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Die Tochter des Magiers 03 - Die Erwählte

Titel: Die Tochter des Magiers 03 - Die Erwählte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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sich dem Frieden in den Weg stellen? Luban bezahlte gut, und wenn sie die Sache richtig einschätzte, würde ihr »Onkel« den Sonderauftrag des Immits nicht umsonst erledigen. Da war eine Menge Silber im Spiel. Sie hoffte, dass es genug war, um Tasil zufrieden zu stellen. Und dann tauchte eine weitere Frage auf. Drüben, im Wolfsfenn, lag seit dem Morgen ein ganzes Schiff voller Ware. Die Männer dort waren tagelang durch schmale und gefährliche Kanäle und Seitenarme gerudert. Diese Männer, ausnahmslos Iaunier, erwarteten sich etwas von ihren Anstrengungen. Wenn Frieden wäre, dann ließe sich mit ihren Waren wohl immer noch Silber verdienen, aber doch bei Weitem nicht so viel wie bisher. Maru dachte an den Anführer der Iaunier. Sie wurde wieder langsamer. Tagor Xonaibor war ein Mann, der wusste, was er wollte, und keine Rücksicht kannte. Er würde nicht sehr erfreut sein, wenn er erfuhr, was hier geschah. Maru runzelte die Stirn. Es war wohl besser, er erfuhr es nicht. Sie blieb stehen. Vor ihr ragte die rissige Lehmmauer von Hardis’ Lagerhaus auf. Sie war am Ziel.

    Der Kydhier lag auf einem Stapel alter Decken und hielt ein Schläfchen. Maru weckte ihn. Er war sehr erstaunt, sie zu sehen. »Täuschen mich meine Augen, und es ist schon Nacht?«, fragte er gähnend.
    »Mein Onkel schickt mich, Hardis«, begann Maru, die ganz außer Atem war. »Er bittet dich, das Boot vorzubereiten, denn er hat einen dringenden Auftrag zu besorgen.«
    Hardis reckte sich. »Wann braucht er es denn?«
    »So schnell wie möglich.«
    Hardis stutzte. »Jetzt? Am hellen Tag? Das ist nicht meine Zeit.«
    »Er erwartet nicht, dass du es umsonst tust.«
    Der Kydhier kratzte sich verschlafen am Bauch. »Dann werde ich Gybad und Agir wecken, dass sie mir zur Hand gehen.«
    »Mein Onkel hält es für besser, wenn du dieses Mal auf ihre Hilfe verzichtest.«
    Hardis kniff seine Augen zusammen und sah Maru nachdenklich an. »Wohin soll die Reise denn gehen?«
    »Nur ans andere Ufer des Schwarzen Dhanis.«
    Der Kydhier dachte nach. »Tasil will zu den Serkesch? Am helllichten Tag? Und er will nicht, dass meine Männer davon erfahren?«
    »So ist es.«
    »Aber sie werden es auf jeden Fall erfahren, denn wenn wir ausfahren, werden uns viele Augen sehen. So etwas kann nicht verborgen bleiben, nicht, wenn die Sonne am Himmel steht. Ich glaube doch, dass ich sie wecken werde.« Hardis gähnte, kratzte sich am Rücken und schickte sich an, zum hinteren Raum des Lagers zu gehen, wo seine beiden Gehilfen für gewöhnlich schliefen.
    »Es ist natürlich deine Sache, ob du den halben Barren Silber mit ihnen teilen willst oder nicht«, meinte Maru.
    Hardis, der die Tür fast erreicht hatte, blieb stehen. »Sagtest du ›Barren‹?«

    »Das sagte ich.«
    »Kann es sein, dass du dich versprochen hast, und bloß Segel meintest?«
    »Nein, ich sagte und meinte Barren.«
    »Und du sagtest Silber, nicht Bronze oder Kupfer?«
    »So ist es.«
    »Dann hilf mir, die Ruder zu tragen. Ich hole nur schnell noch meine Waffen.«
    Der Hafen war in Friedenszeiten sicher ein Ort reger Geschäftigkeit, jetzt waren dort kaum Menschen anzutreffen. Und die, die ihnen begegneten, schlichen über die Gassen wie kraftlose Schatten. Hardis hatte sein großes Boot, einen plumpen hölzernen Kahn, der früher zwischen Ulbai und Esqu Waren befördert hatte, etwas schlicht auf den Namen Fisch getauft. Sein Vorbesitzer, ein Händler, der im Krieg alles verloren habe, habe sich zum Schluss mit Fischfang versucht, hatte Hardis ihr einmal erklärt: »Doch er hatte keine Ahnung von diesem Handwerk und gab es bald wieder auf, aber der Geruch blieb noch lange im Holz. Deshalb heißt der Kahn bei mir, wie er eben heißt.«
    Der Fisch lag jetzt vertäut an der Kaimauer des Hafens. Dieser Platz war eigentlich den großen Handelsschiffen vorbehalten, doch von der einst stolzen Flotte der Ulbaitai waren nur noch fünf Schiffe geblieben, und so hatte niemand etwas dagegen, wenn Fischer und Männer wie Hardis, zu dessen Geschäften man besser keine Fragen stellte, ihre Boote dort festmachten. Der Kydhier ging, um ihre Fahrt anzumelden, denn die Hafeneinfahrt war mit einer Kette versperrt. Der Hafenmeister war empfänglich für gewisse Vergünstigungen und hatte schnell festgestellt, dass es sich lohnte, Hardis und die Seinen im Fisch ausfahren zu lassen, wann immer sie es wollten. Gerade als Hardis von seinem Gang zurückkehrte, tauchte auch Tasil auf. Er trug ein gewickeltes Tuch in der Hand,

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