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Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin

Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin

Titel: Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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wenig enttäuscht. Kräuterfrauen kannte sie. Es waren meist alte, einsame Frauen, die irgendwo außerhalb der Dörfer und Städte hausten und die man aufsuchte, wenn man krank war. Sie waren oft ein wenig verrückt.
    »Dann bin ich... eine Kräuterfrau?«
    Der Maghai stand plötzlich auf und griff nach ihrem Handgelenk. Der Griff war hart und schmerzte. Maru schrie erschrocken auf. Jalis zog sie ans Fenster, fasste sie am Kinn und sah ihr tief in die Augen. Seine Pupillen waren von einem hellen Blau, und Maru kam es vor, als würden tief in ihnen kalte Flammen lodern. Er schwieg, hielt sie fest und starrte ihr in die Augen. Seine Miene verdüsterte sich. Er ließ ihr Kinn los und umfasste auch das andere Handgelenk. Beide Handflächen ins Licht haltend, untersuchte er
die feinen Linien. Ebenso plötzlich, wie er sie gepackt hatte, ließ er sie wieder los.
    Maru wich ängstlich zurück.
    Der Maghai betrachtete sie gedankenverloren. Er wirkte auf einmal alt und müde. »Wärest du eine zukünftige Kräuterfrau, gäbe es nichts zu bereden, Maru Nehis.«
    »Aber was bin ich dann, Herr?«, fragte Maru. Die Furcht war zurückgekommen, stärker als zuvor.
    Jalis sagte eine Weile nichts. Er betrachtete sie, so als sähe er sie zum ersten Mal. »Was weißt du über das Schicksal, Mädchen?«, wollte er schließlich wissen.
    Mit einem Mal fror Maru. Seine Stimme hatte sich verändert. Die ganze Zeit war sie warm und freundlich gewesen, doch jetzt klang sie hart und kalt. »Das Schicksal? Die Hüter … erträumen es für die Menschen.«
    »Glaubst du daran?«
    Das war eine eigenartige Frage. Jeder wusste um die Macht des Schicksals. Wie viele Geschichten gab es, in denen die Helden alles taten, um ihrem Schicksal zu trotzen, und ihm am Ende doch erlagen. »Alle glauben daran, Herr.«
    »Ich weiß. Die Hüter weben in ihrem endlosen Schlaf das Schicksal jedes einzelnen Menschen. So heißt es, und alle glauben es. Das war nicht immer so, Maru Nehis.«
    Was wollte der Maghai ihr mitteilen? Sie hatte das Gefühl, dass er in seinen Worten sehr weit ausholte, um am Ende eine sehr schlechte Nachricht zu überbringen.
    »Es waren die Budinier und Kydhier, die als Erste diesen Glauben in unser Land brachten. Auch die Akkesch aus dem fernen Süden glauben daran, und du magst sagen, dass viel für diesen Glauben spricht, wenn Völker aus dem Norden und dem Süden ihn teilen. Die Akkesch glauben auch, dass das Schicksal in den Sternen steht, weil Fahs über die Sterne herrscht. Seine Priester
verbringen lange Nächte auf den Dächern ihrer Schirqu, um die Gestirne zu beobachten. Sie glauben, die Zukunft ihres Reiches, ihrer Fürsten, aller Menschen sei im Nachthimmel festgehalten. Sie sagen es voraus, verkünden Gefahren und Veränderungen. Die Akkesch hören auf sie. Es war die Weissagung eines ihrer Sternendeuter, der sie ihr altes Reich im Süden aufgeben ließ. Deshalb haben sie sich auf den Weg nach Norden gemacht. Die Hakul dagegen haben Seher, die bei der Geburt eines Kindes dessen Schicksal aus der Fährte der Wölfe lesen. Die Imricier deuten den Flug der Adler, die Awier lesen die Zukunft aus den Innereien der Seehechte.«
    Der Maghai stand mit dem Rücken zu Maru und blickte aus dem Fenster, als hoffe er, etwas aus den Felsen zu lesen. »Sie alle glauben, dass etwas so Mächtiges, so Gewaltiges wie das Schicksal Spuren und Hinweise hinterlässt. Hinterlassen muss – in den Sternen, den Adlern, den Fischen, den Fährten der Wölfe. Und sie alle wollen es belauschen, seine Geheimnisse erfahren, die Zukunft wissen, bevor sie eintrifft. Sie wollen sich vorbereiten und gewappnet sein.«
    Der Maghai wandte sich ihr zu. Er schien ihr auf einmal verbittert zu sein. »Doch wozu, frage ich dich, Maru Nehis, wenn das allmächtige Schicksal sich nicht überlisten lässt, wenn es unabänderlich festgelegt ist, wenn es als Verhängnis über uns hereinbricht und uns unter sich begräbt?« Draußen schien die Sonne. Es war Mittag, und es musste heiß sein. Doch in der Kammer war es kühl wie in einem Grab. »Glaubst du, dass dein Leben – dein Verhängnis! – in den Sternen festgehalten ist, wie die Akkesch es tun? Kann etwas falsch sein, wenn so viele es glauben?«
    »Ich weiß es nicht, Herr.« Maru war schwindlig von dem, was er gesagt hatte. Das Wort »Verhängnis« schwebte wie ein kalter Hauch durch den Raum.
    Jalis lachte. »Sei versichert, Maru Nehis, weder dein Schicksal
noch das eines anderen Menschen ist in den Sternen

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