Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin
natürlich stellte der Edaling so auch sicher, dass das Mädchen nicht flüchtete oder von Verwandten entführt wurde.
»Hast du noch nicht daran gedacht, sie zu befreien, Rema?«, fragte Maru, einer plötzlichen Eingebung folgend.
»Natürlich habe ich das«, sagte Rema seufzend, »aber Großvater Taiwe hat es mir verboten. Er sagt, dass sie dann ein anderes Mädchen opfern würden – und das wäre eine Schuld, die wir uns nicht aufladen dürften.« Traurig sagte er: »Ich glaube, da hat er Recht. Ich kenne jedes Mädchen hier im Dorf. Eigentlich sollte keine von ihnen sterben. Aber meine Schwester auch nicht!«
Maru nickte und schwieg. Das mit der Befreiung war ein schöner Einfall gewesen. Sie hatte nicht darüber nachgedacht, was daraus folgen würde. Taiwe schon. Er war wirklich ein kluger Mann.
»Aber jetzt bist du hier, Maru Nehis, und das ändert alles«, sagte Rema.
Maru starrte ihn verständnislos an.
»Wenn dein Onkel dich wirklich verkauft, müssen wir weder Lathe noch irgendein anderes Mädchen aus dem Dorf opfern.«
Maru wusste nicht, was sie sagen sollte. Er meinte das ernst.
»Er hat immerhin drei Dutzend goldene Ringe für dich geboten. Ich kann verstehen, dass dein Onkel das Angebot nicht abgelehnt hat.«
»Es war nur ein Dutzend – und Tasil hat das Angebot nicht angenommen!«, stellte sie entschieden klar.
Rema sah unglücklich aus: »Er hat es wirklich abgelehnt?«, fragte er leise.
Maru wurde verlegen. Er schien seine Schwester sehr zu lieben. »Nicht endgültig«, sagte sie, um den Jungen zu trösten, was ihr im selben Augenblick sehr seltsam vorkam. »Außerdem – die Krieger sind gerade draußen in den Sümpfen, um die Awathani zu töten. Und wenn sie Erfolg haben, muss niemand geopfert werden. Auch deine Schwester nicht«, sagte sie und setzte in Gedanken hinzu: Und ich auch nicht.
»Nenn sie nicht beim Namen, bitte. Und niemand kann sie töten«, sagte der Junge düster.
»Oh, es sind wirklich erfahrene Krieger, ich glaube, der Iaunier hat vor, sie zu vergiften. Und mein Onkel sagt, dass das möglich ist.«
»Das wäre schön«, sagte Rema, ohne dass es sehr überzeugt klang. »Ich glaube nicht, dass es genug Gift auf dieser Welt gibt, um so ein Untier zu töten. Außerdem«, er zögerte, »sagen die Leute, dass sie unsterblich ist.«
Maru dachte nach. Als ihr Onkel den Einfall Meniotaibors gelobt hatte, da hatte der Plan überzeugend geklungen. Aber der Junge hatte nicht Unrecht. Angeblich war die Seeschlange riesig.
Was hieß das genau? War sie größer als das Samnath? Oder grö ßer als das ganze Dorf? Der Dakyl hatte Recht. Sie mussten mehr über die Awathani wissen.
»Hast du sie gesehen?«, fragte sie den Jungen. Auf das Naheliegende kam man immer zuletzt.
»Nein«, erwiderte Rema. »Aber Sie ist fürchterlich.«
»Woher weißt du das? Hat sie denn überhaupt jemand schon einmal gesehen?«
Rema zögerte mit der Antwort. »Der alte Dwailis ist Ihr begegnet. Er war der Erste. Skeldiga hat behauptet, er habe Sie geweckt. Aber sie erzählt oft solche bösen Sachen, und niemand hört auf sie, außer Hana.«
»Dwailis? Wer ist das?«
»Ein verrückter Alter. Er lebt ganz allein mitten im Fenn. Zuerst hat ihm keiner geglaubt, denn er erzählt oft wirres Zeug. Aber dann sind einige unserer Männer verschwunden. Und ein paar unserer Fischer haben erzählt, dass sie ihren schwarzen Rücken im Strom gesehen haben. Sie ist riesig.«
Riesig. Da war es wieder, dieses Wort.
»Was heißt das, ich meine, wie groß ist sie denn genau?«
Rema starrte sie befremdet an. »Ich verstehe deine Frage nicht, Maru Nehis. Meinst du denn, wir haben Sie auf Elle und Faden vermessen? Es ist die Erwachte. Ein Schlag ihres langen Schwanzes ist genug, um das Dorf oder eine ganze Stadt hinwegzufegen. Reicht dir das nicht?«
Maru seufzte. Hoffentlich würde Vylkas etwas Genaueres herausfinden. Auf jeden Fall schien die Awathani wirklich sehr groß zu sein. Wie viel Gift würde man also brauchen? Und vor allem – welches? Da kam ihr ein neuer Gedanke: »Sag, gibt es hier jemanden im Dorf, der sich auf besondere Pflanzen versteht, giftige Pflanzen? Oder auf das Heilen?«
Der Junge sah sie nachdenklich an. »Nicht im Dorf«, sagte er
zögernd, »aber flussaufwärts im Sumpf haust die alte Wika. Die ist eine Kräuterfrau.«
Im Sumpf. Tasil hatte gesagt, sie solle das Dorf im Auge behalten. Aber das war doch wichtiger, oder?
»Wie finde ich sie?«
»Gar nicht«, erwiderte Rema trocken,
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