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Die Tochter des Magiers 03 - Die Erwählte

Titel: Die Tochter des Magiers 03 - Die Erwählte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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entgegen, die sie fast in der Mitte des Stromes erwarteten, gerade dort, wo der lange Damm endete und die Brücke begann. Sie waren viel zu weit entfernt, als dass Maru hätte hören können, was dort gesagt wurde, aber die Gesten sprachen für sich. Die Abgesandten begrüßten einander mit steifen Verbeugungen. Dann übergab der Verwalter das Lamm. Einer der Priester nahm es entgegen, drehte sich um und reckte die Arme mit dem blökenden Tier in die Höhe. Auf der Serkesch-Seite brandete Jubel auf. Ein zweiter Priester stellte ein kupfernes Becken ab, der erste hielt das Tier darüber, und ein dritter schnitt ihm rasch die Kehle durch. Es dauerte eine Weile, bis das Opfer ausgeblutet war. Der zweite Priester hob das Becken an und schüttete das Blut in den Fluss. Dann trennten sich die Abordnungen wieder.
    »War das jetzt der Frieden?«, fragte Gybad.
    »Noch lange nicht«, antwortete Hardis.
    Er sollte recht behalten. Es wurden Siegel ausgetauscht und große Tontafeln hin- und hergetragen, auf denen die Bedingungen des Friedens festgehalten waren. Sie wurden geprüft, und, die fünf im Boot konnten es hören, vollständig laut verlesen. Es waren lange Texte. Von Zeit zu Zeit wurde auf der Serkesch-Seite
gejubelt. Am Ufer der Ulbaitai blieb es dagegen still. Schließlich aber verstummten auch Numurs Krieger. Hörner gaben das Zeichen, und von beiden Seiten setzten sich langsame Prozessionen in Gang.
    »Seht nur, dort kommt Uschparu«, sagte Tasil, »ihr erkennt ihn an dem Gold, das er um den Hals trägt.« Wirklich, die festlich geschmückte Gestalt des Immits stach deutlich aus der Gruppe der Ulbaitai hervor. Maru entdeckte Upnu, den Schab-ut-Schabai. Er trug die Eisenrüstung, die sie in der Waffenkammer schon bewundert hatte – und er führte den Speer mit der langen eisernen Spitze, den er sich für den Kampf gegen die Awathani hatte schmieden lassen. Auch bei den Serkesch entstand Bewegung. Feierlich schritten der Alldhan und sein Gefolge auf den Damm hinaus. Maru bemerkte die hagere Gestalt von Abeq Mahas und daneben Numur, der von einem seiner Leibwächter gestützt werden musste. Klias und Belk waren dort, ebenso wie Fakyn mit einer Eschet von Numurs Leibwache, dann folgten einige der Kriegerpriester und einige Männer, die Maru für Verwalter oder Schreiber hielt. Noch etwas geschah. Auf beiden Seiten des Flusses lösten sich Gefährte vom Ufer. Die beiden hölzernen Schiffe der Ulbaitai und die drei großen Schilfkähne der Serkesch verließen die Sicherheit des flachen Wassers und steuerten hinaus auf den offenen Strom. Maru lauschte in sich hinein. Es war ruhig, die Erwachte war nicht in der Nähe. Aber ob das so bleiben würde? Sie sah den Ruderern der Serkesch hinterher, die das Wasser weiß aufschäumen ließen. Fackeln brannten im Bug und im Heck ihrer Boote. Die Landzunge war verlassen, die Feuer dort fast niedergebrannt.
    »Wird es nicht allmählich Zeit, dass du uns in deinen Plan einweihst, Tasil, mein Freund?«, fragte Hardis jetzt.
    Der Zug der Serkesch hatte fast das Ende des Dammes erreicht. Dort hielten sie an. Das war beinahe die Mitte des Flusses. Die Sieger ließen die Besiegten kommen.

    »Gut, ihr Männer. Ich werde euch nun verraten, was ich vorhabe, doch zuvor muss ich etwas wissen.«
    »Was denn noch?«, murrte Agir.
    »Ich muss wissen, wie tapfer ihr seid und wie sehr ihr dieses Gold, das Silber, den Bernstein und das Eisen begehrt.«
    »Wir wollen es«, antwortete Hardis schlicht.
    »Mein Vorhaben ist gefährlich, und ich kann nicht versprechen, dass wir alle es überleben werden. Aber der Lohn ist reichhaltiger, als ihr es euch vorstellen könnt«, begann Tasil. Und dann zählte er auf: »Dreihundert Barren Silber, sechzig Barren Eisen, dreißig Barren Gold und zwanzig Limi Bernstein hat der Immit den Serkesch für den Frieden geboten.«
    »Bei Brond!«, entfuhr es Agir.
    »Und dank meines Verhandlungsgeschickes«, fuhr Tasil selbstzufrieden fort, »hat Mahas fünfhundert Barren von Silber, hundert von Eisen, fünfzig von Gold und dreißig Limi Bernstein verlangt – und wird das alles nun bekommen.«
    Es war einen Augenblick still im Boot. Maru konnte den Männern selbst im Dunkeln ansehen, dass sie sich ihren Teil der Beute ausmalten. Von der Brücke wehten Gesprächsfetzen herüber. Maru sah die Schiffe auf dem Fluss, die sich aneinander vorbeischoben. Sie waren vollbesetzt mit Kriegern, und sie kamen einander gefährlich nahe. Noch war der Vertrag nicht besiegelt. Aber die

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