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Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin

Titel: Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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um.
    »Hilf mir, das Boot ins Wasser zu schieben«, sagte Rema.
    Sein Boot war eines der kleinsten, die Maru bislang gesehen hatte, aber es war schwerer, als es aussah. Mit vereinten Kräften schoben sie es ins Wasser. Als sie die Abdeckmatten zusammenrollten und verstauten, sprang der alte Wifis auf. »Ihr dürft nicht hinausfahren«, rief er.
    »Schon gut, Wifis, wir fahren nur auf den Fluss, nicht aufs Meer«, sagte Rema laut, aber freundlich.
    »Ihr dürft nicht aufs Meer fahren. Ihr kommt nicht zurück.«
    »Wir bleiben auf dem Fluss, keine Angst, Wifis«, wiederholte Rema. Dann half er Maru ins Boot, sprang selbst hinein und stieß
es vom Ufer ab. Wifis stand bis zu den Knöcheln im Wasser und sah ihnen hinterher.
    »Er hatte drei Söhne«, sagte Rema, als sie den Hafen verlassen hatten. »Wie es heißt, bauten sie gemeinsam ein großes Boot, weil es ihnen nicht mehr genügte, den Strom zu befischen. Sie fuhren hinaus aufs Meer und kamen nicht wieder. Es ist lange her, aber seitdem sitzt Wifis hier und wartet auf ihre Rückkehr.«
    »Er ist so traurig«, sagte Maru.
    »Es ist Wifis. Ich kenne ihn nicht anders«, sagte Rema. »Ich glaube, Großvater Taiwe und Skeda lassen ihn nur noch aus Freundschaft im Rat der Ältesten sitzen, denn gesagt hat er dort schon lange nichts mehr. Und vielleicht auch, weil Hana sich darüber ärgert.« Er reichte ihr ein schmales hölzernes Paddel.
    »Was soll ich damit?«
    »Rudern natürlich. Wir müssen stromaufwärts.«
    »Ich habe das noch nie gemacht«, wandte Maru ein.
    »Dann wird es Zeit, dass du es lernst«, erwiderte Rema.
    Es war nicht besonders schwer, und Maru lernte schnell. Rema lenkte das Boot nach Osten. Sie hielten sich dicht an der Insel und folgten dann dem Dammweg Richtung Festland. Ein Meer von Schilf lag vor ihnen. Aber dann teilte es sich, und Rema lenkte das Boot zielsicher in einen der Wasserarme. Sie kamen nur langsam voran, denn der Arm war schmal und gewunden, und sie mussten auf Hindernisse im Wasser achten. Rechter Hand erstreckte sich ein Wald mit schlanken Bäumen, die ellentief im Wasser standen. Auf der linken Seite überzog Schilf flache, sumpfige Inseln. Es war nicht leicht zu erkennen, wo hier wirklich festes Land war. Das Wasser war schwarz und floss nur träge. Der Arm, dem sie folgten, teilte sich mehrfach, aber Rema kannte den Weg. Einmal sah es so aus, als seien sie in eine Sackgasse geraten, doch es war nur eine Insel aus treibendem Suwagras. Es war mühsam, das Boot hindurchzubugsieren.

    »Ist das Wasser hier tief?«, fragte Maru, als sie sich wieder einmal mit dem Paddel im zähen Gras verheddert hatte.
    »Knietief, denke ich«, antwortete Rema, »warum?«
    »Wir könnten auch aussteigen und ziehen oder schieben. Das geht sicher schneller.«
    »Davon würde ich abraten«, sagte Rema und wies mit einer Kopfbewegung auf eine nahe Sandbank. Dort lagen zwei Flussechsen mit halb aufgesperrtem Maul und ließen den Regen auf ihre Rücken prasseln.
    Maru hatte sie gar nicht gesehen. Die Idee auszusteigen, war wohl doch nicht so gut.
    Graue Vögel liefen am Ufer entlang. Einer trippelte zwischen den Mäulern der Echsen hin und her und pickte mit seinem Schnabel zwischen ihren Reißzähnen.
    »Was sind das für Vögel?«, wollte Maru wissen.
    »Madenhacker, sie suchen nach Ungeziefer. Kennt ihr die nicht, da wo du herkommst?«
    »Nein, bei uns gibt es keine Flussechsen.«
    »Wirklich nicht? Seltsam, aber dann verstehe ich, warum du hier ins Wasser steigen wolltest«, sagte Rema.
    Als er begriff, dass sie sich im Sumpf gar nicht auskannte, begann er zu erklären. Er zeigte ihr die unterschiedlichen Schilfarten, das Blattschilf, das einem Mann bis an die Brust reichen konnte, und das Rohrschilf, das leicht dreimal so hoch wuchs. »Weiter im Westen, im Leugfenn, gibt es ganze Inseln aus Riesenschilf. Das wird so hoch wie Wasserbäume, fünfmal so lang wie ein Mann.«
    »Leugfenn?«
    »Ja, so nennen wir das Fenn jenseits der Weideninseln.«
    Maru hätte gern gewusst, was denn das für Inseln sein mochten, aber sie verschob die Frage. Rema erklärte – und sie hörte ihm gerne zu. Er zeigte ihr die Schwarzen Störche, die im Schilf
nach Fröschen suchten, und die giftigen Baumnattern, die beinahe unsichtbar in den Astgabeln der Wasserbäume auf Beute lauerten. Sie erfuhr, dass die leisen und so verloren klingenden Rufe von Sumpf-Unken stammten und dass die einsame Vogelstimme, die über dem Wasserwald erschallte, dem Regenpfeifer gehörte: »Es ist

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