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Die Tochter des Magiers 03 - Die Erwählte

Titel: Die Tochter des Magiers 03 - Die Erwählte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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entgegengekommen waren. Sie fragte sich, ob die sieben die Fürsorge des Immits überleben würden. Tasil hatte recht. Ganz Ulbai klammerte sich an Hoffnungen. Eine davon galt den Schiffen, die schon so lange fort waren, aber sicher
bald, zum Bersten voll mit Korn beladen, zurückkehren würden. Die Nachricht vom Untergang konnte der Todesstoß für die Stadt und ihre hungernden Verteidiger sein.
    »Und die Serkesch haben keine Gefangenen gemacht?«, fragte Tasil.
    »Wir hoffen es, doch kann ihnen der Angriff nicht entgangen sein, denn er geschah dicht bei ihrem Lager im Wolfsfenn.«
    »Numur wird also bald davon erfahren«, murmelte Tasil nachdenklich.
    »In zwei Tagen kann er es wissen. Die Serkesch werden Boten aussenden. Und da sie es nicht wagen, den Fluss zu befahren, werden sie das Leugfenn zu Fuß durchqueren müssen. Wir haben tapfere Männer ausgesandt, diese Boten abzufangen. Wir kennen den Pfad, den sie dort angelegt haben, doch ist nicht sicher, dass es gelingt. Deshalb müssen wir schnell handeln, Urather.«
    »Und wie lange reichen die Kornspeicher der Stadt noch?«, fragte Tasil.
    »Zwei Wochen, vielleicht drei, bei weiter gekürzter Nahrung. Und schon jetzt fehlt unseren Kriegern die Kraft, um zu kämpfen. Und das Sumpffieber tötet viele von denen, die geschwächt sind.«
    Weder aus Tasils Frage noch aus Uschparus Antwort klang besondere Anteilnahme für die Bewohner der Stadt heraus. Sie waren wie zwei Kaufleute, die den Wert einer Sache prüften, bevor sie ernsthaft ans Verhandeln gingen.
    »Auch in Numurs Lager sterben sie!«, rief Luban dazwischen. »Und Schaduks Fluch trifft sie immer wieder.«
    »So ist es«, bestätigte der Immit. »Wir sind nicht die Einzigen, die leiden. Dem Verräter laufen die Krieger davon, und die, die bleiben, erkranken am Fieber. Und genau deshalb …«, Uschparu holte tief Luft, »… genau deshalb hoffen wir, dass er unser Angebot annehmen wird.«
    »Ich würde lieber sterben, als mit diesem Abtrünnigen zu verhandeln«,
rief Luban mit fester Stimme. Aber dann sackte er wieder in sich zusammen und er klang sehr verzagt, als er fortfuhr: »Aber mein Volk, meine Stadt, mein Reich – sie leiden, und ihr Elend dauert mich.«
    »Dein Einlenken zeugt von großer Weisheit und grenzenloser Güte, hochgeborener Kaidhan.«
    »Ich weiß, guter Immit, ich weiß. Und doch würde ich nicht nachgeben, wenn nicht die Sterne selbst es verlangten.«
    Upnu, der Schab-ut-Schabai des Heeres, schaute mit versteinerter Miene zu, wie der Kaidhan begann, sich vor Gram das Haar zu raufen.
    »Und deshalb«, fuhr Immit Uschparu fort, »werden wir gegen unseren Stolz, gegen unseren Mut und gegen das Recht dem Verräter Numur Frieden anbieten. Und du, Tasil aus Urath, bist der Mann, der dieses Angebot überbringen wird.«
    Für einen langen Augenblick war es ganz still im Ahntempel. Irgendwo tropfte Wasser, und der Waffenrock des Schab-ut-Schabai knarrte leise, so, als wolle er Missbilligung ausdrücken. » Frieden ?«, fragte Tasil.
    Noch nie hatte Maru ihn so fassungslos gesehen. Auch sie selbst traute ihren Ohren nicht. Frieden? Den konnte sie sich kaum vorstellen. Sie war dabei gewesen, als dieser Krieg ausgebrochen war, in Serkesch. War das wirklich erst vor einem Jahr gewesen? Es war unendlich viel seither geschehen. Sie waren aus dem Reich der Akkesch geflohen, sie und Tasil, bis das Gerücht von einem Goldschatz Tasil in das Wasserland Awi gelockt hatte. Und dort hatten Numur und sein Krieg sie eingeholt. Mit Schrecken dachte sie an die Ereignisse im Isberfenn zurück. An den Verborgenen Tempel, der über ihr eingestürzt war, an Bolox, Vylkas und die anderen Söldner, die dort umgekommen waren. Und auch sie selbst wäre gestorben, wenn nicht der verrückte Dwailis gewesen wäre. Er hatte sie gerettet, aber nicht allein. Utukku, der Daimon, hatte das Stück Haut der Awathani gebracht,
das ihre tödliche Wunde geheilt hatte und das sie nun für immer tragen musste. Sie waren dann den Fluss hinab geflohen bis zum Meer, und Tasil hatte den Weg nach Westen eingeschlagen, ohne bestimmtes Ziel. Das hatte er zumindest behauptet. In einer kleinen Hafenstadt hatten sie für zwei Wochen Ruhe gefunden. Maru hatte sich erstaunlich schnell von ihrer Verletzung erholt, und Tasil hatte neue Freundschaften geschlossen, gefährliche Freundschaften, die sie hierher geführt hatten, in die belagerte Hauptstadt. Wie sehr hatte Maru gehofft, den Fluss hinter sich lassen zu können. Doch es war, als müsse

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