für deine Unverschämtheit auspeitschen lassen, Fremder«, zischte Numur.
    Wieder legte ihm der Abeq beruhigend die Hand auf den Arm. »Wären es andere Zeiten, wäre dies schon lange geschehen, Herr, doch an diesem Tag sollten wir großmütig sein.«
    »Und großzügig, Herr«, fügte Tasil mit einem Grinsen hinzu.
    Numur lief rot an, doch in diesem Augenblick erschien eine Wache und meldete, dass Immit Schaduk den Tempelberg erreicht habe.
    Abeq Mahas schob den Malk daraufhin sanft zurück auf seinen Platz. »Beruhige dich, Herr, und denk an das, was wir besprochen haben: nicht mehr als drei Schritte.« Er warf Tasil einen kurzen Blick zu. »Es gilt, doch rate ich dir dringend, unsere Erwartungen nicht zu enttäuschen, Urather.«
     
    Die Würdenträger im Saal nahmen geräuschvoll ihre Plätze ein, und Tasil zog sich mit Maru in den Hintergrund zurück. Wieder einmal fragte sie sich, was ihr Besitzer vorhatte. Was war das für ein Anschlag, von dem er gesprochen hatte? Und warum hatte er alles daran gesetzt, den Abeq und den Malk zu verärgern?
    »Du hast sie wütend gemacht, Onkel«, flüsterte Maru.
    »Hoffentlich, denn Zorn macht blind«, antwortete Tasil, und das Wolfslächeln, das Maru inziwschen gut kannte, verzog seine Miene.
    »Und jetzt?«
    »Jetzt haben wir ein wenig Zeit und Gelegenheit, uns den Immit anzusehen. Ich glaube, das wird heute ein ruhiger Tag.«

    Er sah zufrieden aus, so als verliefe alles genau nach Plan. Maru hingegen hatte plötzlich, und ohne dass sie dafür einen Grund hätte nennen können, ein ausgesprochen ungutes Gefühl …
     
    Sie hatte keine klare Vorstellung davon, wie ein Immit wohl aussehen mochte. Er war die rechte Hand des Kaidhan, des Herrn über das ganze Reich der Akkesch, also erwartete sie einen stattlichen Mann, würdevoll, mit Ausstrahlung, vielleicht mit einem weißen Bart, auf jeden Fall aber in einem prachtvollen Gewand. Immit Schaduk entsprach kaum einer dieser Erwartungen. Er war klein, geradezu schmächtig, mit einem schmalen Vogelgesicht und vorstehenden, unruhigen Augen. Er war sehr alt und sein Haar nur noch ein dünner grauer Kranz auf einem zerfurchten Schädel. Seine Kleidung aber war erlesen. Sie war vielfarbig wie ein Regenbogen und aus allerbesten Stoffen, das sah Maru selbst aus der Entfernung. Eine breite Kette lag um seinen faltigen Hals. Maru dachte, sie sei aus Bronze, aber Tasil stieß sie an und flüsterte: »Sieh nur, er trägt Gold! Den Schmuck des Kaidhan, wertvoller noch als Eisen.«
    Immit Schaduk betrat die Halle ganz allein, schritt, erstaunlich schnell für sein Alter, bis zur Mitte des Saales, blieb stehen, breitete die Arme aus und lächelte. »Malk Numur, ich bin geehrt, im Hause deines Vaters Gast sein zu dürfen.«
    Malk Numur, der, eine Hand auf der Lehne des Throns, gewartet hatte, trat genau drei Schritte vor und breitete ebenfalls die Arme aus. »Immit Schaduk, dieses Haus fühlt sich geehrt durch deine Anwesenheit. Sei willkommen.«
    Danach geschah erst einmal nichts. Weder der Immit noch der Malk bewegten sich. Beide standen da und lächelten durch die Halle einander an. Die Blicke der Würdenträger wanderten von einem zum anderen.
    Schließlich war es der Immit, der sich zuerst rührte. »Ach, vergessen
wir die Förmlichkeiten unter Freunden!«, rief er lachend und setzte sich in Bewegung. Sein Lächeln war strahlender als das Licht, das auf den Thron fiel. Auch Numur löste sich aus seiner Erstarrung und ging dem Immit drei weitere Schritte entgegen.
    »Dummkopf«, brummte Tasil, als er das sah.
    »Was bedeutet das«, fragte Maru leise.
    »Das bedeutet, dass der Immit Numurs Herrschaft über die Stadt nicht anerkennt

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