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Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin

Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin

Titel: Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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festgehalten. Sie wissen nichts über dich. Ebenso wenig wie der Adler über den Bergen und die Wölfe in der Steppe. Und ein unabänderliches Schicksal? Nun... Vielleicht träumen die Hüter für uns, doch glaube ich nicht an ein Verhängnis, keiner aus meiner Bruderschaft glaubt daran.«
    Wieder legte der Maghai eine lange Pause ein und starrte stumm aus dem Fenster, bevor er fortfuhr. »Doch es gibt da etwas anderes, Maru Nehis. Die Unwissenden setzen es oft mit dem Schicksal gleich, aber das ist falsch. Wir nennen es Bestimmung. Es ist ein vorgezeichneter Pfad, den wir gehen sollten. Doch steht er sicher nicht in den Sternen, und auch aus den Innereien der Seehechte wirst du nichts über ihn erfahren. Er ist in dir geschrieben, durch das Blut deiner Eltern, durch die Erde, auf der du wandelst, die Luft, die du atmest, und durch das Wasser, das du trinkst. Ist der Lebensweg eines Bauernjungen nicht leicht vorherzusagen? Es ist ihm in die Wiege gelegt, einmal das Feld zu beackern. Seine Vorväter, die Felder, das Land... Sie alle rufen ihn und drängen ihn auf diesen Weg, und die Erdgöttin Hirth wird immer ein offenes Ohr für ihn haben. Doch ist dies sein unabänderliches Schicksal? Nein, er kann sich anders entscheiden. Er kann in die Wälder gehen, um zu jagen, er kann zum Schwert greifen, um ein Krieger zu werden. Die Frage ist nur, ob er das Geschick zum Kämpfer hat. Die Axt des Kriegsgottes hat schon viele Lebensfäden durchschnitten, gerade von jenen, die ihm ohne Not nachlaufen. Sie gehen zugrunde, weil sie gegen die Bestimmung handeln, die das Leben ihnen vorgegeben hat.«
    Maru fühlte sich immer unbehaglicher. Es war, als würde sich eine dunkle Wolke über ihr zusammenballen. Sie hatte das Gefühl, dass der Maghai vor etwas auszuweichen versuchte, vor einer Entscheidung, die er treffen musste, als wollte er etwas Unvermeidliches hinauszögern.

    »Nun, Strydhs Axt, die Axt des großen Schlachters, trifft auch jene, die fromm ihrer Bestimmung folgen. Es gibt immer große Mächte, die das Leben der Menschen in Richtungen lenken, die sie nie gehen wollten. Die Bauern können ihre Felder nicht bestellen, wenn Krieg das Land verheert, gleich, was die Sterne der Akkesch über ihr Schicksal sagen. Sie sind kaum weniger unglücklich als jene, die aus freien Stücken den leuchtenden Pfad ihrer Bestimmung verlassen.«
    Jalis senkte den Kopf, als wolle er beten, und sah Maru noch einmal lange an. »Ich lese die Bestimmung der Menschen aus ihren Gesichtern, ihren Augen und ihren Händen, denn dort ist sie zu finden. Ich kann ihnen nicht sagen, was der morgige Tag für sie bereithält, doch ich kann ihnen verraten, was die Hüter für sie erträumt haben. Sie müssen sich nur entscheiden, ob sie dem vorgezeichneten Pfad folgen wollen. Nimm mich als Beispiel, Maru Nehis: Ich habe viel gelernt, und ich wusste, was mich erwartet, wenn ich den Weg eines Maghai einschlage. Ich hätte davonlaufen können. Ich hätte ein Fischer werden können im Wasserland, hätte nicht dieses einsame Leben führen müssen. Doch wäre ich glücklich geworden, hätte ich meine Bestimmung nicht erfüllt? Kaum. Denn ich habe meine Bestimmung gesehen – und auch deine.«
    Jalis sah bedrückt aus. Aber dann veränderten sich seine Gesichtszüge. Eine finstere Entschlossenheit blitzte jetzt in seinen Augen. Marus Herz klopfte bis zum Hals. Sie hörte ein seltsames Geräusch, ein leises Schaben vor dem Fenster.
    Der Maghai hatte es nicht gehört, oder er ignorierte es. »Ich habe in viele Augen geblickt, Maru Nehis, ich habe Unglück und Glück gesehen, Erfüllung und Versagen und tief in der Seele immer den Pfad, den Weg, der dem Menschen bestimmt war. Bei dir aber, Maru Nehis, ist das anders.«
    Marus Herzschlag setzte für einen kurzen Moment aus. Jalis’ Blick lastete schwer auf ihr.

    »Ich habe auf den Grund deiner Seele geblickt, Maru Nehis, und doch weiß ich nicht, wer du bist! Ich habe deine ältesten Erinnerungen gesehen, und doch bleiben mir deine Eltern verborgen. Vielleicht war dein Vater doch einer aus unserer Bruderschaft, einer, der seinen heiligen Eid vergessen hat, auch wenn ich das nicht glauben will – nicht glauben kann -, denn dergleichen ist noch nie vorgekommen. Aber je länger ich es bedenke, desto sicherer bin ich, dass in dir das Blut eines Maghai fließt. Ich kann ihn in deiner Erinnerung nicht finden, was bedeuten kann, dass er nicht gefunden werden will. Ist dies so, dann ist er ein Meister meiner

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