Die Tochter des Magiers 03 - Die Erwählte
eingehen wird. Es ist zu schlecht. Und jetzt rudere.«
Nachdenklich griff der Kydhier nach dem langen Holz. »Das ist wirklich eine große Sache, Tasil.«
Schweigend stemmten sie sich wieder gemeinsam gegen die Strömung. Maru stellte fest, dass sie etliche Bootslängen nun noch einmal zurücklegen mussten.
»Und wenn doch?«, fragte Hardis nach einer Weile. »Dann werde ich mich dem nicht in den Weg stellen, Hardis. So wie ich die Sache sehe, können wir hier beide, wenn wir es richtig anfangen, noch einmal viel Silber verdienen. Und der Schmuggel – nun, bis jetzt hatten wir Glück, doch eines Tages würden uns die Serkesch trotzdem erwischen. Und außerdem, niemand weiß, wie lange die Stadt dieser Belagerung noch standhält. Von einem Tag auf den anderen kann es vorbei sein. Denk nur an den Damm, den der Feind gebaut hat«, erklärte Tasil, während er sich in die Riemen legte. Von der untergegangenen Flotte sagte er nichts.
Hardis nickte nachdenklich. »Frieden«, wiederholte er. Und dann sagte er: »Das wird Tagor Xonaibor nicht gefallen.«
Das Hauptlager Numurs lag nur ein kurzes Stück flussaufwärts der Stadt, etwas vom Ufer entfernt. Doch dort im Schilf standen zahlreiche Wachtposten der Serkesch. Für gewöhnlich musste man damit rechnen, mit Pfeilen begrüßt zu werden, wenn man sich bei Tag auf dem Fluss sehen ließ, doch der Palmzweig schützte den Fisch vor solchen Feindseligkeiten. Oder waren gar keine Posten aufgestellt? Auf Maru machte das Ufer einen verlassenen Eindruck, doch sie wusste, das konnte täuschen, denn die Krieger verbargen sich. Tasil gab ihr schließlich ein Zeichen, und sie lenkte den Kahn in eine kleine, weidenbestandene Bucht am feindlichen Ufer.
»Wer seid ihr, was wollt ihr?«, rief sie eine Stimme aus dem Schilf an.
»Siehst du den Palmzweig nicht, Krieger? Wir sind Unterhändler aus Ulbai und kommen mit Botschaft für Numur.«
»So landet, doch seid gewarnt. Viele Waffen sind auf euch gerichtet.«
Hardis sprang an Land und zurrte das Boot mit einem Seil an einer Weide fest. Dann stiegen Tasil und Maru aus. Das Schilf teilte sich, und ein Speerträger trat hervor. Es war ein einfacher Kämpfer, wie Maru überrascht feststellte. Wenn es hier viele Krieger gab, wo war dann ihr Schab?
»Zum Alldhan wollt ihr?«
»So ist es, edler Krieger«, sagte Tasil und betrachtete den Mann. Auch Maru sah genauer hin und erkannte, dass der Mann krank war. Er schwitzte, zitterte, und seine Augen blickten glasig.
»Ich werde euch zu meinem Schab bringen«, sagte der Krieger langsam und trat näher. Er wirkte beinahe, als würde er im Schlaf wandeln.
Tasil hob die Hand in einer Geste der Abwehr. »Führen magst du uns, Krieger, doch komm mir nicht zu nahe. Ich sehe doch, dass Uo dich mit dem Fieberpfeil getroffen hat. Und ich möchte nicht der Nächste sein, den sein Bogen grüßt.«
Der Serkesch sah Tasil seltsam an, nickte dann aber und verschwand wortlos im Schilf. Tasil zuckte mit den Achseln. »Na, komm, Kröte, lass uns sehen, wohin das führt. Ich kann es kaum erwarten, meinen guten Freund Numur wieder zu treffen.«
Hardis blieb beim Fisch zurück. Sie folgten dem Krieger in den Auwald. Sie trafen bald auf einen Trampelpfad, der vom Fluss fortführte. Der Wald wurde lichter, viele Bäume waren hier gefällt worden. Nach einer Weile bemerkte Maru leichten Brandgeruch. Sie erreichten eine kleine Lichtung, auf der ein Feuer brannte. Fliegen zuckten um die Flammen. Acht Krieger saßen dort. Maru erkannte sofort, dass zwei weitere von ihnen erste Zeichen des Sumpffiebers aufwiesen. Eine eigenartige Spannung lag über der Gruppe. Die Krieger sprangen auf und griffen eilig zu den Waffen, als ihr Waffenbruder mit Tasil und Maru aus dem Schilf trat, so als befürchteten sie einen Angriff. Und misstrauisch lauschten sie dem, was der Speerträger zu melden hatte.
»Zu Numur?«, fragte der Schab, ein Kydhier namens Fandhys. »Aus der Stadt? In wessen Auftrag? Wie sind ihre Namen?«
Der Speerträger zuckte langsam mit den Achseln, als ob ihn das nichts anginge.
»Mann, hast du gar nicht gefragt?«, schalt ihn sein Vorgesetzter.
»Tasil werde ich genannt, und ich komme in hohem Auftrag, edler Schab«, beantwortete Tasil die Frage. »Sind deine Augen bereit, das Siegel des Kaidhans zu erblicken?«
Der Schab verzog angewidert das Gesicht. »Der Kaidhan? Das wird er nicht mehr lange sein. Bald schon gehört seine Stadt uns. Gott Utu führt uns zum Sieg!«
»Ich weiß nicht, wohin euer
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