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Die Tochter des Magiers 03 - Die Erwählte

Titel: Die Tochter des Magiers 03 - Die Erwählte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Schließlich war sie es gewesen, die die Frau in die Stadt geführt hatte, mit bester Absicht zwar, doch zu einem bösen Ende. Und Uschparu stand neben ihrem toten Körper und erntete die Früchte seines Verrats. Noch war er Immit. Aber schon bald würde er sich Kaidhan nennen, Herr der größten Stadt des Reiches. Und es gab nichts, was sie dagegen tun konnte. Auf dem Damm stellten die Kriegerpriester ein dreifüßiges Becken auf. Als die heilige Flamme brannte, warf der Immit einige Opfergaben hinein. Es waren Feldfrüchte und kostbarer Weihrauch. Maru vermeinte, ihn noch im Kahn riechen zu können. Es war eine ruhige Nacht, doch
der weiße Rauch stieg nicht steil auf, sondern zog flach flussabwärts.
    Auch Numur streute jetzt mit fahriger Geste einige Gegenstände in das Feuer, dann beugte er sich zur Bahre hinab, schnitt mit einem Messer Umati eine dicke Locke ihres Haares ab und warf diese ebenfalls in die Flamme.
    »Er muss diese Frau wirklich gehasst haben«, murmelte Hardis.
    Maru dachte, dass das Wort gefürchtet es wohl besser getroffen hätte. Wenn stimmte, was Umati ihr erzählt hatte, dann hatte der Alldhan sie auch begehrt, sonst wäre sie vermutlich schon viel früher gestorben. Auf dem Damm sahen die Großen des Reiches zu, wie das Feuer ihre Opfergaben verzehrte. Der Rauch blieb unstet und flach.
    »Die Götter nehmen das Opfer nicht an«, flüsterte Gybad plötzlich. Er hatte seit Stunden nichts gesagt, doch jetzt sprach er aus, was alle dachten.
    Jedenfalls fast alle: »Das ist doch nur der Wind, der immer über den Fluss zieht«, meinte Tasil abschätzig. »Sie hätten das Becken wohl besser am Ufer aufgestellt.«
    Maru war nicht überzeugt. So viel Blut klebte an den Händen von Uschparu und Numur, dass die Götter alles Recht hatten, das Opfer abzulehnen. Sie wurde immer unruhiger. Es musste bald Mitternacht sein. Die Männer auf dem Damm schienen alle Zeit der Welt zur Verfügung zu haben. Hatten sie denn gar keine Angst vor dem, was im tiefen Wasser des Dhanis lauern konnte? Ein Hauch von Kälte kroch ihr über den Rücken. Sie schluckte. Das Zeichen war nicht misszuverstehen. » Sie ist in der Nähe«, flüsterte sie leise.
    Die Männer hatten sie trotzdem gehört.
    »Wo? Wo ist sie?«, fragte Hardis schnell.
    Maru zuckte hilflos mit den Achseln. »Ich weiß es nicht, sie ist da, nicht allzu weit, denke ich.«

    »Dann an die Ruder, Männer, und haltet uns am Ufer. Ich will keine Überraschungen erleben«, befahl Hardis.
    »Auf die andere Seite der Landzunge«, flüsterte Tasil. »Dort sind wir sicher und dem Damm näher.«
    Maru übernahm das Steuerblatt, und die Männer legten sich in die Riemen. Drei, vier Schläge nur, und sie waren ein Stück oberhalb der schmalen Landzunge. Sie zogen die Ruder ein und ließen sich ans Ufer treiben. Eines der Schilfboote der Akkesch hatte ihr Manöver bemerkt und näherte sich. Ein Schab stand im Bug, hinter ihm konnte Maru einige Bogenschützen ausmachen.
    »Was habt ihr dort zu suchen?«, rief der Schab leise, als sie nahe genug waren. Er wollte die Zeremonie offensichtlich nicht stören.
    Tasil hielt das Siegel hoch. »Ich warte auf Anweisungen von Mahas«, rief er leise zurück.
    Maru bezweifelte, dass der Schab, der immer noch einige Ruderschläge entfernt war, mehr als ein Stück Ton in Tasils Hand sehen konnte. Aber vielleicht erkannte er Tasil wieder. Er gab dem Steuermann mit einer Kopfbewegung ein Zeichen, und das Schilfboot wendete schwerfällig. Auf dem Damm war das Opferfeuer nur noch ein schwaches Glimmen. Abeq Mahas trat vor, öffnete ein Gefäß und goss eine dunkle Flüssigkeit in die Flamme. Sie flackerte noch einmal auf und verlosch dann ganz. Immit Uschparu verbeugte sich noch einmal tief, drehte sich um und nickte einem seiner Begleiter zu. Der winkte einen der Träger heran, die Umatis Leiche gebracht hatten, und flüsterte ihm etwas zu. Der Mann nickte zweimal und rannte dann über die Brücke zurück zum Ulbai-Ufer. Die eiligen Schritte des Mannes auf den Bohlen dröhnten bis zu den Schmugglern. Sonst war es still. Nur der Strom floss leise plätschernd nach Süden. Die Anspannung war fast mit Händen zu greifen. Der Läufer verschwand in einer großen Gruppe von Männern. Es dauerte nur einige wenige Augenblicke, und
diese Gruppe setzte sich in Bewegung. Es waren immer zwei Männer, die einen großen Kasten trugen. Ihnen folgten weitere Träger. Sie brachten sehr viele Kästen und Kisten.
    »Endlich«, flüsterte Tasil

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