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Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin

Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin

Titel: Die Tochter des Magiers 01 - Die Diebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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dunkles, matt schimmerndes Gewimmel. Etwas fiel auf ihre Schulter. Sie wischte es mit einem Aufschrei weg. Es war eine Spinne. Jetzt ergoss sich eine Flut von schwarzem Ungeziefer durch die Fenster in die Kammer wie eine schwarze Welle, die den Raum überschwemmte. Sie krochen und krabbelten auf Maru zu. Doch nahmen sie nicht den geraden Weg – es war eher wie ein Strudel, der sich um Maru bildete, ein grotesker Tanz von Beinen, Fühlern, schwarzen Leibern, von Käfern, Schaben, Spinnen, Tausendfüßlern und Skorpionen. Das Rascheln ihrer Chitinpanzer
erfüllte den Raum. Sie ergossen sich über die Wände, den Boden, die Decke. Sie schlugen einen Bogen um den Maghai und vereinigten sich dann zu einem wirbelnden Kreis, der sich langsam um das Mädchen in seiner Mitte zusammenzog.
    Maru wollte schreien, aber es kam nur ein ersticktes Stöhnen aus ihrem Mund. Sie starrte auf die schwarze Woge zu ihren Füßen, die auf sie zuschwappte, zurückwich, sich wieder näherte, aber nicht angriff.
    Blendwerk , dachte sie plötzlich. Der Gedanke war ihr so unvermittelt in den Sinn gekommen wie ein Sonnenstrahl, der durch eine Gewitterwolke bricht. Täuschung und Blendwerk, wiederholte sie. Sie sagte es sich wieder und wieder.
    Die tausendbeinige Masse zu ihren Füßen erzitterte, aber sie wich nicht. Der Kreis war nun so eng, dass die ersten schwarzen Fühler ihre Füße ertasteten. Missgestaltete Käfer regneten von der Decke auf sie herab.
    Maru schrie auf. Blendwerk , dachte sie mit aller Kraft. Schaben krochen über ihre Füße. Sie fing an zu treten, zu schreien, mit den Händen und Armen zu fuchteln. Sie riss Spinnen aus ihren Haaren, zerstampfte Dutzende der schwarzen Leiber, aber Hunderte rückten nach, krochen die Beine empor. Maru versuchte, sie abzustreifen und fühlte, als sie sich bückte, wie ihr ungezählte Schaben, Spinnen und Käfer auf den Rücken, den Nacken regneten, unter ihren Überwurf krochen, sie bissen, sie umflossen wie schwarzes Erdpech, ihren Hals erreichten, umschlangen, zuschnürten. Maru richtete sich auf. Ihre Hände, mit denen sie eben noch versucht hatte, die Beine von der wimmelnden Masse zu befreien, waren bedeckt mit schwarzen Leibern. Sie fühlte sie in den Haaren, auf der Stirn, auf den Wangen.
    Blendwerk, dachte sie verzweifelt.
    Die Schlinge um ihren Hals zog sich zu, sie spürte Käfer an den Mundwinkeln, an den Nasenflügeln, den Augenlidern. Sie schloss
die Augen, hielt die Luft an und versuchte, sich nicht mehr zu bewegen, so als könnte sie den tausendfachen Feind abschütteln, indem sie sich tot stellte.
    Blendwerk!
    Doch dieser Feind war nicht zu täuschen. Sie fühlte, wie ihr die Haut in winzigen Stücken vom Fleisch und dann das Fleisch von den Knochen gerissen wurde, wie aus ungezählten Wunden Blut sickerte. Ihre Lungen schienen zu bersten. Maru riss den Mund auf, und sofort strömten sie hinein. Sie spürte Fühler und Beine, Flügel auf den Lippen, der Zunge. Sie konnte nicht mehr, sackte zusammen und riss sterbend die Augen auf. Schwarze Körper fielen von ihren Lidern …
    Plötzlich war da etwas Gelbes: ein Paar zerbrechlicher Flügel, das sich von ihrer Wange löste und in das blendend helle Licht der Fenster flog. Ein Schmetterling. Die Zeit hielt an. Jemand stöhnte. Da waren noch mehr Falter. Sie strömten ihr aus dem Mund, von den Haaren, den Beinen flogen sie auf. Aberhunderte, strahlend gelbe Falter, die sich in unendlicher Langsamkeit von ihr erhoben, die sie umflorten und dann dem Licht folgten.
    Maru lächelte. War es das, was passierte, wenn man starb? Es war still. Vor ihr stand der Maghai, ein mächtiger Schatten vor den leuchtenden Fenstern. Er teilte sich. Maru blinzelte. Ein Teil des Maghai ging langsam in die Knie und fiel vornüber, der andere blieb stehen, einen Dolch in der Hand. Ein Tropfen löste sich von der Spitze der Klinge. Er blitzte hellrot auf, als er von einem Sonnenstrahl getroffen wurde. Sie bekam wieder Luft! Maru riss den Mund auf und sog begierig die frische Luft ein. Sie verschluckte sich, hustete, würgte – aber sie lebte!
     
    Ein hagerer Schatten stand vor dem Fenster und wischte seinen Dolch ab. »Und? Was wollte er wissen? Und was hast du ihm verraten, dumme Gans?« Es war Tasil.

    Maru winkte schwach ab. Sie kauerte auf dem Steinboden und betrachtete ihn misstrauisch. Es war kein einziges Insekt mehr zu sehen, nicht mal eines von denen, die sie zertrampelt hatte.
    »Blendwerk«, sagte sie. Und sie sagte es noch einmal laut,

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