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Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin

Titel: Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Traum. Sie sah Tasil, der zwei tote Hakul an Land zog, und Bolox, der eine ganze Familie rettete. Sie versuchte zu helfen, aber sie stand so unter Schock, dass sie eigentlich immer nur im Weg war. Sie stolperte über die Insel. Überall lagen die toten Körper von Flussechsen, die von den Kriegern regelrecht zerstückelt worden waren. Regen. Der Regen war gut. Er spülte das Blut fort und kühlte ihre brennenden Augen. Sie irrte ziellos zwischen den Pfahlbauten umher. Niemand beachtete sie, und darüber war sie froh. Alle waren damit beschäftigt, irgendwie zu helfen. Nur sie, sie war völlig nutzlos. Der Abend brach herein, und es wurde schnell dunkel. Maru wusste nicht, wo sie hin sollte. Weglaufen? Sie konnte nicht weinen, auch wenn sie das so gerne getan hätte.
    Plötzlich tauchte Wika wie aus dem Boden gewachsen vor ihr auf.
    »Nun, Nehis, wieder so eine schwere Last auf den Schultern?«
    Maru antwortete nicht. Die Kräuterfrau kam näher, viel zu nahe, ihr Gesicht war keine Handbreit von Marus entfernt.
    »Was ist los, Mädchen? Du haderst? Quälst dich? Dein Atem. Du solltest ihn hören! Wie gepresst er klingt!«

    Maru wich unwillkürlich ein Stück zurück. Aber Wika blieb dicht bei ihr. Ihre schmalen Augen durchbohrten sie förmlich.
    »Weglaufen kannst du nicht. Nicht vor mir. Nicht vor dir. Was geschehen ist, ist geschehen. War es deine Schuld? Nein! Der Schatten. Ich habe dir gesagt, hüte dich vor ihm. Wie dumm ich war! Du kannst ihm nicht ausweichen, denn er sucht dich. Das sehe ich jetzt. Mein Fehler, Nehis, nicht deiner. Seine Tat, nicht deine.«
    Maru hörte die Worte, aber sie drangen nicht zu ihr durch. »Was machst du hier?«, fragte sie, obwohl sie wusste, dass das eine seltsame Frage war. Wika war schließlich die Heilerin des Ortes.
    »Habe es gespürt, im Wasser, in der Erde. Schlimme Sache. Musste kommen. Und was hast du jetzt vor, Nehis? Ich sehe einen Kampf, siehst du ihn nicht? Willst du dich weiter in Selbstmitleid suhlen? Oder nimmst du ihn an, diesen Kampf?«
    Sie spürte plötzlich Wikas Hand auf ihrer Schulter. Sie musste schon länger da gelegen haben, aber erst jetzt fühlte Maru eine große Wärme, die von dort aus ihren Körper durchströmte. Es tat gut.
    »Ah, verharren sollst du nicht, Mädchen! Du hast Aufgaben, Kräfte, Fragen, kannst nicht aufgeben. Darfst nicht!«, drängte die Kräuterfrau.
    Maru spürte, wie sich tief in ihr ihre Erstarrung löste, spürte die Regentropfen auf der Haut, hörte ihren eigenen Herzschlag. Und dann schüttelte sie den Kopf. »Ich gebe nicht auf«, sagte sie langsam.
    »Gut! Sehr gut!«, sagte Wika grimmig und schlug Maru mit ihrer knochigen Hand hart vor die Brust. »Nicht nur denken. Dein Herz! Musst kämpfen! Handeln!«
    Maru nickte verwirrt.
    »Hilf, Nehis. Aber nicht mir. Dir. Anderen. Die dich brauchen! Und wisch deine Tränen ab. Andere haben mehr Recht zu weinen.«

    »Das ist nur der Regen«, sagte Maru.
    Wika lachte, drehte sich um und verschwand hinter den Regenschleiern. Maru fasste sich an die Wangen. Es war doch nicht nur der Regen. Sie hatte geweint, ohne es zu merken. Sie blickte sich um. Überall liefen Menschen durcheinander. Dinge wurden ans Ufer geschleppt. Krieger waren dabei, aus Trümmern behelfsmäßige Unterkünfte für die zu zimmern, die ihr Obdach verloren hatten. Die größte entstand oben auf dem Hügel, neben dem Samnath, so als fürchte man, das furchtbare Verhängnis könne sich wiederholen. Maru hatte es gar nicht bemerkt, aber sie war dorthin zurückgekehrt, von wo sie das Unglück hatte mit ansehen müssen. Sie entdeckte Fakyn, der immer noch bemüht war, Ordnung in das Chaos zu bringen. Feuer waren entlang des Ufers entzündet worden. Und draußen suchten Fischer mit Fackeln den Fluss nach weiteren Überlebenden und nach Toten ab. Sie suchte Tasil, aber sie fand ihn nicht. Bolox war da. Er schleppte schwere Dinge den Hang hinauf, und es sah fast so aus, als sei es ihm umso lieber, je schwerer sie waren. Sie sah Abeq Mahas, der seine Priester antrieb, den Verletzten zu helfen. Das Unglück schien alle Unterschiede in Herkunft, Stellung und Rang zu verwischen. Akkesch halfen Awiern, Fischer bargen Krieger, Schab wateten durch knietiefen Schlamm, um Schweine und Ziegen in Sicherheit zu bringen. Dann entdeckte sie Tasil, der sich ganz ruhig mit dem Anführer der Hakul unterhielt. Sie traute ihren Augen nicht.
    »Pass auf, Mädchen«, rief eine raue Stimme.
    Maru zog gerade noch rechtzeitig den Kopf ein. Ein

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